Remake-Wahn und kein Ende. Das Hollywood langsam die Ideen ausgehen ist ja nichts neues mehr, doch der Remake-Wahnsinn der letzten paar Jahre, ist doch langsam schier erdrückend. Egal was man auch kriegen kann und irgendwann vor X-Jahren (oder auch erst vor kurzem) einmal angesagt war und auch egal von wo, es wird von den Amis zur üblich glatten und leicht verstehbaren Hollywood-Version verarbeitet. Ab und an kommt dabei mal was wirklich Gutes raus (z. Bsp. "The Ring"), doch meist dümpeln die Remakes weit hinter den Originalen zurück. Nun hat sich Produzent Michael Bay, der sich schon mit dem Remake zum Kettensägenmassaker nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, den wohl bekanntesten Gruselhaus-Schocker "Amityville Horror" vorgenommen, der aber, im Gegensatz zu den meisten anderen Remake-Opfern, nicht überall auf Anklang stoßen konnte. Da ich persönlich aber "Amityville Horror" eigentlich immer wieder gerne sehe und seinen Klassiker-Status als rechtens empfinde, war ich nun natürlich riesig auf das Remake gespannt und kann nun sagen, dass diese neue Version, dem alten Film in kaum etwas nachsteht!
"Amityville Horror (2005)" ist vor allem eines geworden: Ein guter Schocker mit viel Erschrecker-Potenzial! Die Story ist dabei natürlich nicht viel dichter als beim Original, nein in meinen Augen ist die Remake-Story vergleichsweise noch dünnflüssiger ausgefallen. In der Geschichte um die Familie Lutz und ihren Erlebnissen, im wohl bekanntesten Spukhaus der Welt, ist nicht viel Platz für Logik und Verstand. Aber wenn man ehrlich ist, erwartet man das hier auch kaum. Dafür ist allerdings die Mischung aus einigen altbekannten Details wie der Grundstory und vielen Neuigkeiten, wie dem anders gestalteten Finale oder dem sichtbaren Geist der imaginären Freundin von Töchterchen Chelsea, gut gelungen und passend aneinander gelegt worden. Somit bleibt der Film dann doch durchgehend recht spannend und wird nicht langweilig.
Die spürbarsten Neuigkeiten liegen aber in den visuellen und akustischen Spielereien, die hier für Schocks am laufenden Band zuständig sind. Im Gegensatz zum Original werden die Dämonen dieses mal sichtbar gemacht und viele wilde Schnitte, vor allem in der Anfangssequenz, geben ein gutes Beispiel dafür ab, wie man mit optischen Effekten Grusel-Stimmung erzeugen kann. Dazu der tösend laute Soundtrack, der die gut platzierten Schockeffekte noch einmal deutlich macht und bei Horror-Anfängern für nasse Höschen sorgen kann. Die unterschiedlichsten Geräusche fliegen einem, im richtigen (Heim-)Kino, nur so um die Ohren und der wunderbare Score sorgt für absolute Stimmung und die passende, knisternde Atmosphäre.
Wunderbar zudem auch die Auswahl der Kulissen, die einem gut an das Original zurück erinnern lassen. Auch das neue Amityville-Haus ist wieder wunderbar gruselig in seiner Ausstattung ausgefallen und kann die eh schon knisternde Atmosphäre noch einmal verdeutlichen. Dazu kommt dann noch ein großer See vorm Haus, der für etwas Abwechslung in der Kulisse sorgt, da der Streifen ansonsten fast nur im Haus spielt! Alles in allem gibt es da nichts zu meckern!
In punkto Darstellerleistung wird allerdings eher ein Trauerspiel geboten, welches den Film dann doch ein wenig schaden mag. Hauptdarsteller Ryan Reynolds schafft es leider überhaupt nicht, dem langsam verrückt werdenden Familienoberhaupt ein Gesicht zu geben. Sein Spiel wirkt leider durchgehend eher sehr bemüht als glaubwürdig. Und auch Melissa George mag es nicht, ihrer Kollegin aus dem Original, Margot Kidder, das Wasser zu reichen. Dazu dann noch die Kinderdarsteller, die allesamt lieber nicht noch einmal vor die Linse treten sollten. Es kann eben nicht jeder eine Dakota Fanning sein.;)
Fazit: Gut gelungenes Schockerkino, das zwar in Sachen Story nicht viel hergibt, aber dafür mit exzellenten Schockeffekten und einer brillanten Mischung aus Bild- und Akustikkompositionen, für garantierte Gänsehaut sorgt. Schade nur, dass die Darsteller allesamt nicht viel hergeben, ansonsten wäre eine uneingeschränkte Empfehlung, für alle Fans des Originals und Freunden des gepflegten Erschrecker-Kinos, durchaus drinnen gewesen. Unterm Strich nicht so gut wie das Original, aber man kann zufrieden sein!
Wertung: 7/10 Punkte