Review

So soll also der Beginn einer Schauspielkarriere in Hollywood aussehen?
Veräppeln kann ich mich auch selber, denn dazu braucht es nicht diesen Film, der 95 Minuten Naomi Watts zeigt, ohne dabei eine kontinuierliche Geschichte zu erzählen.

Watts verkörpert Ellie Parker, eine junge Frau, die von einer Karriere als Schauspielerin in Hollywood träumt, doch übers Vorsprechen beim Filmteam kommt sie nicht hinaus.
Das ist bereits der komplette Inhalt.

Beginnen wir mit dem Positiven. Naomi Watts ist eine Schauspielerin, die mit Herzblut in ihrer Rolle aufgeht und das schafft sie auch hier, wenn auch zuweilen das Overacting zugunsten der Figur einer unerfahrenen Darstellerin nervt, sie bringt unglaublich viele Facetten und liefert eine durch und durch überzeugende One-Girl-Show ab.
Nur, in den nächsten Monaten möchte ich diese Frau so nah nicht mehr erleben.

Denn die Low-End-Digital-Videokamera liefert nicht nur einen durchgehend dokumentarischen Stil mit Interlace-Frames, sondern auch viel zu nahe Einstellungen von den Gesichtern der Figuren, fokussiert teilweise nicht einmal die kompletten Köpfe, um in der nächsten Einstellung mit den Akteuren hin und her zu wackeln.
Das mag für die einen authentisch wirken, für mich ist es ein Stilmittel, das völlig nach hinten losgeht und lediglich über mangelndes inszenatorisches Geschick hinweg zu täuschen versucht.

Aber was geschieht nun de facto?
Man sieht Ellie Parker, wie sie zwei, drei mal denselben Text mit verschieden emotionaler Auslegung beim Filmteam vorspricht.
Man sieht Ellie Parker, wie sie minutenlang im Auto fährt, sich grell schminkt und ihre Haare zerzaust, um kurz darauf abermals mehrfach vorzusprechen.
Man sieht Ellie Parker, wie sie im Auto ein Azzurro-Eis lutscht, ihren Typen (ein Kerl, der dauerhaft stoned ist und vorgibt, Musiker zu sein) beim Fremdficken erwischt, um vor Entsetzen die türkise Farbe gleich wieder auszurotzen.
Und man sieht Ellie Parker, wie sie im Auto sitzt, ihr ein Typ hinten drauf fährt und sich dieser später beim schnellen Verzweiflungs-und Ablenkungsfick als Schwuler entpuppt („I was thinking of Johnny Depp“).

Aber kein Grund zur Freude, denn was hier als Komödie durchgehen soll, ist eine wahllose Aneinanderreihung von Szenen mit Naomi Watts, die überhaupt keine inhaltliche Aussage treffen.
Trotz aller darstellerischen Emotionalität ist mir das Schicksal der Hauptfigur so was von egal, weil ihr Tun überhaupt kein Vorankommen aufweist.

Zudem nervt der Film streckenweise unglaublich und erinnert dabei an Wildgewordene aus der Steinzeit.
Etwa, wenn Ellie innerhalb ihrer Schauspielgruppe brüllen und toben soll, ausschließlich Szenen vorspielt, die laute, grelle Töne mit sich bringen, auf dass die Teilnehmer anschließend aufgefordert werden, für fünf Minuten ein Tier zu imitieren, - spätestens dann reißt auch dem nervenstarken Zuschauer der eh schon dünn gewordene Geduldsfaden.

Da interessiert im Verlauf auch nicht, ob Ellie oder ihre Freundin als Darstellerin schneller zu heulen beginnt, ob Chevy Chase eine kleine Rolle als ihr papa-ähnlicher Chef spielt oder Keanu Reeves kurzfristig mit von der Partie ist, - der Stoff bleibt von Anfang bis Ende nichts sagend und vollends unnötig.

Naomi Watts beweist zwar mit dieser Rolle zwischen den eigentlichen Drehterminen (es wurde tatsächlich nur an freien Tagen oder am Wochenende gedreht), dass sie durchaus oscarwürdige Figuren verkörpern könnte, jedoch nicht mit einem Nichts von fragmentartiger Geschichte.
Zumal ich zugeben muss, dass mich eine Jen Hewitt oder Angelina Jolie über 95 Minuten eher angesprochen hätte, was den Gesamteindruck jedoch auch nicht wesentlich aufgewertet dastehen ließe.

Denn insgesamt ist der Film langweiliger als jede Doku über Möchtegern-Vips und substanzloser als jeder Ausgabe von Big Brother.
Regisseur Scott Coffey, der hier zugleich als Autor und Nebendarsteller fungiert, wollte eine Burleske über das Schauspielerdasein Hollywoods kreieren, aber herausgekommen ist ein bruchstückhafter Freizeitdreh mit einer guten Naomi Watts, die ihr Talent zu Ungunsten eines kompletten Dilettanten vergeudet.
Nahezu unsehbar,
1,5 von 10

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