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Wir schreiben das Ende des 19. Jahrhunderts. Miss Gibbins übernimmt die Erziehung der beiden Waisenkinder Flora und Miles. Ihr Vormund zeigt keinerlei Interesse an den beiden und reist lieber quer durch Europa. Als die Gouvernante das Haus erreicht, ist sie zunächst sprachlos, da es sich um ein wunderschönes Schloss handelt. Außerdem wird sie von den anderen Angestellten und auch von Flora warmherzig aufgenommen. Wenig später trifft auch Miles ein, der gerade vom Internat geflogen ist. Auch er scheint sich schnell mit dem neuen „Familienmitglied" zu verstehen. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass in dem Haus irgendetwas nicht stimmt. Miss Gibbens hat enorme Schlafprobleme und sieht (als einzige) fremde Menschen umherirren. Auch mit den Kindern scheint langsam aber sicher eine Veränderung vorzugehen. Miss Gibens vermutet, dass diese von irgendetwas Fremdem besessen sind. Daher forscht die resolute Dame weiter und kommt hinter ein schreckliches Geheimnis, das in der jüngeren Vergangenheit des Hauses liegt.

45 Jahre hat dieser Film mittlerweile auf dem Buckel und ich habe ihn zuvor noch nie gesehen; bin wie schon öfters erwähnt aber auch nicht unbedingt ein Fan dieses Zeitalters, werde aber in den letzten Monaten immer wieder durch interessante Releases überrascht.

Wenn man bedenkt, welche Möglichkeiten Regisseur Jack Clayton zur damaligen Zeit zur Verfügung standen, holt er hier wirklich nahezu alles heraus. Außer einigen Bildüberlagerungen gab es ja damals ja keine großartigen Special Effects wie heute. In vielen Gesprächen blendet Clayton eine Person vorne links nahe an die Kamera, die andere versetzt hinten rechts, weiter weg, ein. Dieses Stilmittel benutzt er relativ oft und zeigt insgesamt in seinen Einstellungen eine enorme Kreativität. Dazu kann er sich vor allem auf die guten Schauspieler verlassen. Insbesondere die beiden Kinder spielen ihren Part beide überragend, was bei den verschiedenen Rollen, in die sie charakterlich schlüpfen müssen, wahrlich nicht leicht zu bewältigen ist.

Hier fließt auch in 96 Minuten kein einziger Tropfen Blut, aber knarrende Türen, unheimliche Gänge und Licht-/Schattenspiele können manchmal interessanter sein als stupides Gemetzel.

Clayton hat gerade mal eine gute Handvoll Filme gemacht und das auch noch verteilt auf 35 Jahre. Wenn man bedenkt, welche (vor allem untergründige) Spannung er mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln erzeugt, ist das für mich kaum nachvollziehbar.

Ob „Schloss des Schreckens" damals ein Kinohit war, weiß ich nicht, die Klasse dazu hätte er, besonders wenn man bedenkt, dass er ja schon fast ein halbes Jahrhundert alt ist und damals das Genre Horror sowohl für Erwachsene, als auch Kids, bei weitem nicht so alltäglich war wie heute.

Einige Dialoge klingen natürlich schon etwas angestaubt, zumal der Film ja auch Ende des 19. Jahrhunderts spielt. Die Synchronisation ist aber mehr als gelungen. Normalerweise gehe ich auf die Technik eher nicht ein, hier sei aber doch ein Wort zum Bild gesagt. CAPELIGHT hat sich wirklich eine Menge Mühe bei der Restaurierung gegeben, denn an der Bildqualität gibt es für einen Film dieses Alters bestenfalls Kleinigkeiten zu bemängeln. Ich sollte aber schon erwähnen, dass ich ihn auf dem Fernseher und nicht über Beamer gesehen habe.

Wer auf Filme der 60er steht oder auch den Film „The Others" mag, der stilistisch und auch von der Story gar nicht mal so weit entfernt ist von „Schloss des Schreckens", kann sich diesen Streifen bedenkenlos zulegen, und vielleicht werden manche wie ich ja auch noch bekehrt und beginnen doch ein gewisses Faible für dieses Filmzeitalter zu entwickeln.

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