Noch so eine Ausgrabung aus der Arte-TRASH-Reihe und wieder eher am Thema vorbei ins Programmschema gesetzt.
„Karaoke Terror“ klingt zwar reißerisch, hat auch einige graphische und blutige Todesszenen aufzuweisen, ist aber im Grunde ein Zwitter aus Rachegeschichte und den Problemen moderner Kommunikation.
Gegenpole der Handlung sind eine Gruppe gelangweilter junger Leute, die laut Off-Kommentar eigentlich nichts sonderlich verbindet, außer daß sie eben Karaoke (vornehmlich japanischer Schlager, man erwarte bitte nichts Bekanntes) singen und sich sonst eher wortlos unterstützen, die Zeit totzuschlagen, obwohl sie sich des Problems bewußt sind, sowie eine Gruppe von „Frauen mittleren Alters“ (so wird das Feindbild hier formuliert), die alle Midori heißen und ebenfalls dem Nachgesang frönen, aber sonst nicht tiefer miteinander befreundet sind.
Kennen tun sich die Gruppen an sich nicht, nur einer von ihnen hat ein Auge auf eine der Frauen geworfen und als diese sich ihm und seiner Philosophie (die auf Sex hinausläuft) verweigert, schneidet er ihr die Kehle durch.
Nach angemessener Trauer entschließen sich die Frauen, Rache zu nehmen und meucheln ihrerseits den Killer, was wiederum eine Gegenreaktion provoziert.
„Karaoke Terror“ wandelt irgendwo im Niemandsland der Genres. Er ist weder ein richtiger Thriller, noch ein echtes Drama, er hat komödiantische Szenen und doch meistens eine Tragödie über Einsamkeit und Kommunikationsschwierigkeiten in der modernen Gesellschaft.
Letzteres wird besonders deutlich, da die Rachemorde und ihre Folgen bei den Beteiligten gewisse Energien freisetzen, Emotionen an die Oberfläche spülen und das Interesse an ihrer Umwelt schüren – die Karaoke, das unkreative Nachsingen tritt so kurzfristig wie die Monotonie der persönlichen Mittelmäßigkeit in den Hintergrund, schwingt aber als gesungene Lieder stets leise mit.
So kommt es, daß die Frauen langsam aber sicher zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen, die wirklich freundschaftlich miteinander verkehren, ihre Taten energisch begehen, aber trotzdem über sich selbst bestürzt sind, während die jungen Männer (allesamt eher sexbesessene Lads) einen gewissen Adrenalinkick daraus beziehen, die Frauen zu ermorden.
Interessanterweise wird niemand hier zum dauerhaften Serienkiller, ein Leben wird immer nur für ein Leben ausgetauscht, bis die Kaliber und die Mittel größer und apokalyptischer werden, denn alle Menschen am Wegesrand, die normalen Leuten Waffen verschaffen könnten (und das sind ganz schön viele), haben selbst ein individuelles Interesse, an dem Feldzug teilzunehmen. Warum aber ein leicht seltsames Mädchen am ersten Tatort, welches beständig mit sich selbst spricht, in den Film gebaut wurde, kann dazu berätselt werden.
Mit seinen sehr splattrigen Ausbrüchen und der absurden Schlußpointe hat der Film so seine Momente und auch hie und da gehörigen Dialogwitz, doch wirkt das Produkt als Ganzes sehr breitgetreten und unentschlossen, geht dann doch nicht so sehr in die Tiefe, wie man das bei so etwas vielleicht gebraucht hätte. Aber generell könnte man die Thematik auch als asiatisches Gesellschaftsproblem bezeichnen, wer weiß. Kurios. (5/10)