Review

                                                   "Die wabernden Titten der Dorfmatratze" 
                                                                                        
                                                                               oder 
                                   
                        "Wieviel Marmelade man braucht, um einen Splatterfilm zudrehen"



Taubert und kein Ende! Der Kerl, der mit seinen Sanitäter- und Bundeswehrkumpels Machwerke wie „Exhibitionisten Attacke“ oder „Pudelmützen Rambos“ aus dem Boden stampft, hat es mir irgendwie angetan. Und das, obwohl ihn sonst jeder zu hassen scheint.
Doch ich glaube, das Genie hinter der schäbigen Fassade des No-Budget-Regisseurs erkannt zu haben, mit welcher er lediglich einen Deppen mimt, der er im Eigentlichen gar nicht ist.
Egal, hier ein weiteres Opus des Meisters, welches auf den monumentalen Namen „Ich piss’ auf deinen Kadaver“ hört.
Hm, gebt euch bitte einen Moment, in dem ihr den Titel auf euch wirken lasst, fühlt, wie er sich in euch niederlässt…, dann fahren wir mit der Handlung fort.

Ja, die Handlung… Öh, gar nicht so einfach, sich aus dem heilen Unfug etwas Griffiges zusammen zu reimen. Ich versuch’s mal hiermit:
Das Militär stellt heimlich einen chemisch-biologischen Kampfstoff her, welcher für eine Million Mark an die Mafia verhökert werden soll.
- Oh Mann, ich spür’ schon förmlich, wie die ersten wegklicken, aber ich zieh das jetzt durch…
Bei einem Probelauf kommt leider der Arzt ums Leben, der für die Fertigstellung des Virus (?) unentbehrlich ist. Kurzum: ein neuer Arzt muss her.
Dieser ist auch schnell gefunden und zwangsrekrutiert, doch ihm gelingt die Flucht und den Kampfstoff lässt er nebenbei auch gleich mitgehen.
Die Bundeswehrgangster sind stinksauer, setzen dem Flüchtigen nach und killen als Zeichen, dass sie es ernst meinen, die beiden hübschen (???... - *kotz*) Töchter des Arztes.
Dieser ist danach noch stinkiger und sinnt auf blutige Rache…

Totaler Scheiß, ich weiß. Doch vergesst die Story, sie ist 1.) völlig nebensächlich, und wird 2.) eh so unverständlich serviert, dass alles zu spät ist:
Ständig verliert sich der Plot in unendlich langatmigen und sinnlosen Szenen, von z.B. Weibern, die nackt übers Feld laufen, oder von Urscheln beim Baden, also pfeif drauf!
Lieber zu dem, was hier wirklich von Belang ist:
Falls es jemand noch nicht mitbekommen hat, Jochen Taubert ist ein Amateurfilmer, und wenn ich jetzt Amateurfilmer sage, dann meine ich eigentlich, dass er so ungefähr die stümperhafteste Arschtrompete ist, die je auf einem Regiestuhl Platz genommen hat.
Auf den ersten Blick versteht sich.
Doch auf den ersten Blick, kommt im Vergleich zu ihm selbst Ed Wood jr. einem da Vinci oder Beethoven gleich, kein Scheiß. Zu Werke gegangen wird nämlich, wie im Amateursektor so üblich, mit wackeliger, oft am Geschehen vorbeizoomender Handkamera, viel Unvermögen und noch mehr Übereifer – eine tödliche Kombination.
Spezielle Beleuchtung, Kostüme oder Sets – Wozu? Filmen wir halt einfach drauflos und schau’n, was dabei rauskommt.
Und die Splatter-Szenen? – Hach ja, ich hab hier ´n bisschen Ketchup, Preiselbeersirup, Marmelade und Blutwurst. Daraus lässt sich doch bestimmt einiges zaubern…
Und wenn ich mich jetzt noch darüber auslasse, wie unglaublich unansehnlich, untalentiert und
un-*bitte beliebiges „un“-Wort einsetzen* die sogenannten, selbsternannten Schauspieler daherkommen, sitzen wir garantiert morgen noch da.
Stellt euch einfach die miserabelsten Laien-Pornodarsteller vor, die ihr kennt, und ihr seid noch nicht einmal nah dran.

Die vor der Kamera platzierten Vollpfosten agieren also mit der Lebhaftigkeit einer Schaufensterpuppe und der Glaubwürdigkeit eines Michael Jackson, der vorgibt, nicht komplett geisteskrank zu sein, stoßen sich beim tot Umfallen ständig den Kopf an, können nicht richtig deutsch, versprühen mit ihren Tennissocken, Schnauzbärten und Mojave-Sonnenbrillen einen Sexappeal, dass man meinen könnte, der Schwanz falle einem gleich ab… kurzum, eiern rum, was das Zeug hält.
Ferner fallen am laufenden Band Dullo-Dialoge wie „Wer ist das denn?“ – „Das ist mein Bauer!“, und der grenzdebile 90er-Jahre-Techno, der hier auf Endlos-Repeat läuft, rundet das „Pleiten, Pech und Pannen“-Flair dann noch sauber ab.

Was, was um Gottes Willen – und das frag ich mich gerade ganz ernsthaft selbst – ist an diesem Stück Dung so sehenswert???
Die mitreißende Story kann’s ja wohl nicht sein, der Splatter auch nicht… Ganz klar, es ist seine Schusseligkeit, sein Dilettantismus, sein Unvermögen und Hinfallen, und definitiv auch die Tatsache, dass hier gar keiner erst versucht hat, ´nen ernsthaften und nicht lächerlichen Streifen hinzuzimmern, denn das wäre mit ziemlicher Sicherheit volles Rohr in die Pampers gegangen.
Wenn also in die braune Soße greifen, dann doch bitte gleich mit beiden Händen und danach schön Finger sauber schlecken.
Taubert hatte zur Entstehungszeit des Films ganz klar Connections zur Bundeswehr, hat dort halt wahrscheinlich schlicht seinen Wehrdienst abgeleistet und erkannte die Gunst der Stunde, Schießstand, Kaserne und Übungsparkur als Kulisse für ein Homemovie mit Kumpels zu missbrauchen.
Anders wäre auch nicht zu erklären, wie er Hubschrauber und Panzer in Gefechtssituationen in seinen Film geschmuggeln konnte. Aber wenn dem Jochen so exklusives, hochwertiges Filmmaterial in die Hände fällt, dann verwendet er es schon mal öfter (siehe Verfolgungsjagden, Autocrashes und OP-Szenen), wäre ja auch schade drum…

Aber is’ ja auch egal, ich weiß vor lauter Firlefanz langsam gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht:
ICH PISS’ AUF DEINEN KADAVER ist jedenfalls ein wahnsinnig dämliches (Merke: dämlich = gut!), beißend unbeholfenes Amateur-Filmchen - sogar ein kleiner Hate&Revenge, wenn ihr so wollt, wenn auch ein maßlos schlechter und fast zur Unkenntlichkeit verkrüppelter -, das vor unfreiwilligem Humor nur so sprudelt, in bierlauniger Runde gewiss für Zwerchfell sprengende Lachflashs sorgen dürfte, und tatsächlich, ob ihr’s glaubt oder nicht, damit endet, dass auf einen Kadaver gepisst wird. Cool!


„Da in der Koffer sind Virus-Bakterien drin.“
(sowohl aus grammatikalischer, als aus biologischer Sicht ein Graus!)

Meine Meinung daher:
Soviel Mut zur Selbstverarsche gehört einfach belohnt. Wer sich traut, so offensichtlich dermaßen minderwertige Arbeit abzuliefern, kann meiner Meinung nach eigentlich nur ein guter Mensch sein. Die Fehler, die cineastischen Todsünden, die der Streifen begeht (…aber auch die Sympathiepunkte, die er damit verbunden einheimst), passen zwar auf keine Kuhhaut, amüsiert hab ich mich im Amateurbereich aber zuletzt beim Schweinshax’n-Splattergott Ittenbach so prächtig.
Fazit daher:
A Movie so „Amateur“ that it’s Going to Hell!
Wer Splatter, Spannung oder Unterhaltung im konventionellen Sinne sucht, ist hier komplett falsch.
Wer debilen, zum Kaputtlachen hirnrissigen und handwerklich unzumutbaren Amateur-Trash-Dünnpfiff erwartet, mit dem man die Gäste vergraulen kann, ist hier goldrichtig.
Steh ich mit meiner Meinung wirklich so alleine da oder müssen sich die werten Herren erst die Ballettschühchen ausziehen und sich von Mama ins Heiabettchen bringen lassen? – Mir Wurst, ich find den Streifen geil und dafür steh’ ich mit meinem Namen.
And now, i'm gonna piss on you...

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