Peter Goedels „Das Treibhaus“ ist eine Verfilmung, die auf dem gleichnamigen Roman von Wolfgang Koeppen fußt – was anderswo überflüssig zu erwähnen wäre, stellt in diesem Fall bereits die entscheidende Schwierigkeit dar, denn: Goedel pflegt eine ganz und gar problematische Beziehung zur Vorlage. Zumeist, in beinahe jeder Szene liegt über dem Geschehen eine nüchterne Erzählstimme aus dem Off, die konzentriert die brisantesten Stellen von Koeppens „Das Treibhaus“ verliest, die Bilder des Films mit Bedeutung und mit Inhalt füllt, und das ausdrückt, wozu Schauspieler und Regisseur nicht imstande waren. Wir bekommen Bruchteile und ausgewählte Passagen des Romans vorgelesen, und der Film nimmt uns dabei die Aufgabe ab, uns im Kopf dazu entsprechende Vorstellungen zu machen, wie sich dies in Bildern vor unseren Augen abspielen würde. Strenggenommen ist es falsch, von einer Verfilmung zu reden; Goedel versucht nicht einmal, die Literatur auf Basis seiner eigenen Interpretation des Stoffes in das Medium Film zu übersetzen; vielmehr ist Goedels „Das Treibhaus“ das, was man als „filmische Literatur“ bezeichnen könnte. Nur, welche Existenzberechtigung hat sein Film aus dieser Perspektive heraus? Weshalb sollte jemand, der die Wahl zwischen der Vorlage und dem Film hat, sich für letzteres entscheiden? – Wo man doch alle Ansätze des Films im Roman auf ungleich komplexere, differenziertere und intensivere Weise erleben kann. Oder anders gesagt: Goedel hat es nicht verstanden, in den Disziplinen, in denen Filme gegenüber Büchern gemeinhin ihre künstlerischen Vorzüge haben, die Vorteile richtig auszuspielen.