Review
von Cineast18
Eine junge Frau, die unter mysteriöser Amnesie leidet, ein Cop mit bewegter Vergangenheit, der einen brutalen Serienkiller jagt, das Milieu der illegalen Einwanderer und die türkische Mafia in Paris - das sind die Zutaten für diesen Thriller, der über weite Strecken mit seiner düsteren Atmosphäre und den komplexen Handlungssträngen für Spannung sorgt.
Frankreichs Schauspielschwergewicht Jean Reno gibt den zynischen Polizisten Schiffer, der sich mit oft illegalen Mitteln zur Aufklärung seiner Fälle kämpft, überzeugend und mit großer Leinwandpräsenz. Dass seine Kollegen nicht völlig ins Hintertreffen geraten, liegt vor allem daran, dass der Film zwei zunächst vollkommen unterschiedliche Handlungsebenen eröffnet, wodurch Reno in vielen Szenen nicht auftaucht. Dennoch sind seine Momente klar die ausdrucksstärksten.
Es ist der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Jean-Christophe Grangé hoch anzurechnen, dass sie es elegant bewerkstelligt, die unterschiedlichen Storyfortsätze zusammenzuführen, ohne den Zuschauer allzu sehr zu verwirren. Auch die Bilder eines dreckigen Paris, in denen Angst und Leid an jeder Ecke lauern, ziehen in ihren Bann und sorgen zusammen mit der packenden Musik für eine dichte Atmosphäre. Das sind aber auch schon die größten Pluspunkte des Films.
Viele kleine Schwächen versammeln sich in der französischen Produktion: Da tummeln sich allzu viele blasse, klischeehafte Figuren, die sich in gleichfalls klischeehaften Dialogen über Serienkiller und Polizeiarbeit auslassen ebenso wie eine ganze Reihe kleiner Logikfehler - so scheint es ein wenig unglaubhaft, noch Monate nach ihrem Verschwinden aus der Türkei Hennaspuren unter dem Fingernagel einer Frau zu finden, die eindeutig auf die türkische Gegend schließen lassen. Das alles könnte man jedoch dank überzeugender Kameraführung und Inszenierung wohlwollend übersehen, würde die Story am Ende nicht völlig abgedreht werden und in ein derart überzogenes und unlogisches Finale münden, dass sich dieses rückwirkend negativ auf den ganzen Film auswirkt. Zwar wandelte auch Autor Grangé in seiner Romanvorlage auf Handlungswegen, die dicht an der Grenze zur Unglaubwürdigkeit hingen, jedoch zeigte er immerhin den Mut zu konsequenter Missachtung althergebrachter Genre-Regeln. Wo der Roman also bis zum Äußersten geht und den Leser dadurch fesselt, geht der Film nur den halben Weg, um am Ende urplötzlich in typische Hollywood-Schemata zurückzufallen. Das enttäuscht, wirkt fehl am Platze und ruiniert schlechthin den ganzen Film. Immerhin: Wer das Buch noch nicht gelesen hat, dürfte sich daran vielleicht nicht so sehr stören. Kenner der Vorlage jedoch werden mit ziemlicher Sicherheit keinen Gefallen an der Kinoversion finden.