An Produzent Hermann Joha scheiden sich die Geister. Die einen sehen ihn als Verursacher zahlreicher Nonsens-Entwicklungen, die den Zuschauer vor allem bei RTL heimsuchen, andere, wenige, erkennen ihn als ambitionierten Macher an, der einiges an kurzweiliger Filmkost fabriziert hat. An „Hai-Alarm auf Mallorca“ und „Der Clown“ hatte zumindest ich meinen Spaß, denn, Trash hin oder hier, die selbstironische, übertriebene Klischeekollektion hatte Charme und bot einwandfreie Unterhaltung.
Mit „Lasko“ aka „Im Auftrag des Vatikans“ aka „Death Train“ kann er da leider nicht anknüpfen, obwohl die von Action Concept ausgeknobelten Highlights wieder vom Feinsten sind. So sonderlich viel fliegt dieses Mal nicht in die Luft, aber Helikopter werden mit Bazookas vom Himmel geholt und Autos zirkulieren wild durch Explosionen, dass es für den Actionfan eine wahre Freude ist. Ohne CGI, sondern handgemacht mit Pyrotechnik, gibt es die typischen, spektakulären Action-Choreographien, wie sie deutschlandweit nun einmal nur Johas Mannen hinbekommen. Der fehlende, erwachsene Härtegrad sei dabei verziehen.
Die Nominierung für den World Stunt Award Taurus gab es nicht umsonst, nur gibt es abseits dieser ekstatischen Actionmomente wenig Sehenswertes zu berichten.
Denn warum wir auf den Film so lange warten mussten, hat seinen Grund: Er ist leider ein Flop geworden, den Hermann Joha sicherlich nicht produzierte, um ihn als Weltpremiere bei RTL laufen zu lassen.
Sich selbst zu ernst nehmend, entfaltet sich hier eine leider nur allzu gewöhnliche B-Movie-Prämisse, die sich als Schauplatz nun ausgerechnet einen Zug aussucht. Zwar steckt der ausnahmsweise voller Pilger anstatt profilloser Standardpassagiere, aber der skrupellose Bösewicht mit der tödlichen biologischen Waffe und den fürstlichen Forderungen ist genauso mit an Bord, wie der verhinderte Held, der sich erst einmal wieder selbst finden muss, um sich dann mit den gemeinen Schergen herumzuschlagen. Seit „Under Siege 2: Dark Territory“ wird der passionierte B-Movie-Fan nun schon mit meist miesen Produkten dieser immer selben Prämisse versorgt und „Lasko“ hat dem leider so gar nichts Neues hinzuzufügen.
Er nervt lieber und zwar andauernd mit einer Dreistigkeit, wie man sie selbst in einem B-Movie selten antrifft. Die Dialoge sind mies, aber ernst gemeint, die Schauspieler eine Katastrophe und die Bedienung jedes erdenklichen Klischees sorgt da schon fast für Verwunderung, während Glaubensbruder Lasko (Mathis Landwehr), ein Ex-KFOR-Soldat mit bewegendem Kriegstrauma, sich durch die Waggons keilt und fernab der Krisenstab sich schon mal einen Plan schmiedet, wo man den Zug denn reinjagen könnte, um den Kollateralschaden niedrig zu halten und die eigene Unfähigkeit zu verwischen.
Nun agiert Mathis Landwehr, so leid es mir tut, schauspielerisch relativ enttäuschend, was angesichts seiner sehenswerten Martial Arts – Fertigkeiten noch nicht so schlimm wäre, wenn er denn dafür einen brauchbaren Charakter erhalten würde. Aber daran mangelt es und deswegen ist Lasko als Sympathiefigur und Actionheld einfach unbrauchbar. Seine schicksalhafte Vergangenheit im Kosovo hätte man rausschneiden können und niemanden hätte es gejuckt.
Wobei man es Landwehr in den Actionszenen auch meist nicht leicht macht. Zerstört der inflationäre Gebrauch von Fast- und Slowmotion jeden Filmgenuss im Ansatz. Diese wilde Umgang mit Stilmitteln sieht letztlich nicht stylisch sondern arg peinlich aus und zerstört die meisten Actionszenen.
Der Ansatz innovativer Ideen begrenzt sich derweil darauf, Bruder Lasko holterdiepolter als flugs rekrutierten Nachwuchs der „Pugnus Dei“, eine Art geheimer Kampfverband der Kirche, zu rekrutieren, nachdem im Pilgerzug schon ein paar blutdurchtränkte Kutten liegen und auf ihm die letzte Hoffnung ruht, weil die GSG 9 (Wird hier anders genannt...) sich so was von trantütig anstellt, als sie per Helikopter an Bord des Zuges gelangen will, dass sie zurecht vom Himmel gepustet wird.
Ein kleiner Lichtblick ist der diabolische, nicht lange fackelnde Arnold Vosloo („The Mummy“, „Global Effect“), der diese Rolle schon mal sehr ähnlich in „Con Express“ inne hatte und die konsequenten Bad Guy – Rollen aus dem Effeff beherrscht. Er war schon mal besser, aber ein paar coole Kommentare von ihm sorgen hin und wieder für ein schelmisches Grinsen beim Zuschauer. Ist doch, wie jedes Mal, klar, wie die Chose für ihn ausgehen wird. Der B-Veteran dürfte nicht allzu teuer gewesen sein, aber so einen Film hat er dann doch nicht verdient.
Ansonsten stören den linearen Ablauf eine massive Anzahl höchst überflüssiger Nebencharaktere, wie die alleinerziehende Mutter nebst dämlichen Spross, der nicht zwischen Links und Rechts unterscheiden kann, was natürlich im Finale dann auch für Spannungspotential (*hüstel*) sorgt oder die beiden älteren, behinderten Herren mit ihren unlustigen Auftritten. Darauf gibt es noch eine klebrige Extraportion Pathos und fertig ist der schwache Actionthriller made in Germany.
Während dessen bleiben positive Elemente eine Seltenheit. Der gesamte Ablauf ist von vorn bis hinten vorhersehbar und kann selbst den unbedarften Zuschauer kaum überraschen. Die allseits in diesem Genre beliebte „Ein Fahrzeug steht auf den Gleisen und wird vom Zug in einer Explosion weggerammt“ – Szene darf beispielsweise natürlich auch hier nicht fehlen und ist auch spitze umgesetzt, aber die Entwicklung des Crashs vergisst man dabei lieber wieder. Überhaupt wirkt das Skript als wäre es eine Checkliste für Action Concepts Budenzauber. Schade, dass sie nur so kurz war und man sich dabei noch hochpeinlich versuchte bei den Martial Arts – Kämpfen ans Hongkong-Kino anzulehnen, wo ja gern mal Gegenstände zum Kampf zweckentfremden werden.
Fazit:
Abseits der spektakulären Aufnahmen von explodierenden Helikoptern oder Wagen mit standesgemäßen Stunts ist „Lasko“ leider nur ein laues Lüftchen mit erhöhtem Nervfaktor, da Dialoge und Darsteller nun wirklich von einem anderen Stern sein müssen. So klischeehaft und aufgesetzt hat man Schauspielermaterial schon lange nicht mehr agieren sehen. Da Mathis Landwehr zwar ein guter Kämpfer ist, hier aber enttäuschend schauspielert, Vosloo als einziger Profil gewinnt, und der Film durch einen massiven Einsatz von Stilmitteln phasenweise kaputtinszeniert worden ist, springt lediglich eine unterdurchschnittliche Bewertung heraus. Und die auch nur für die Arbeit von Action Concept....