Frauen bis zum Wahnsinn gequält (1970)
Wer seine Gialli mit viel nackter Haut und ausgewälzten Mordsequenzen mag, dürfte eher enttäuscht werden.
In meinen Augen ist Le foto proibite di una signora per bene (1970) in allererster Linie ein Psychothriller,
der zeigt wie weit Menschen gehen können, um sich eine heile Welt vorzugaukeln.
Sodass sie beispielsweise mit moralisch fragwürdigen Mitteln einen geliebten Menschen schützen möchten,
weil dieser scheinbar etwas Unrechtes getan hat. Anstatt sich an den Partner zu wenden, dann aber auf fremde Meinungen hören und das die Situation noch verschlimmert.
Wenn man ganz weit ausholen möchte, könnte man auch sagen, dass der Film ein Kommentar dazu ist,
dass man sich sogar in einem gefestigten Vetrauensverhältnis eben doch nicht alles sagen kann.
Ebenfalls fand ich das Verhalten einer weiblichen Hauptfigur sehr interessant, die sich offensichtlich gerne sexuell bestimmen lässt. Zwar lässt sie sich im Laufe des Films (angeblich) wegen der Erpressung ihres Mannes unterwerfen und kontrollieren, aber mit dem Hintergrundwissen über die ersten 20 Minuten werde ich das Gefühl nicht los, dass sie sich gerne zu sexuellen Handlungen "zwingen" lässt, sich das nicht eingestehen kann und die eigenen Vorlieben nicht wahrhaben will und sie schließlich verleugnet. Vor diesem Hintergrund scheint die Erpressung ihres Mannes sogar wie eine willkommene Einladung und sie kann ihre- bis zum extremsten Grad- devote Seite ausleben, weil sie sich dann damit rechtfertigen kann, dass sie das nur tut, um ihren Mann zu schützen.
Der reißerische deutsche Titel klingt in meinen Ohren wie Musik und ist bis auf die Tatsache, dass eigentlich nur eine Frau gequält wird, mehr als passend gewählt.
Schöner Film, der seine Höhepunkte subtil verpackt und mit Nieves Navarro eine der heißesten Aktricen überhaupt zu bieten hat.