Basierend auf Shuichi Shigeno's Manga "Initial D" entwarfen die Infernal Affairs Macher Andrew Lau, Alan Mak und Autor Felix Chong eine recht nahe Live - Adaption, die die Vorlage annähernd getreu übernimmt und damit auch deren Stärken und Schwächen gleich mit.
Was auf dem Papier oder der Playstation funktioniert muss auf der Leinwand noch lange nicht Erfolg haben, vor allem da das erstere geduldig ist und sich beim Lesen jeder selber seine eigenen Gedanken dazu machen, seine eigene Phantasie ausmalen und sich komplett auf das Konzept einlassen kann, was dann auch für das Spiel gilt. Als Film ist das etwas anderes, hier folgt man einer zweiten, nicht seiner eigenen Vision und muss diese Umsetzung wohl oder übel akzeptieren und einfach nur registrieren, wenig Spielraum für selbstständige Deutungen und eigener Mitarbeit.
Die bekannte Vorlage ist von Anfang an in den Film initiiert und schafft deswegen auch gleich sein autarkes Universum um Takumi Fujiwara [ Jay Chou ] und seiner Rennleidenschaft am Mount Akumi, wo trotz der Landeszugehörigkeit Japans jeder Cantonesisch spricht.
Diskussionen über fehlende Realitätsbezüge oder gar dem Auslassen moralischer Verhaltensweisen sind also komplett fehl am Platz und gehören nicht hierhin; es regt sich auch keiner auf, dass beim Hulk nie die Hose platzt.
Takumi ist mit seinen 18 Jahren ein Highschool - Student und jobbt in seiner Freizeit entweder an der Tankstelle von Yuuichi Tachibana [ Kenny Bee ] oder fährt in den frühen Morgenstunden Tofu für seinen Vater Bunta [ Anthony Wong ] aus. Dabei hat er auch genug Zeit, den Berg mit seinen umschlungenen Kurven auszutesten, so dass er über die Jahre zu einem As auf der Strecke geworden ist. Das weiss allerdings keiner, selbst sein bester Freund Itsuki [ Chapman To ] nicht, der sich selber als Racing God sieht, aber als Fahrer eine Niete ist.
Als Takumi des nächtens dem Street Racer Nakazato [ Shawn Yu ] den Schneid abkauft, wird dieser hellhörig und fordert ihn nochmals heraus. Dessen Kollege Ryousuke [ Edison Chen ] hat ebenso Lust auf ein Duell und der professionelle Fahrer Kyouichi [ Jordan Chan ] fühlt sich auch von den Amateuren angespornt. Doch Takumi interessiert sich mehr für die Mitschülerin Natsuki [ Anne Suzuki ], die allerdings ein Geheimnis verbirgt...
Sehr einfach also: Der Alltag der Figuren dreht sich ebenso wie ihre nächtliche Hauptbeschäftigung nur um das nächste Rennen; alles andere drumherum ist erstmal nebensächlich, nur die erste Liebe liegt als Stolperstein auf dem Weg.
Ob nun Bunta seinen Sohn mehrmals schlägt und sich ansonsten ständig mit Alkohol und Drogen volldröhnt ist ebenso unwichtig und wird auch nie zum Diskurs gestellt, solange er das Auto seines Sohnes aufmotzt und ihm das richtige Fahren beibringt. Sowieso beruht deren Verhältnis allein auf der Tatsache, dass beide so ihre Probleme mit Frauen und der Gesellschaft allgemein haben und sich deswegen lieber auf ihre eigene Welt des Fahrens konzentrieren; der Vater kann der Leidenschaft nicht mehr nachgehen und blüht durch die Erfolge des Sohnes auf. Eine wirkliche Annäherung bedeudet das eigentlich nicht, aber eben in diesem Kontext schon.
Initial D zeichnet seine eigene kleine Welt und hat durchaus Erfolg damit; es wird ein abgeschlossener Rahmen geschaffen, der Einflüsse der Wirklichkeit ausserhalb des Rennens vorlässt und sich allein auf seinen Ausgangspunkt konzentriert. Nicht umsonst bekommt man neben Takumi's spärlicher Wohnung eigentlich nur die Tankstelle als Spritlieferant zu Gesicht und halt die Rennstrecke. Deswegen kann man handlungstechnisch auch nur zwei Ebenen festmachen, die Vorbereitungen und Geschehnisse um das nächste Rennen und eben deren Ausführung. Abstriche muss man dann leider bei beiden machen: Die Underdog-Story von Takumi und sein pubertärer Coming of Age Aspekt wurde sicherlich schon weit überzeugender bebildert und die Autorennen halten mit den Koryphäen seiner Art auch nicht mit, obwohl sie zumindest besser als drehbuchgerechte Finessen funktionieren.
Wie in der Vorlage wird hierbei mit Voice over der Fahrer und Kommentaren von weit entfernten Zuschauern und nichtgezeigten Experten gearbeitet, die die Analyse der gezeigten Bilder vornehmen, obwohl sie selber nicht an Ort und Stelle präsent sind. Die begleitenden Erzählungen sorgen ebenso wie die eingesetzten filmischen Mittel von Splitscreen, Standbilder, Zeitraffer und sogar begrenzt eingesetztem Zeichenstil für den comicartigen Appeal und zeitweiliger Spannung gleichzeitig; ohne sie wirklich zu evozieren oder die Vorhersehbarkeit des Ausganges zu schneiden. Jeder Schritt der Handlung ist eigentlich im vornherein bekannt, die Synopsis allein ist ja schlicht und wird nur leicht verändert repetiert.
Die Strecke bleibt immer nur dieselbe und wird allein durch die unterschiedlichen Fahrer variiert, nicht durch die Regie.
Die ständig im Dunkel gehüllte Fahrbahn wird atmosphärisch durch die Kamera eingefangen, leichte Nebelschwaden und diesiges Licht der Scheinwerfern erhellen die Szenerie nur wenig. Angespannte Gesichter der anderen und ein gelangweiltes von Takumi wird gezeigt, dann Start, dann mehrfaches Drifting und Takumi gelangt als Erster über die Ziellinie.
An Crashs ist der Film nicht interessiert, die Strasse ist erstens abgelegen und wird zweitens abgesperrt. Wer gewinnt ist ebenso bekannt wie das Wie, so dass die Inszenierung da nun wirklich beschränkte Möglichkeiten zum Beeindrucken hat, was sich auch leicht negativ auf Rasanz und Dramatik auswirkt.
Die vertrauten Handgriffe des Kuppelns und Abbremsens sind dann auch die einzigen Darstellungen, die das Spiel der Akteure kennzeichnet; ausgenommen von den Nichtfahrenden Anthony Wong, Kenny Bee und Chapman To, die etwas mehr Schwung hereinbringen.
Der taiwanesische Rnb - Star Jay Chou in seiner ersten Hauptrolle fällt vor allem dadurch auf, dass seine Figur alles andere als feurig oder leidenschaftlich und damit genauso ausdrucksstark wie ein Autopilot ist; selbst Edison Chen ist agiler. Shawn Yu hat nichts zu tun und versteckt sich hinter einem Bart; Jordan Chan präsentiert sich als kurzzeitig willkommene Abwechslung.
Der Film hätte mehr bedurft, mehr Aufregung, mehr Akzentuierungen und Besonderheiten, um sich abseits von stetiger Lässigkeit und routiniert gutem Handwerk wirklich zu präsentieren. Lau und Mak zeigen nichts Spektakuläres oder Kreatives, sondern verfilmen einfach.
Lau war nie ein grosser Regisseur, sondern ein Kameramann, der Situationen setzt, nicht forciert. Also arbeitet er wie bei Legend of Speed mit etablierten Bildern. Mak ist ein Erzähler, der hierbei nichts zu tun hat, es wird inhaltlich nichts ausgesagt.
Es wäre interessant zu wissen, wie Regie - Derwisch Tsui Hark seine geplante Umsetzung gehandhabt hätte; vielleicht etwas spritziger, vielleicht aber auch noch mehr mit CGI Effekten um sich werfend.
Der Film selber spekuliert nicht, sondern bewegt sich gleichmässig und geradlinig; der Zuschauer als unfreiwillig tatenloser und entspannter Beifahrer.