Es war einmal zu einer nicht all zu fest bestimmten Zeit, man schätze 19. Jahrhundert. Alle fünfzig Jahre steht der titelgebende Full Moon of the Virgins am Himmel Transylvaniens. Die Gebrüder Schiller machen sich just zu diesem Zeitpunkt auf in das Land Draculas, um den Ring der Nibelungen aufzuspüren, den sie natürlich dort vermuten. Wenn ein Film des einschlägig für dünne Filmchen berüchtigten Luigi Batzella (wobei Stoßtrupp in die Wüste ein noch recht passables Guilty Pleasure darstellt), bei dem ferner auch noch Joe D'Amato die Kamera geschwungen hat, so anfängt, dann läuten mehr die Alarm- denn die Kirchenglocken. Verstärkt werden Befürchtungen natürlich auch dadurch, daß man über die Jahre geschädigt wurde von unzähligen Dracula Adaptionen und Variationen, von denen mir spontan allein im Hörspielbereich sieben Produktionen einfallen würden.
Im Wesentlichen beschreitet Full Moon of the Virgins genau den Weg, den man von einem gothisch angehauchten Horrorfilm dieser Zeit erwarten würde. Im Mittelpunkt steht die Gräfin Dracula (Rosalba Neri), die mit ein bisschen Bathory-Legende aufgepeppt, Freude daran empfindet, sich nackt mit Jungfrauenblut bekleckern zu lassen, was in gruftiger Atmosphäre unter starkem Einsatz von Kunstnebel eine gewisse Ästhetik zu Eigen hat.
Einen etwas langsamen Storyaufbau ist man von Filmen dieser Art durchaus gewohnt, jedoch verbittet sich Full Moon of the Virgins dabei leider die Erzeugung von Spannung oder Gänsehautgefühl, was den Einsatz der Erotikszenen zu einem zentralen Happening werden läßt, mit denen allerdings im Gegenzug gespart wird. Neben einigem Teasing ist es im Wesentlichen eine Hochzeitszeremonie, auf die trockenen Dialogpassagen zähflüssig hinarbeiten. Hier soll nun einer der Brüder zum Nachfolger Draculas auserkoren werden, was den Herren Zuschauer optisch durch allerlei spärlich bekleidete Damen und in Kapuzenlook gewandete Diener erfreut. Im Anschluß dreht der Film gar im Tempo etwas auf, um mit einer Pointe von der Stange abzuspeisen.
Natürlich leidet dieses kostengünstig ausgestattete Produkt auch unter Abnutzungserscheinungen, die er gar nicht selber zu verschulden hat. Doch die Zeit nagt an diesem ausgereizten Genre, läßt die ohnehin schwächeren Werke noch weiter zurück fallen. Ähnliches hatte ich schon bei Lady Frankenstein gedacht, bei dem die Neri ebenfalls zur Entfaltung kommt, welcher im Vergleich jedoch noch wesentlich solider wirkt. Full Moon of the Virgins ist ein guter Beweis dafür, daß es eben nicht genügt, ein hanebüchenes Drehbuch mit Sexualität und einigen Zitaten aus Verfilmungen des Bram Stoker Romanes aufzumotzen. Zwar war es zu dieser Zeit noch absolut üblich, einen Erotikfilm mit einer Alibihandlung auszustatten, was gewöhnlich auch unterhaltsamer gelingt, jedoch tendiert der Urheber hier offensichtlich weniger zur Exploitation, als zu einem stimmungsvollen Kunstwerk, was ihm leider weitestgehend mißlingt.