Review
von Leimbacher-Mario
Jeff building Bridges
„Starman“ war (abgesehen vom epischen Elvis-Biopic fürs Fernsehen) der letzte Film von John Carpenter, den ich noch sehen musste. Kein Wunder, denn von seiner Handlung und Aussage und Atmosphäre und Art ist er eigentlich alles andere als exemplarisch für sein Schaffen. Oder zumindest nur über Umwege damit im Verbund. Und dennoch behaupte ich völlig begeistert, ist „Starman“ Peak-Carpenter. Absolut. Ein Klassefilm. Vielleicht sogar ein sofortiger neuer Liebling in meinem Buch. Nicht nur von Carpenter, meinem wohl favorisierten Regisseur aller. In dem erstaunlich romantischen Sci-Fi-Roadtrip kommt ein Außerirdischer auf die Erde und nimmt die Form eines vor kurzem verstorbenen Ehemanns an. Zuerst erschreckt das verständlicherweise die trauernde Witwe und dann wird sie auch noch von ihm mehr oder weniger entführt. Doch schnell baut sich ein besonderes Verhältnis zwischen den beiden Charakteren und Spezies auf - und das nicht nur platonisch!
Jeff Bridges war meiner Meinung nach nie besser als hier. Und bei dem Dude will das was heißen! Mal creepy, mal witzig, mal traurig, mal bemitleidenswert, mal weise, mal fast Terminator-artig - insgesamt fast etwas uncanny. Außerdem ist Karen Allen auf ihrem Höhepunkt einfach nur zuckersüß. Dazu kommt ein ungeheuer menschlicher Unterton, der im strengen Gegensatz zu Carpenters anderen, düsteren, minimalistischen, oft fast schon nihilistischen Werken steht. Selbst wenn auch hier die Menschheit dem „Gast aus dem All“ ganz sicher nicht nur ihre Schokoladenseiten zeigt. Auch wenn Frau Allen wie gesagt eh nahezu unmöglich auszugleichen/runterzuziehen ist - da würde sich glaube ich jeder im weiten Weltall in „unsere Spezies“ verlieben oder zumindest ihre schönen Seiten hervorheben. „Starman“ geizt aber auch als reiner Genrefilm nicht mit seinen Geizen, hat er z.B. durchaus explosive Szenen, Verfolgungsjagden und einen packend-epochalen Score (wieder komplett Carpenter-untypisch). Aber das Herz des Films ist die Chemie und Annäherung der beiden Protagonisten, das aufbauende und konsequente Ende, die (positiven wie negativen) Aussagen zu und Beispiele von Menschen. Und das Ganze kann man auch noch als Kommentar in Sachen Trauer- und Verlustbewältigung sehen. Hat mich berührt und gut unterhalten. Und das nicht zu knapp.
Fazit: viel mehr als nur „E.T. für Erwachsene“. „Starman“ ist Carpenters romantischster, einfühlsamster, hoffnungsvollster und menschlichster Film, der letzte den ich noch gucken musste und ein süßes Pamphlet voller Hoffnung und Liebe. Warm und visuell/farblich markant. Leuchtend. Gelungenes Genrewohlfühlkino von einem Horrormeister. Toll, einfach toll.