Es war doch schon gut das ich mir vor “Devil´s Rejects” den ersten Teil - “Haus der 1000 Leichen” - nochmals angesehen habe, denn ob mangelndem Vorwissen hat man sicher weitaus weniger Spaß mit Otis, Captain Spaulding und (*lechz*) Baby. Obwohl die gleiche Sippschaft wie bei Rob Zombies höllischem Debut vorkommt, so handelt es sich hier aber keineswegs um einen offiziellen Nachfolger. Kein Dr. Satan, keine grellen Farbspielereien, keine Überlebenden - sondern eine richtig dreckige Mischung aus Roadmovie und klassischem 70er Jahre Terror Kino. Und was wäre nicht Rob Zombie wenn auch nicht hier wieder die Extreme austesten würde? Richtig, so geht es hier dermaßen böse daher das man Zombies Aussage “Haus der 1000 Leichen” sei ein Kindergeburtstag gegen “Devil´s Rejects” zustimmen mag. Natürlich war “Haus der 1000 Leichen” schon verstörend, dies geschah aber im Blickwinkel einer phantastischen, eher unrealistischen Comic-Kulisse; hier ist alles “weltlicher”, vorstellbarer. Und so kann der garstige Grundtenor des Films psychisch mehr einschlagen. Und ja, ob die im Frühjahr anstehende Kino-Veröffentlichung die gleiche Fassung wie auf dem FFF beinhalten wird ist fraglich.
Erst lässt Rob Zombie die drei Hauptprotagonisten auf ihrer Flucht vor der Polizei keine Gefangene machen, später dreht er den Spieß um und die Jäger werden Gejagte - Schlachter werden zu Vieh. Das “schlimme” daran ist das im Gegensatz zu anderen 70er Jahre Terror-Filmen die “Bösen” irgendwo noch sympathisch dargestellt werden, man später - auch ob der barbarischen vorausgegangenen Brutalitäten - Sympathie für Otis, Captain Spaulding und Baby hat. Diese drei Figuren wurden ja in “Teil 1” schon vorgestellt, hier werden sie richtig schön tief charakterisiert, vor allem Sid Haig als Captain Spaulding (der durchgeknallte Clown) weiß ob seiner zynischen Ader zu Gefallen, einer der Charakter die in “Teil 1” auf jeden Fall zu kurz kamen. Otis (Bill Moseley) wie gewohnt der brachialste der Truppe, scheut sich auch hier wieder nicht seinem morbiden Hobby - Gesichtsmasken machen - nachzugehen, über Baby (Sheri Moon Zombie) muss man auch keine Worte verlieren, optisch wieder absolute Sahne in ihrer kaputten Jeans, auch sonst gibt die gute Dame als Psychopathin wieder alles. Als wäre dieser Cast schon nicht gut genug, Rob Zombie setzt bei den Darstellern noch einen drauf, die Nebenrollen prominent besetzt: da wäre zum einen Ken Foree, jedem bekannt aus “Dawn of the Dead” - hier als Halbbruder von Captain Spaulding. Dieser leitet einen groß angelegten Puff in dem sich nachher das Blatt für die Psychopathen wendet - natürlich in einer optisch sehr reizvollen Szene in der Rob Zombie genüsslich Kehlenschnitte, Zeitlupenszenen und dreckigen Rock verbindet.
Zurück zu den Darstellern; Ken Foree zur Seite steht ein nicht minder bekannter (wenn auch eher nur in Fankreisen) Darsteller - Michael Berryman, einer der Psychopathen aus dem kranken Werk “Hügel der blutigen Augen” oder auch fabelhaft in “Cut & Run”. Hier kommt er endlich mal mehr zum Tragen, kann auch ein paar Sätze reden - wie Danny Trejo, narbengesichtiger Vorzeige-Bösewicht mexikanischer Abstammung, der hier einen äußerst redseligen(!) Kopfgeldjäger spielt, der die Familie Firefly im Auftrag des Sheriffs John Wydell (William Forsythe) ausfindig machen soll. Wydell ist der Sohn eines Polizisten, der in „Teil 1“ getötet wurde - der Sohn sinnt auf Rache und die kann sich durchaus mit den Grausamkeiten der Sippe messen, hat er nachher die drei Gesuchten in den Händen geht es z.T. nicht weniger ruppig als wie in der ohnehin harten ersten Hälfte zu. Denn wie gesagt neben dem Terror-Aspekt gibt es noch eine Menge anderer graphischer Grausamkeiten, der Splatter-Faktor wurde nach „Haus der 1000 Leichen“ gut angezogen, Kehlenschnitte, Erschießungen, Malträtierungen (z.B. Fotos an Körper antackern) - was wünscht man sich da noch neben einer der heftigsten Zermatschungen eines Körpers durch einen Truck? Zynischen Humor en Masse? Hat der Film auch - die tollen Darsteller, vor allem wie gesagt Captain Spaulding lassen einen Spruch nach dem anderen, ob diese nun „witzig“ sind ist eine Geschmackssache, passen tun sie aber immer in die durchgeknallte Geschichte.
Noch ein paar Worte zur Inszenierung: Rob Zombie setzt hier wie gesagt auf eine straighte Geschichte ohne große optische Spielereien: Farbverfremdungen, Rotfilter, Videoclip-Einschübe o.ä. gibt es hier nicht mehr - dafür wird der staubige, trockene Wüstenlook sehr gut eingefangen. Dreckig, moderig die Bilder - teilweise verwischen sie ineinander, am Ende teilweise stakkatoartige Schnitte - passend zu den dutzenden Pistolensalven die abgefeuert werden; ein atemraubendes Finale. Horroratmosphäre kommt leider so gut wie gar nicht auf, lediglich der Anfang im Hause Firefly und am Ende die Hetzjagd Babys durch den Sheriff („Lauf Häschen lauf!“) erinnert an manch düstere Szene aus „Haus der 1000 Leichen“. Eben wie gesagt ein ganz anderer Film, den man mit "Teil 1" nicht vergleichen kann da es total verschiedene Stilrichtungen sind - aber dennoch wieder absolut genial was Rob Zombie hier fabriziert hat! So und nun hoffen wir auf eine adäquate Veröffentlichung im Kino!