*spoiler*
Ich habe keine Ahnung was diesem Rob Zombie durch den versoffenen Junkieschädel gegangen ist, als er die Umrisse des Geschehens von Devil's Rejects zusammenkritzelte, aber eines ist sicher: der Film will uns die durch's Land mordenden Fireflys als Sympathieträger verkaufen, das wird durch etliche Szenen (Kind und Spaulding im Auto, die Familie beim Eisessen, Familie feiert im Puff) sowie die Ausdrucksweise der Familie Firefly - viel "Fuck" was wohl am ehesten dem "ästhetischen Empfinden" der Zielgruppe entspricht - deutlich genug herausgestellt. Man könnte es natürlich so drehen, dass es sich bei diesem Vehikel um eine "Gewaltstudie" handelt: Und zwar weil sich die Mörderfamilie und der Sheriff immer mehr einander annähern und in der "Tacker-Szene" in gewissem Sinne sogar die Seiten tauschen. Man könnte TDR somit als Warnung ansehen, dass man jederzeit selbst zu einer mordenden und folternden Bestie werden kann, wenn man seinen Rachegelüsten nachgibt.
Tja, "könnte"... leider gibt der Film für diese Interpretation sonst absolut garnichts her, vielmehr beutet er Rache- und Gewaltfantasien auf eine unglaublich deviante, schamlose Art und Weise aus und serviert allen und jedem etwas: brutale Rache an den Fireflys genauso wie brutale Rache durch die Fireflys. ZB wird die Muddi im Gefägnis gequält und schließlich - in einer an Voyeurismus nicht mehr zu überbietenden, ausgiebigen Gewaltszene - vom unsympathischen Sheriff abgemurkst. Später darf selbiger in der Tacker-Szene auch noch ein bisschen weiterfoltern bevor man ihm (für manch einen verdienter Weise) das Genick bricht, nachdem er - einem Serienkiller gleich - Baby johlend und feixend mit einer Axt verfolgt hat. Dadurch aber, dass man überhaupt nicht weiß warum die Familie herummordet, verliert diese Auslegung ihren Sinn. Denn warum "Gewalt" überhaupt noch zum Thema machen, wenn man sie ohnehin schon als gegeben und schicksalhaft eingeführt hat? Und warum "Gewalt" in kritischer Weise thematisieren wenn sie ganz offensichtlich der zentrale visuelle Fetisch zu sein scheint, um den sich in diesem schmierigen Machwerk alles dreht? Von Anfang bis Ende bietet der Streifen nichts als Gewalt an, und zwar in fast allen erdenklichen Formen: als sinnlos ausgewalzte Ballerei, als plakative Goreeinlage, als abstoßende sexuelle Erniedrigung, als psychischer Terror oder als institutionelle Gewalt des Sheriffs, die er auf andere ausübt, ja sogar die Sprache der Protagonisten bedient sich der Gewalt.
Das wirklich abstoßende an dem Film offenbart sich aber erst, wenn man die Darstellung der Charaktere vergleicht. Auf der einen Seite ist es die Mörder-Familie, die sich mag und Gefühle für einander hat was nicht nur einmal deutlich festgehalten wird (Muddi macht sich Sorgen um ihr "Baby" und weint... wie herzzerreißend), innerhalb dieser Familie haben wir mehrere Charaktere - das verrückte Sexy-Luder, den langhaarigen Hillbilly, den coolen Clown, die abgedrehte Hex' - was eher noch eine Basis für Identifikation/Sympathie stiftet, da man sich seinen Lieblingscharakter ja aussuchen kann. Diese Leute kennen Spaß und können witzig sein und - besonders wichtig - sie haben Freunde mit denen sie feiern können. Der Quotenschwarze ist bis zuletzt auf ihrer Seite, was darauf hindeutet, welche Seite der eigentliche Sympathieträger ist. Auf der anderen Seite haben wir einen recht unsympathischen, gottgläubigen und rachsüchtigen Polizisten, der sich mit fies aussehenden Charakteren aus dem kriminellen Migrantenmilieu umgibt (diese Latino-Killer schauen noch übler aus als die Mordsfamilie!) und den obligatorischen Quotenschwarze später zum (nur halben) Verrat an seinem Freund Spaulding anstiftet. Der Typ hat keine Freunde und wenn er es mit irgendwem zu tun hat, verhält er sich meistens wie ein Arschloch. Ich glaube, dass der Cummings hier seine ganzen kleinbürgerlichen Antipathien gegen die "böse Polizei" hineingewurstelt hat, anstatt eine Charakter-/Gewaltstudie zu versuchen (letzteres wäre ohnehin grandios gescheitert, DAS Potential hat der Typ sicher nicht).
Das gloriose Ende der Fireflys im finalen Shoot-Out ist tatsächlich als brave last stand und damit Aufwertung zu sehen, aber es ist meines Erachtens auch die ganz gewöhnliche Konvention, Protagonisten die sich böses haben zu Schulden kommen lassen am Ende des Films ins Nirvana zu schicken. Nun ja...
1/10