„Im letzten Jahr wurden 26 Horrorfilme herausgebracht. Keiner von ihnen machte Verlust.“
Schon lange vor Meta-Horror à la „Scream“ oder Spoof-Reihen wie „Scary Movie“, um genau zu sein: bereits Anfang der 1980er, grassierte eine kleine Welle an Horrorfilmparodien, die sich auf komödiantische Weise insbesondere auf den damaligen Slasher-Trend eingeschossen hatten. Neben „Samstag, der 14.“, „Freitag, der 713.“ und „Wacko… da wackelt die Bude“ zählt auch die US-Produktion „Student Bodies“, in Deutschland blumig „Was macht der Tote auf der Wäscheleine?“ betitelt, aus dem Jahre 1981 dazu. Für Buch und Regie zeichnet Mickey Rose verantwortlich, der zuvor mehrfach mit Woody Allen zusammenarbeitete („Bananas“, „What’s Up Tiger Lilly?“ und „Woody der Unglücksrabe“). Als Co-Regisseur wird Michael Ritchie aufgeführt, der offenbar zunächst den Regie-Job innehat, sich dann aber mit Rose überworfen haben muss, sodass dieser den Film fertigstellte.
„Wenn ich noch einen einzigen Horrorfilm sehe, wird mir übel!“
Der schwer atmende „The Breather“ (Jerry Belson, „Modern Romance – Muss denn Liebe Alptraum Sein?“) geht an einer US-amerikanischen Highschool um und tötet bevorzugt junge, sexuell aktive Pärchen. Dabei greift er meist zu sehr unscheinbaren Mordwerkzeugen, was Rückschlüsse auf seinen Geisteszustand gestattet. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich dennoch schwierig, da eigentlich alle an der Schule kräftig einen an der Waffel haben. So gerät früher oder später jeder in Verdacht, was sich die keusche Toby (Kristen Ritter) jedoch nicht bieten lassen will und sich entschließt, auf dem bevorstehenden Abschlussball als Lockvogel für den „Breather“ zu fungieren…
Slasher-typisch begegnet man dem keuchenden Unhold in dessen Point-of-View-Perspektive, eine Babysitterin, ein obszöner Anrufer sowie diverse False Scares sind weitere vielbemühte Subgenremotive, um nicht zu sagen: Klischees, die „Student Bodies“ persifliert, später kommen Teenie-Standards wie ein Footballspiel und der Schulball mit obligatorischer Tanzszene hinzu. Das schräge Figurenensemble reicht vom Werklehrer mit seiner Obsession für Pferdekopfbuchstützen über den Schulpsychologen Dr. Sigmund (Carl Jacobs), der eigentlich selbst auf die Couch gehört, und den wenig vertrauenserweckenden Rektor Peters (Joe Talarowski) bis zum kretinoiden Hausmeister. Die Mutter, die besagte Babysitterin beauftragt hatte, ist die Scream Queen des Films, kreischt sie doch wann immer sie sich aufregt. Ein „Body Counter“ zählt aus dem Off die Opfer des Killers, diverse Texteinblendungen versorgen die Rezipierenden mit überflüssigen Informationen, ebenso ein die Jugendfreigabe erläuternder Sprecher. Und zwischendurch fragt der Mörder sein Publikum per Voice-over, wer er wohl sein könnte – und stellt noch mal alle Verdächtigen vor.
Die Exposition ist dann auch tatsächlich grandios, Pferdekopfbuchstützen als Mordwaffen hatte die Welt bis dahin wohl auch noch nicht gesehen, einen Blindenhund (Casine) am Steuer sicherlich ebenfalls eher selten. Schön auch, dass es sich bei den Hauptverdächtigen innerhalb der Handlung (Toby) und fürs Publikum (der Werklehrer) um zwei ganz unterschiedliche Figuren handelt. Tobys Gespräch mit Dr. Sigmund (na klar!) ist derart mit Gags gespickt, dass man sich fragt, wie die Schauspielerin und ihr männliches Gegenüber – übrigens innerhalb eines kompletten No-Name-Casts – dabei ernstbleiben konnten? Damit erinnert der Humor an ZAZ-Produktionen, wenn auch nicht durchgehend: Vollkommen absurde, herrlich schwachsinnige Situationskomik paart sich mit Klamauk und etwas Furzhumor, kann jedoch die anfänglich hohe Gagdichte nicht halten. „Student Bodies“ verflacht zusehends und wirkt dadurch bald beliebig, was in Langatmigkeit resultiert. Dabei spielt es dann auch keine Rolle mehr, was man von der dann noch einmal alles ad absurdum führenden Schlusspointe hält. Es beschleicht einen das Gefühl, dass „Student Bodies“ als 30- bis 45-minütiger Kurzfilm eine bessere Figur gemacht hätte.
Aber: So despektierlich sich Roses Film dem Stalk’n’Slash-Subgenre auch gegenüber verhält (und damit sicherlich etwas humorlosere Fans vergrätzt), so wird doch trotzdem stärker als in anderen Genre-Spoof-Produktionen deutlich, worauf die humoristisch verpackte Kritik abzielt. „Student Bodies“ nimmt recht eindeutig nicht den Slasher-Film an sich aufs Korn, sondern dessen Exploitation durch Filmproduzenten und deren Mechanismen, nach erfolgreichen Subgenre-Vorreitern den Markt mit billigen Epigonen zu überfluten und innerhalb kürzester Zeit in kreativer Hinsicht totzureiten. Das erklärt die Angriffslust, die Roses Film zeitweise an den Tag legt, und macht „Was macht der Tote auf der Wäscheleine?“ zweifelsohne zu einem filmhistorisch interessanten Branchenkommentar – der nicht zuletzt für ein besonders schönes Filmplakat gut war.