Review

Ja, das hat man auch nicht so häufig auf dem Bildschirm: einen religiös-historischen Dreistünder, der aufgrund gewisser Pietäten gegenüber dem Islam in Absprache den Propheten Mohammed – also eine historisch verbürgte Figur – lieber mal nicht zeigt. Nicht mal ansatzweise. Auch nicht nur eine Hand oder so.
Nicht einmal seine Stimme ist zu hören, allein die Reaktion der ihm Umgebenden auf ihn erklärt (oder wiederholt entsprechend) Ungehörtes.

Das ist natürlich ein sehr behutsamer Umgang mit dem Thema, um keine Kontroversen (KEINE ABBILDUNG DES PROPHETEN!) aufkomme n zu lassen und wäre auch vollkommen in Ordnung gewesen, wenn der Prophet etwa so einen Auftritt wie good old Jesus Christus in „Ben Hur“ hinzulegen hätte, also Gegenlichtaufnahme, heilende Hand, Jubelchor, alles was man zum Göttlichen eben so braucht. Zwei-Minuten-Auftritt, Stargast, Thema durch!
Aber „The Message“ bildet nun mal die komplette Lebensgeschichte (also ab seiner Berufung durch den Engel Gottes) des Propheten ab und das bedeutet, der Film wird drei Stunden mehr oder minder in der POV-Perspektive verharren oder eben in Gegenschüssen das nicht zeigen, was eigentlich da sein müsste (ein Prophet, wahlweise auf einem Pferd, Kamel oder Elefanten oder so).
Anders als sonst in beinahe jedem Film starren hier die Darsteller praktisch permanent volle Elle in die Kamera, rollen mit den Augen und sind von den erhabenen (aber eben ungehörten) Worten des Mohammed total geplättet – da ist es keine Frage mehr, ob man konvertieren möchte. Das versteht sich doch von selbst.

Wie man sich vorstellen kann, ergibt das einen ungeheuer ungelenken Film, der praktisch mit angezogener Handbremse durch Mohammeds biographische Eckpunkte holpert, während seine beliebtesten Anhänger und Eleven fleißig dabei sind, seine Botschaft zu verkünden oder in die Kamera zu wiederholen.
Da wird reichlich gepredigt und moralisch verkündet, aber alles im relativ friedlichen Behuf – wenn auch der Trend zu „Wir haben den wahren Glauben, wir sind nicht aufzuhalten, ihr werdet es auch noch alle einsehen!“ natürlich nicht zu vermeiden ist – aber das gilt für die Katholiken natürlich genauso.

Der Film spart die ersten 40 Jahre des sonstwie scheinbar ungebildeten Mohammeds aus, beginnt mit der Vielgötterei in der Kaaba in Mekka und geht dann sofort zum Treffen mit dem Engel über, welches wiederum ein audiovisuelles Kuriosum darstellt (selbstverständlich sieht man auch den Engel nicht, nur Höhlenwände!). Danach reagieren die Religionsgewinnler erst mit Hohn und Spott, dann mit Schlägen und Folter, aber wie das nun mal so ist, eine Bewegung kann man so nicht aufhalten.

Schließlich muss ein großer Teil der Gläubigen gehen, bricht auf in die Wüste, geht nach Medina, bekehrt noch mehr und da und dort tritt man auch mal in Schlachtordnung im Sand an. Das ist dann der Part des Films, in dem Anthony Quinn in einer lanzentragenden Rolle als kampferprobter Onkel zu sehen ist (weswegen er auch in der Darstellerliste ganz oben steht). Er taucht nach einer knappen Stunde auf, bleibt eine Weile und steigt eine Dreiviertelstunde vor Schluss dann mit Ansage wieder aus. Aber letztendlich ist das sowieso der Film zum Monty-Python-Sketch „How not to be seen“…

Am Ende rockt der Islam natürlich den nahen Osten mit seiner friedlichen Botschaft und man darf den Triumphzug nach Mekka zurück antreten, wo dann natürlich Heulen und Zähneklappern herrscht und die Anhänger Mohammeds großzügig alle bisherigen Opportunisten verschonen, solange sie nur die Kaaba mit ihren Götzen ausräumen dürfen.

Bis dahin ist es aber mehr als schwer, nicht total die Geduld zu verlieren, denn die unorthodoxe und umständliche Präsentation geht mehr als auf die Senkel, noch bevor die erste Stunde überhaupt rum ist.
Wie die getreuen Bibelschinken malt auch dieser Film ein im Kern leuchtendes Bild, dass dann entsprechend in den kommenden Jahrhunderten munter pervertiert wurde, vor allem die Einigkeit unter den Jüngern des Propheten ist ja heute genauso wenig vorhanden wie eine eindeutige Auslegung des Korans.

Die allseits beliebten Massenszenen (also die Schlachten) sparen nicht mit roten Flecken auf weißen Gewändern, vermeiden aber meistens explizite Details und leiden im Allgemeinen etwas unter mangelnder Teilnehmerzahl. Man hat zwar schon jeweils einige Hundert Kämpfer versammelt, aber hier und da mal eine Trickverstärkung der Heeresmassen wäre schon drin gewesen.
Weil aber der absolute historische Purismus regiert, bleibt es generell bei allgemeiner Biederkeit ohne visualisierte Ausschweifungen. Oder übersetzt: eine ziemlich langweilige Moralpredigt von einem Film.

Mag das vereinende (Nicht-)Auftreten des Propheten hier aber eine gute Absicht der Filmemacher darstellen, so lohnte sich der mühevolle Aufwand leider gar nicht. Hatten erst ein paar Islamkonferenzen der Produktion die Absolution erteilt, solange man in glorioser POV-Fashion voran ging, zogen nach Fertigstellung diverse Bewegungen innerhalb des Islams dieser Absegnung den Stecker. Es wurden zwar keine Regisseure gepfählt oder Kopien verbrannt, aber gemocht wurde der Film auch nicht sonderlich – aber deswegen heißt es ja auch „radikalislamisch“. Die sind halt mit nichts zufrieden und erklären alles andere als frevlerisch. So einfach kann man es sich machen.

Hier allerdings unterschreibe ich für jeden sofort, der sich angesichts der zu erwartenden Langeweile (nicht irgendwelchen Folgeanschlägen) lieber von diesem raren Schinken fern hält, der übrigens von Moustapha Akkad gedreht wurde, dessen wahre filmische Unsterblichkeit aber erst zwei Jahre später einsetzen sollte, als er in den Staaten einen kleinen unwichtige Horrorfilm namens „Halloween“ produzierte.

Als Kuriosität bedingt genießbar, als Historienfilm zweifelhaft verbrämt und aufgrund seiner sehr sehr seltsamen Optik ein Brocken, der quer im Hals sitzt – die Anfänge des Islam sind als Thema einfach zu heikel, um daraus einen Film machen zu wollen, solange gleichzeitig mit dem Endprodukt alle glücklich sein sollen. Das ist dann keine Kunst, das ist dann nur Werbung. (4/10)

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