Direct Cinema aus Deutschland. Voll aus dem Leben gegriffen und mit Liebe zum Detail auf den Punkt gebracht. "Die Polizistin" ist ein Porträt einer etwas schüchternen, zierlichen Frau, die als frische Polizeischulabsolventin in ein Problemviertel nach Rostock kommt. Als einzige Frau im Team und im sozialen Brennpunkt der Gesellschaft stehend, schwankend zwischen Mitgefühl und Moral, versucht sie zurecht zu kommen. Dabei verliebt sie sich in einen kriminellen Einwanderer, während ihr Partner und Kumpel Mike ebenfalls Zuneigungen zeigt.
In einem sehr direkten, kühlen, für den jungen deutschen Film nicht ungewöhnlichen Realismus wird die einfache, eher unspektakuläre Story geschildert. Die vielen authentischen, lebensnahen Details erzeugen dabei ein glaubwürdiges, fast dokumentarisches Porträt der harten, oft undankbaren Arbeit der Polizei in den sozialen Krisengebieten Deutschlands: Demütigungen, Leid, Tod, Raub, und auch einfach sinnlose Streitigkeiten oder banale Ruhestörung - überall muss eingegriffen werden, immer muss die Fassung und ein klarer Kopf bewahrt werden. Dass dabei Fehler passieren, dass man daran seelisch kaputt gehen kann, wenn man es zu nah an sich heran kommen lässt, ist nur allzu verständlich. Und genau dieser immerwährende Kampf, der zähe Reifeprozess, die innere Zerreißprobe (zumal sie sich ja in einen Verbrecher verliebt) der jungen Polizistin ist der Kern des Films, der Spannungsträger. Und siehe da, langsam aber sicher lernt auch sie mit den Schwierigkeiten umzugehen, ihre Arbeit zu machen, den nötigen Humor wie ihr erfahrener Partner Mike aufzubringen, und ihrem Privatleben die richtige Orientierung zu verleihen.
So spannend, so intensiv und so bewegend kann die Realität, das pure Leben sein, wenn die Kamera bis in die intimsten Sphären der Darsteller dringt, ohne sie dabei bloßzustellen. Man fühlt mit ihnen, fiebert mit ihnen, lacht mit ihnen und sieht einen Teil von sich selbst in ihnen. In den 90 Minuten Film wachsen einem die Polizistin und ihre Kollegen richtig ans Herz, jeder auf seine Art (vor allem Mike, dessen Schauspieler den lustigen, "alten Hasen" typisch nordischer Art unbeschreiblich genial verkörpert), und ohne es zu merken kommen einem dabei soziale Brisanz, ein wenig Kritik und ethische Problematiken dezent entgegen. Effekthascherei und falsche Illusionen sind hier fehl am Platze; Dresen überzeugt vielmehr durch seinen Mut zur Echt- und Schlichtheit, zu direkten Gefühlen ohne doppelten Boden und zu Menschlichkeit ohne Maske.
Somit ist Dresens Kleinformat weitaus bewegender, intensiver, geistreicher und dramaturgisch vielschichtiger als irgendein verlogenes "großes Gefühlskino" in der Primetime und verdient dafür seine Anerkennung- zumindest vom richtigen Publikum, das den Idealismus dahinter versteht sowie die Leidenschaft für die Kunst des ungeschminkten, lebhaften Erzählens teilt. 8/10