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Ein junger Mann namens Willard hat es nicht leicht im Leben und wird von vielen Menschen herumkommandiert, doch als er sich mit Ratten anfreundet und diese sich mehren, nutzt er diese, um sich bei seinen Widersachern Respekt zu verschaffen.

"Willard" ist einer der Filme, auf die ich als Kind besonders scharf war und gerne sehen wollte, nur leider lief der Streifen damals im privatrechtlichen Fernsehen, welches wir nicht empfangen konnten und eine Aufnahme durch Bekannte ging in die Hose, so dass mir die Sichtung verwehrt blieb. Und auch heute ist der Film nur relativ selten zu bekommen, da trotz eines Remakes bisher noch keine deutsche Auswertung in digitaler Form erfolgt ist. Aber jetzt endlich konnte ich den Film schauen und das ist auch gut so, denn er gefällt mir.
Es wird die Geschichte eines typischen Außenseiters in Form des schüchternen ("Im Grunde ist er extrovertiert, nur dass bei ihm alles nach Innen geht.") Willard, der in der Firma seines verstorbenen Vaters arbeitet, die vom fiesen Mister Martin geführt wird, der ihn derbe ausbeutet, zu Hause für seine bettlegrige Mutter da ist und keine Freunde geschweige denn eine Freundin hat. Doch als er im Garten die Bekanntschaft mit einer Ratte macht, unterhält er sich mit dieser, schließt sie in sein Herz, es kommen viele weitere hinzu und diese nehmen die Rolle als Freundersatz ein und Willard gewinnt zunehmend an Selbstvertrauen.
Mit dieser Figurenzeichnung und Entwicklung verbringt der Film einen sehr großen Teil und der Rattenhorror, mit dem der Titel "Willard" hauptsächlich in Verbindung gebracht wird, beginnt erst gegen Ende, als ein wichtiger Freund von Willard getötet wird und die Sache zunehmend aus dem Ruder läuft.
Da der Film aus dem Jahr 1971 stammt, wurde nicht mit CGIs gearbeitet, sondern für die Rattenszenen wurden echte Nager verwendet, wobei diese in Massen nur in Nahaufnahmen und bei der Interaktion mit Menschen nur vereinzelt zu sehen sind, was besonders auffällig in der Szene gegen Ende in Herrn Martins Wohnung zu erkennen ist. Nichtsdestotrotz verfehlen die Ratten ihre Wirkung nicht, sind gut dressiert und allemal glaubwürdiger als am PC zusammengeschusterte Pixelviecher.
Zudem sind bei den Tiersequenzen ständig die kratzenden und fiepsenden Geräusche hörbar und zusammen mit der von Streichern und Bläsern bestimmten Musik wird dem Streifen eine ganz besondere Stimmung verpasst, wie man sie in den heutigen Filmen leider nicht mehr vorfindet.
Seitens der Darsteller wurden ebenfalls sehr gute Leistungen abgeliefert, wobei besonders Bruce Davison als anfangs scheuer und später immer selbstbewusster werdender Willard und Ernest Borgnine als hassenswert fieser Mister Martin hervorzuheben sind.

Insgesamt ist "Willard" ein gut gemachter Tierhorrorfilm der alten Schule, wobei der Horror etwas in den Hintergrund gerät, dafür aber die Tierszenen sehr schön anzusehen sind und der Begriff "Klassiker" nicht zu hoch gegriffen ist.

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