Die Geschichte der Fireflys beginnt dort, wo der erste Teil von "The House of 1000 Corpses" endete. Nach einem deftigen Shoot-Out auf dem Familienanwesen können die Geschwister Baby und Otis fliehen. Mit dem Clown Captain Spaulding befindet sich das Trio alsbald auf der Flucht vor einem übermotivierten Sheriff...
Der Plot birgt erstmal eine gewisse "Bonnie & Clyde"-Outlaw-Romantik in sich, die jedoch zu keinem Zeitpunkt greift, weil man es ausschließlich mit Ekelpaketen zu tun hat. Zombie versucht zwar zum Finale die Sympathien in die Richtung der Fireflys zu kippen, aber um wirklich Mitleid zu erzeugen ist zuvor schon zuviel passiert...
Der einzige Antrieb der Familie ist der Sadismus. Unerbittlich sowie belustigt quält, foltert und tötet man sich durch die Flucht, zwar oftmals um so etwas wie grimmigen Humor bemüht, der jedoch in Anbetracht der Vehemenz zur Staffage verkommt.
Sobald es allerdings für die Täter selbst zur Tortur wird, entbehrt es ebenfalls jeglicher Genugtuung. Auch wenn der hasserfüllte Cop aufgrund seines ermordeten Bruders zumindest einen Vorwand für seine Brutalitäten vorweisen kann - sympathischer macht ihn das gottweiss nicht und damit setzt sich der Film genüsslich zwischen alle Stühle.
Und der Streifen ist in erster Linie hart. *Richtig* hart! Das ich so'n Monster mal in einem Cinemaxx sehen würde, hätt' ich mir kaum träumen lassen - und das ist Rob Zombie hoch anzurechnen! Was der Junge hier auffährt hat *nichts* mehr mit den wohldosierten Nervenkitzlern aus einem x-beliebigen Teenie-Slasher oder der zynischen Coolness aus einem "Kill Bill"-Massaker gemein, auch wenn TDR nicht weniger Zitat ist wie ein neuerer Tarantino-Film. Zombie ist es bitterernst damit, auch den Zuschauer in das Foltern einzubeziehen.
Und das macht er formal erstmal hervorragend! Hat Nispel es mit "Texas Chainsaw Massacre" noch eher bei einem Versuch belassen, ein wirklich authentisches 70er-Feeling aufkommen zu lassen, scheint man bei diesem Film durch die Zeit gereist zu sein. In groben, gelbstichigen 16mm Bildern, mit unzähligen verwackelten CloseUps und viel Handkameragewackel entwickelt sich eine extrem spannende Retro-Ästhetik. An dieser Dogma-Optik werden sich viele stören, aber die Verspieltheit ist für mich ein Augenschmaus und besser kann man den Geist des Schmuddelfilms einfach nicht visualisieren.
Die Darsteller machen auch alle einen guten Job und gehen dermaßen in ihren Rollen auf, dass es fast Angst macht. Natürlich ist mit Fluchen und Prügeln kein Darsteller sonderlich gefordert, aber die Figuren sind klasse besetzt - besonders Blondchen Sheri Moon sticht heraus und nicht nur ihr Gatte Rob dürfte so versessen auf ihr Hinterteil sein, dass er diesen in diversen Nahaufnahmen würdigen muss...
Trotzdem macht TDR nur bedingt Spaß - genauso wenig wie die großen Klassiker des "Terror-Kinos" "Last house on the left" oder natürlich Hoopers "Texas Chainsaw Massacre"!
Hier will keine Angst durch Schauwerte suggeriert werden. Splatterszenen gibt es im Grunde gar keine, die meisten Abartigkeiten finden ausserhalb des Bildes und/oder über den Ton statt - und genau deshalb meint man einen der schlimmsten Film überhaupt gesehen zu haben: weil man gar nichts sieht. Ich behaupte daher mal, dass es der Vorstellungskraft des Zuschauers überlassen bleibt, wie rüde der Film wirklich ist...
Wen das nicht schreckt - "The Devils Reject" ist alleine schon in seiner Gestaltung ein Kunstwerk und steht damit in bester Tradition zu seinem Vorgänger. Die letzten Szenen wirken allerdings nachgedreht und rangeklatscht - vermutlich um den Film damit etwas zu entschärfen, da wird's dann etwas holprig und melodramatisch...
...trotzdem! Wer so virtuos das Cinemaxx zum Bahnhofskino verkommen lässt, dem gebührt Applaus! Jeder Filmfreund, der an den alten Hooper-, Craven- und Carpenter-Sachen "Spaß" hat, soll' sich herzlich eingeladen fühlen! Der Rest muss sich das nicht unbedingt antun...