Mit dem "Haus der 1000 Leichen" lieferte Schockrocker Rob Zombie 2002 einen knüppelharten und durchgeknallten Horrorschocker, feierte zugleich ein beachtliches Filmdebut. Kaum drei Jahre später folgt nun mit "The Devil's Rejects" die unvermeidliche Fortsetzung - jedoch mit einem völlig neuen, verblüffenden Gesicht.
Dieses ist zwar kaum weniger abgefahren und brutal als Jenes im Premierenwerk, dafür lenkt es den Film quasi radikal um 180° in die Gefilde eines schrägen Psychopathen-Roadmovies. Horrorelemente finden sich wenn überhaupt nur noch in Spuren zu Beginn von "Devil's Rejects", als die Polizei mit einem kleinen Großaufgebot die Ranch der durchgeknallten Massenmörder-Familie stürmt. Im Folgenden begleitet der Zuschauer die überlebenden Psychos Otis, Captain Spalding und sexy Baby auf ihrer blutigen Odyssee - erbarmungslos gejagt von der Polizei, deren fleischgewordene Auswüchse mitunter in Sachen Durchgeknalltheit glatt Familienmitglieder darstellen könnten.
Zugegebenermaßen hatte ich doch etwas leicht Anderes, um genau zu sein etwas in der Art des ersten Teils, erwartet. Doch auch das Pseudo-Roadmovie "Devil's Rejects" hat zweifelsohne seine ganz speziellen Reize. Wann bekommt man schonmal ehemals verabscheuungswürdige Massenmörder als fast schon sympathische Outlaws auf der Flucht vor dem "bösen" Gesetz präsentiert? Sicher nicht oft! Und so macht Rob Zombies zweiter Regiestreich durchaus Spass, auch wenn er weitaus weniger düster und bedrohlich daherkommt. Völlig vekehrte Welt!
Brutale Todesfälle quer durch die Wüste gibts dabei doch wieder einige, sei es nun durch persönlich angelegte Messerhand oder die ungebremste Brachialgewalt eines ausgewachsenen Trucks. Hinzu kommen natürlich das altbekannte Psycho-Gebaren von Spaulding und co, jede Menge "Bad Language" und überraschenderweise sogar eine Portion Humor. Das durchgeknallte Finale im Stile eines "Thelma & Louise" setzt dem ganzen schließlich seine ganz individuelle Independent-Krone auf.
Inszenierung und schauspielerische Leistungen (so u.a. ein starker William Forsythe als Rüpel-Sheriff, ferner "Dawn of the Dead"-Star Ken Foree) gehen insgesamt auch hier in Ordnung. Leider wird die Klasse und Atmosphäre des Vorgängers nicht zuletzt genrebedingt kaum erreicht. So hat das genial unheimliche Dr.Satan-Gewölbe des Erstlings in meiner persönlichen Wertschätzung dann auch deutlich die Nase vorn!
"Devil Reject's" kann sich abschliessend immerhin nicht vorwerfen lassen, beim Original im Stile einer reinen Kommerzfortsetzung lediglich neu aufgetischt zu haben. Nein! Er ist etwas völlig eigenständiges: Brutal, bizarr und irgendwie völlig verdreht. Geschmackssache, dürfte wohl noch weniger Leuten zusagen als Part Numero Uno!
Rob Zombie soll mit seinem zweifellos vorhandenen Händchen für schaurige Bilder und Klänge trotzdem ruhig öfter zu Drehbuch und Kamera greifen, solche Leute braucht das heutige Filmland!
(Nachtrag: Die Unrated-Fassung erhält dank cooler Zusatz-FX 7 Punkte)