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„Warum flippst du denn so aus?! Wir hatten doch nur einen Joint!“

Guy Magar trat in erster Linie als Regisseur für US-Fernsehserien in Erscheinung. Jedoch drehte er auch wenige Spielfilme, darunter den unterhaltsamen dritten Teil der „Stepfather“-Trilogie „Vatertag“ sowie den umstrittenen siebten Teil der „Kinder des Zorns“-Reihe. Sein Spielfilmdebüt aber datiert auf das Jahr 1987 und heißt „Retribution“ alias „Die Rückkehr des Unbegreiflichen“.

Der frustrierte Maler George Miller (Dennis Lipscomb, „WarGames – Kriegsspiele“) lebt in einem alten Hotel in Los Angeles. Er möchte seinem Dasein ein Ende bereiten und stürzt sich vom Dach des Gebäudes. Doch er kann im Krankenhaus gerettet werden und findet dank der Behandlung und der Betreuung durch seine Psychologin Jennifer (Leslie Wing, „The Frighteners“) wieder zurück ins Leben. Fortan wird er jedoch von schrecklichen Alpträumen gequält. Als die Stadt von einer unheimlichen und brutalen Mordserie heimgesucht wird, scheint er sich an die Untaten erinnern zu können – hat er etwas mit den Morden zu tun?

Mittels einer Nachtfahrt durch Los Angeles, unterlegt von einem treibenden Synthesizer-Soundtrack (der mich an irgendetwas erinnert – sind es „Die dreibeinigen Herrscher“?), nimmt Magar den Zuschauer mit auf einen Trip zunächst in die Abgründe George Millers, der sich in einen selbigen stürzt. Auffällig ist, wie lange anfänglich kein einziges Wort gesprochen wird, der Film allein mit seinem audiovisuellen Rausch auskommt. Schon bald aber wird aus „Retribution“ ein Horror-Schocker mit Seelenwanderungs- und Rachethematik, der seine Protagonisten zwar lange im Unklaren, den Zuschauer aber schnell wissen lässt, wie der Hase läuft. Dies geschieht leider stark zu Lasten der Spannung und auch die Stilisierung des Underground-Künstler-Umfelds Georges wirkt lediglich anfänglich wirklich interessant. Andererseits weiß die typische ‘80er-Neon-Optik über weite Strecken zu gefallen und vermittelt bisweilen die richtige Mischung aus Großstadtkälte und artifizieller Wärme. Vor allem aber sind es die deftigen Splatter- und Gore-Spezialeffekte von John Eggett und Kevin Yagher, die die fiesen, sadistischen Tötungsszenen auf die absolute Spitze treiben und trotz aller Übertreibung doch im ernsthaften Tonfall des Films arg unangenehm wirken. Störend wirken sich hingegen ein paar alberne CGI aus der Frühzeit solcher Effekte aus.

Das konsequente Anti-Happy-End ist die Pointe eines Films, der sicherlich gern grimmiger und verstörender ausgefallen wäre, als er es letztlich wurde, denn außerhalb der expliziten Gewalt schwächelt „Retribution“ dramaturgisch doch beträchtlich und versteht es nicht, einen psychologischen Unterbau glaubwürdig zu errichten, der zu wirklicher Empathie mit der Hauptrolle geführt hätte. So wirkt Magars Film unentschlossen, überfordert und ein bisschen substanzlos. Außerdem ist Lipscomb bestimmt kein untalentierter Schauspieler, fährt hier aber ein derart gewöhnungsbedürftiges Erscheinungsbild auf, dass er beinahe unsympathischer wirkt, als er eigentlich sollte. Ich bin zwiegespalten, gehe mit „Retribution“ möglicherweise etwas hart ins Gericht, werde bis zur evtl. etwas revidierenden Zweitsichtung aber sicherlich einige Zeit ins Land gehen lassen. Wen das Drumherum nicht so sehr interessiert und wer vornehmlich gern einmal wieder ein paar gut eingestreute Spezialeffekte aus der kreativen Schlachtbank der ‘80er sehen möchte, sollte ruhig einmal Ausschau nach einer vollständigen Fassung halten.

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