Review

Große Erwartungen schürt man, wenn man die einschlägigen Reviews zu Rob Zombies letzten Film liest. Schon beim Griff zur DVD wird man von leichten Gewissensbissen befallen, ob man sich etwas derartig perverses und brutales wirklich antun soll, ob die hohen Bewertungen von „The Devils Rejects“ wirklich 1 ½ Stunden kompromisslose Gewalt rechtfertigen. Aber wie immer siegt die Neugier, die DVD landet im Player – und enttäuscht.Nach knapp 90 Minuten wirft sich dem Zuschauer die Frage auf, ob das jetzt wirklich alles gewesen sein soll...

Das Corpus Delicti ist hierbei die Story der letzten Überlebenden der kranken Familien Firefly, auf ihrer Flucht vor dem mindestens genauso kranken Sheriff. Klingt an sich ausreichend für eine Spielfilmlänge, ist es aber leider nicht. Die Geschichte ist sogar für so einen, nennen wir ihn mal „Roadmovie-Redneck-Horror“ Film, viel zu dünn und die Handlung besteht zu 80% aus leidlich unterhaltsamen Gesprächen über Nichtigkeiten. Man kann sich das wie den Aufbau eines Tarantino-Films vorstellen, bloß dass der weiß, wie man gute Dialoge schreibt. Handlungstechnisch schreitet der Film überhaupt nicht voran, die ganze Flucht der Familie beschränkt sich auf drei Orte (und damit ist ihr Haus zu Beginn mit eingerechnet). Den Löwenanteil des Films verbringen sie sogar in einem kleinen Motelzimmer und nerven sich oder ihre Geiseln.

Nun haben derartige Filme ja die Angewohnheit, mickrige Drehbücher mit viel Gewalt und erschreckenden Szenen wieder herauszureißen, doch auch hier bietet Rob Zombie dem Zuschauer nur Durchschnitt. Von den Perversitäten, die in anderen Reviews ehrfürchtig beschrieben wird, hab ich nicht viel gesehen, im Gegenteil: die Familie Firefly wirkt viel normaler und zahmer, als es die Zeitungsausschnitte ihrer vergangenen Taten, die den Film durchsetzen und die Dialoge des Sheriffs vermuten lassen. Sie begehen den ganzen Film einen einzigen „sinnlosen“ Mord, der Rest ist nur Notwehr weil sie entweder von der Polizei angegriffen werden oder ihre Geiseln sich zu befreien und sie zu töten versuchen. Und auch gefoltert wird von den Fireflys nicht weiter, höchstens erniedrigt, aber das auch nur zweimal auf ziemlich pupertäre und etwas sehr einfallslose Art. So ist die Szene, in der Otis eine Frau mit seiner Pistole sexuell belästigt der Höhepunkt der Perversitäten, die Rob Zombie so eingefallen sind und erregt beim Zuschauer aufgrund der Ferne zu sämtlichen Protagonisten kein Mitgefühl oder Ekel. Ansonsten gibt sich der Regisseur sogar dazu her, bei brutalen Szenen wegzublenden und nicht die Aktion selbst zu zeigen. An sich sehr lobenswert, schließlich wollen die meisten Zuschauer nicht sehen wie ein Kopf im Detail zermatscht wird, auf der anderen Seite mit seinem Ruf und vielen der Kritiken nicht vereinbar.

Überhaupt sollte dieser Ruf nach diesem Film doch eigentlich etwas leiden, bietet er neben dem schwachen Drehbuch (welches auf seinem eigenen Mist gewachsen ist) auch bei der Inszenierung nicht viel. So ist Kameratechnisch überhaupt nichts außergewöhnliches probiert worden, die ganzen „Individualität“ zieht der Film aus dem Schnitt. Und da beschränkt man sich auf seltsame Szenenblenden, schlechte Standbilder und abrupte Schnitte. Naja…Ergebnis ist jedenfalls ein (gewollter?) etwas billiger Look und ein sehr holpriger Fluss (wenn man davon überhaupt reden kann) der Geschichte.

Zum Glück machen die Darsteller allesamt ihre Sache gut und bieten eine Menge verrückter und verschrobener Charaktere, bei denen es oft Spaß macht, bei ihrem Handeln zuzugucken. Diesen Spaß erzeugt Rob Zombie nicht zuletzt auch durch eine gewaltige Prise schwarzen Humors, der zwar nicht für große Lacher, aber ab und zu für ein kleines Schmunzeln sorgt.In gewisser Weise ist The Devil’s Reject’s also unterhaltsam, aber größtenteils trotzdem einfach nur durchschnittlich, belanglos und stellenweise einfach nur dämlich. Wär ich der Teufel, hätte ich diesen Film auch abgelehnt…

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