Au, au, au, das klingt nach Sexploitation, Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigungen und Folter und schon ist man auf den deutschen Titel hereingefallen.
Denn es ist alles ganz anders, oder fast.
Regisseur Chevalier hatte anno 1974 nämlich nicht so viel Geld zur Verfügung, so dass er sich entschied, einen Agentenfilm von 1967 zu zerschnippeln und mit harmlosen Sexszenen anzureichern.
Das Ergebnis ist aber nicht ganz so katastrophal wie es im ersten Moment klingt, auch wenn Jess Franco maßgeblich am Drehbuch beteiligt war.
Kurz zur Story: Interpol-Ermittler Mark will ein Syndikat vernichten, welches entführte Mädchen zur Prostitution zwingt.
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass dies kein reiner Agentenfilm ist, sondern auch ein Tittenfilm, was dem Zuschauer bereits nach wenigen Sekunden, in Form von nackten Bordell-Helgas deutlich gemacht wird.
Aus diesem Bordell – irgendwo in Marokko – flieht Freier Gastone mit Stamm-Matraze Yvette vor den Schergen des Syndikats, nachdem er gehört hat, unter welchen Umständen sie hierher gekommen war.
Während der Flucht muss aber auch ein bisschen Pimpern drin sein, also macht man es sich im Wald bequem und fummelt unentschlossen am Körper des anderen herum.
Und wie schön die Kamera auf alles hält: Füße, Beine, Arme, aber es sieht nicht so aus, als würden die beiden mit ihrer Aktion ein Kind zeugen können.
Explizit sieht man gar nichts, was im Verlauf auch so bleiben wird. Also Softsexgefummel und nichts für knallharte Sexploitaion-Fans.
Ach, und die Kulisse? Das ist natürlich nicht Marokko, sondern das Krähenholz, ich kenne die Laubbäume dort.
Weiter zur Polizei und in einem Flashback geschildert, wie es Yvette in so üble Kreise verschlagen konnte: Getrampt, beim Verbindungsmann eingestiegen, zum harmlosen Dinieren in ein zwielichtiges Etablissement gebracht, dem Chef vorgestellt, vom Chef vergewaltigt, betäubt und aufs Schiff von Paris nach Marokko gekarrt – mit weiteren Opfern, die sich allesamt (weil´s die Siebziger sind) nicht ihre dichten Büsche gestutzt haben – wodurch man allerdings auch keine Einzelheiten sieht. Zum Glück, würde ich sagen.
Es folgen ein paar harmlose und fast unfreiwillig komische Vergewaltigungen (weil die Dialoge dabei so unbedarft sind), ein paar grobe Streicheleinheiten von Bagaluten, die beim angedeuteten Poppen ihre Hose immer auf halb Acht anbehalten.
Nachdem das Rumgefummel endlich überstanden ist, tritt Agent Mark in Erscheinung.
Es folgt also der James Bond Teil, der aus einigen Sequenzen des Originalmaterials besteht.
Und da geht es tatsächlich recht temporeich zu: Agent schleust sich undercover ins Bordell ein, prügelt sich, streut bei einer Verfolgungsjagd Reißnägel und ist nicht Kleinzukriegen.
Dabei schaut er so aalglatt und versnobbt aus, wie ein Mini-Bond aus der Schmuddelecke des Trashs. Aber seine Auftritte funktionieren, weil man nach den wenig gehaltvollen Fummelszenen endlich etwas Unterhaltung geboten bekommt – den Original-Agentin-Film hätte ich ja gerne mal gesehen.
Der Mittelteil, in dem der Agent herumwuselt – wenn auch nicht immer ganz logisch, weil die nackten Nutten innerhalb der neu konstruierten Geschichte ja nicht fehlen dürfen, - ist…gut.
Gegen Ende gibt es dann noch mal etwas Streichel-Rape, weil sich eine Agentin ins Syndikat einschleusen will, natürlich auffliegt und prompt…na ja, Kissen und ein Busch mit Händen drum herum.
Tja, das ist mal etwas Außergewöhnliches und wahrscheinlich auch gar nicht so leicht umzufunktionieren.
Aber richtig zufrieden stellend ist das am Ende auch wieder nicht.
Sexploitation-Anhänger können ihre Unterhose anbehalten, weil außer einem Hoden (auf den ich gerne hätte verzichten können) nichts deutlich gezeigt wird.
Freunde von Agenten-Action der 60er kommen schon eher auf ihre Kosten, werden sich aber möglicherweise an den Softsexszenen stoßen und sich über die halbgare Story wundern, die am Ende doch recht holprig daherkommt.
Doch ich habe schon Schlechteres gesehen, vor allem aus der Feder eines Jess Franco.
Insofern ist der Film nicht übel, nein, insofern ist die Bearbeitung eines Agentenfilms nicht übel, die Differenz von sieben Jahren nach dem Original fällt nicht eklatant auf und auch die Damen sehen nicht alle widerwärtig aus, die namenlose Undercoveragentin gegen Ende sogar vergleichsweise gepflegt. Die übrigen Darsteller erfüllen ihren klischeebedingten Zweck von Raubeinen, Schuften oder 08/15-Revier-Bullen.
Chevaliers Wurstebrei kann man sich nebenher ganz gut reintun, er stellt zumindest mal etwas anderes dar, als das übliche Folterzeug oder das überkandidelte James Bond-Getue, von beidem halt etwas, aber auch nichts im Ganzen.
4 von 10