Ja, was haben wir denn da? Eine weitere Komödie aus dem Ärmel von Nora Ephron, die bislang auf kindergerechte Unterhaltung mit leichtem Hang zur Romantik setzte ("e-Mail für dich", "Michael"). Überwiegend kam dabei seichtes Kino heraus, was die Mehrheit der Kritiker und Zuschauer auch ihrem 2000er Werk attestieren würden. Dabei hat Lucky Numbers durchaus seine Momente.
Die Story bietet nichts Neues. Der Wetterfrosch Russ Richards (John Travolta) definiert Ironie ganz neu, indem er jeden Tag aufs Neue schönes Wetter ankündigen muß und gleichzeitig ein Geschäft für Schneemobile betreibt. Da hilft seine Popularität bald gar nix mehr: Russ gerät in Geldnot und muss sogar seine geliebte Protzkarre gegen einen Schrotthaufen eintauschen.
Was für ein Zufall, dass Russ einen kleinen Gangster (Tim Roth) kennt, der ihm zu illegalen Aktionen rät: erst Versicherungsbetrug, und als das nicht klappt, gerät die während der Nachrichten stets veranstaltete Lotterie in den Fokus des Interesses. Mit der euphorisch-naiven Lottofee Crystal (Lisa Kudrow) soll der Coup gelingen. Wenn da nur nicht der Fernsehboss (Ed O`Neill) wäre...
Ja, das Staraufgebot kann sich sehen lassen. In der Hauptrolle hätten wir John Travolta, den ich persönlich für einen der am meisten unterschätzten Schauspieler Hollywoods halte (auch wenn er hier kein Talentfeuerwerk abbrennt, was aber auch gar nicht notwendig war). Lisa Kudrow, die Phoebe aus "Friends", wagt mal wieder einen ihrer Ausflüge in die Spielfilmwelt. An Ed O`Neill kann man sich sowieso nie satt sehen, auch wenn man bei seinem Anblick immer Al Bundy im Hinterkopf hat. Dann wäre da noch Michael Rapaport in einer wunderbar fiesen Rolle, der stets seriöse Tim Roth und last but not least Bill Pullman als motivationsloser Cop. Ein wundervoll schräger Charakter und eine echte Innovation.
Wer gerne meckert, wird nun sagen, dass viele Köche den Brei verderben. Das stimmt zwar oft, hier trifft es aber eigentlich nicht zu. Die Charaktere spielen sich gegenseitig die Bälle zu und sind auch schon einmal für den ein oder anderen Lacher gut. Crystals Reaktion auf Russ` Plan, die Lotterie zu manipulieren ist immer wieder lustig - obwohl hier charakterliche Ähnlichkeiten mit Phoebe nicht von der Hand zu weisen sind.
Die Story ist denkbar altbacken. Leider fehlen auch wirkliche Attraktionen im Plot, alles bleibt sehr bodenständig; vielleicht etwas zu sehr. Eine Kleingangster-Coup-Story muss etwas über das ordinary life hinausgehen. Klar, eine Leiche wird über die Brücke geworfen, am Ende gibts eine Schneemobil-Verfolgungsjagd mit einem zuvor umgekippten Laster, ein Einbruch darf bestaunt werden... aber trotzdem wirkt alles etwas unspektakulär.
Dafür gibt es recht viel Situationskomik und so gut wie keine peinlichen Momente. Die Dialoge sind spritzig und es gibt richtig viele schöne Wendungen bezüglich des Einlösens des Lotteriescheins. Mal spielt Crystals perverser Cousin nicht mit, mal ist Crystal selbst nicht zufrieden oder der Fernsehboss funkt dazwischen. Langweilig wird es deshalb nie, so dass eigentlich auch ein Mehrfachansehen keine Zeitverschwendung ist.
Der Schneefall am Ende bringt dann nochmals die Anfangsironie zurück ins Spiel. Eine Metapher auf das Glück des Lotterieloses: der Zufall spielt mit Russ` Schicksal wie er will.
Es bleibt ein witziger Geheimtipp für zwischendurch, der sich optimal für einen netten Abend eignet. Ein Event ist Lucky Numbers dann doch nicht, dafür ist er einfach zu unauffällig. Dennoch sollte man einmal reinschauen, da vor allem die verrückten Charaktere (allen voran Bill Pullman) Spass bringen.
6/10