„Schloss des Schreckens“ verspricht das Wiedereintauchen des geneigten Zuschauers in die Zeiten wohligen Grusels, als noch Licht und Kamera die Garanten für eine Gänsehaut sein mussten. Gedreht im schönsten Schwarz-Weiß und ohne jeglichen Spezialeffekt (Doppelbelichtungen gelten heute wohl kaum noch als solche) zeigt uns der Film die Erlebnisse einer Gouvernante, die in einem malerischen Schloss auf ein reizendes Geschwisterpärchen, die leider beide Vollwaisen sind, an Mutterstatt aufzupassen. Alles hätte schön werden können, würde unsere Hauptperson, die von Deborah Kerr hinreißend gespielt wird, nicht Leute sehen, die andere nicht sehen. Oder zumindest dieses vorgeben.Die Gouvernante kommt dahinter, dass es in dem Schloss ein beidseitig tödlich endendes Beziehungsdrama unter Angestellten gegeben hat. Sie kommt zur Erkenntnis, dass die Geister der Toten die Kinder beeinflussen, und beschließt, einen Exorzismus durchzuführen. Mit fatalen Folgen… In seinem Stimmungsaufbau leistet der Film ganze Arbeit. Unspektakulär zieht er seinen Zuschauer in den Bann und lässt ihn bis zum Ende nicht mehr los. Das bewerkstelligt er schon mit dem Start des Films, dass praktisch das Ende darstellt. Man kann also von Anfang an gespannt sein.Leider entlässt der Film seinen Zuschauer mit gemischten Gefühlen und irgendwie unbefriedigt. Zwar lässt er offen, ob die Kinder nun besessen waren oder Opfer der Wahnvorstellungen ihrer Gouvernante wurden. Das ist gut, kann aber nicht alles sein. Ich denke, es ist ein Problem, den Spannungsbogen von Anfang an zu spannen. Dann kann es irgendwann keinen Klimax mehr geben. Zumindest nicht zu Zeiten, wo aus Gründen des Zuschauerschutzes auf drastische Effekte verzichtet werden musste. Trotzdem ist „Schloss des Schreckens“ ein sehr ansehnlicher Film aus einer anderen Zeit. Er ist ein Vorbote kommender Hammer-Herrlichkeit (Francis ist bereits Kameramann) und ein würdiger Schlussstrich klassischer Hollywood-Schinken. Man kann sich bei diesen Filmen stets über die schauspielerischen Leistungen und den Ideenreichtum der Regisseure freuen. Es ist schade, dass diese Fähigkeiten heute so selten abgefragt werden, um den aus meiner Sicht besseren Stories aktueller Produktionen mehr bleibenden Wert zu geben. „Schloss des Schreckens“ ist klassische Kinounterhaltung, die leider am Ende nicht ganz hält, was sie verspricht. Aber trotzdem sehenswert. Von mir bekommt der Film 7 von 10 Punkten.