Ganz nett, manche Auftritte von Graf Zahl wirken aber furchterregender.
"The Amityville Horror" ist sicherlich kein völlig misslungener Film, er ist teilweise ästhetisch fotografiert, aber letztlich ein Spukhausfilm vom Reißbrett.
- Und er offenbart viel zu schnell seine "Schrecken" - das ganz junge Publikum, für den dieser Film offensichtlich gemacht ist, würde ja eine halbe Stunde subtilen Spannungsaufbaus, wo nichts Eindeutiges/ Krawalliges kommt, nicht aushalten, ohne schreiend in den Langeweile-Wahnsinn abzugleiten.
Schon früh stehen (oder sitzen) also ständig untote Kinder, wie es den Drehbuchautoren gerade in den Kram passt, irgendwo dekorativ rum. Gruselig wirken sie dabei aber nicht, manche Auftritte von Graf Zahl bei Blitz und Donner wirken furchterregender.
Dazu dann diese zu bemüht auftrumpfende Tonspur... Friedkins "Exorzist" hat schon vor Jahrzehnten gezeigt, dass Klotzen statt Kleckern - mit der entsprechend perfiden Herangehensweise - schocken kann, doch hier ist man weit weniger inspiriert und versucht, mit ständigem Gerausche und Geraune im Hintergrund auf Schauerstimmung zu machen, es bringt aber eher nur Unruhe in den Film.
Ansonsten: Flackernde Lampen, zuknallende Türen, rätselhafte Schatten, Fratzen im Spiegel, Blut aus Wasserhähnen (ächz), Protagonisten, die es sich trotz alledem in der Badewanne gemütlich machen wollen und prompt geht das panische Geplansche los...
Das übliche Programm also, sieht man von den Gore-Einsprengseln im letzten Viertel des Filmes ab. Diese sind eher untypisch für das Spukhaus-Genre, aber zusammen mit den mittelmäßig animierten Dämonenfratzen und blitzschnellen Bildwechseln zum Ende des Filmes stehen sie für das Problem vieler Mainstream-Horrorproduktionen, nämlich das Ansinnen, einfach zuviel zu wollen. Gore und subtiler Schrecken, hektische Action und melancholische Stimmungen, alles in einem Film - und gerade deshalb funktioniert nichts richtig.
Gerade die Schlussequenz steht exemplarisch für diese unbeholfenen Versuche, Horror zu erzeugen: Es genügt nicht, das untote Mädchen sehnsüchtig-melancholisch in die Kamera schauen zu lassen, nein, natürlich (kursiv) brechen dann noch blitzschnell (bescheiden animierte) Arme aus den Dielen, um das Kind in den Boden zu ziehen... Erschreckt sich da noch jemand, der älter ist als 11? Lächerlich.
Ach ja, Ryan Reynolds, noch nicht ganz akzeptierter neuer Familienvater, macht in respektablem Tempo eine gewisse Persönlichkeitsveränderung durch, ein Jack Torrance (inklusive Axt) für Arme, was allerdings vor allem dem routiniert verfassten Drehbuch anzulasten ist, das sich mit nichts und niemandem allzu lange aufhalten möchte...
So herrlich grausig, wie die Szene mit der alten Frau unter dem Schleier in "The Others", das Gesicht hinterm Fenster in "Schloss des Schreckens" oder der sich schattenhaft im Zimmer der schwerstbesessenen Regan erhebende Pazuzu (- ja,"The Exorcist" ist nur indirekt ein Spukhausfilm) ist hier nichts.
Der Film ist aber trotz alledem kein wirkliches Ärgernis, gut sind die Darsteller der (lebenden) Kinder und, wie schon geschrieben, einige recht ästhetische Aufnahmen.
Gegen Meisterwerke wie eben "Schloss des Schreckens", "The Others" oder "The Haunting"/ Bis das Blut gefriert" (1963) ist "The Amityville Horror" aber eher eine laue Kinderfest-Geisterbahn. Manches ist sicherlich ein ganz netter Versuch, zu erschrecken (der wirrhaarige Untote im Badezimmerspiegel), aber alles hat man anderswo schon besser gesehen.