Review

Das unsichtbare Auge (1978) -Text kann Spoiler enthalten!-

"Ich werde hier leben wie die oberste Schublade in einer Glaskommode" (Zitat: Leigh Michaels)

Ja, diese Aussage mag vollumfänglich zutreffen, nur die "Auslage" darin gefällt mir zumindest leider so gut wie gar nicht.

Ich kenne und liebe fast(!) alle Carpenter Filme, und bin generell Filmen aus früheren Jahren eher zugewendet, aber diese TV-Produktion aus dem Jahre 1978 war für mich leider schwach.

TV Redakteurin Leigh Michaels (Lauren Hutton) zieht in eine neue Wohnung im großen Wohnkomplex "Arkham Tower" und erhält dort nach nur kurzer Einlebungsphase merkwürdige Anrufe, Briefe und Pakete. Die Polizei wiegelt ab, was Leigh dazu veranlasst nebst neu gewonnenem Freund selbst nachzuforschen. Beide versuchen nun dem ominösen Psychospielchen-Treiber auf die Schliche zu kommen, der Leigh aus der Ferne auf Schritt und Tritt zu beobachten scheint...

Die "Spannungskurve" mag zwar an sich generell vernünftig aufgebaut sein, nur hat sie mich kaum bis gar nicht erreicht. "Gespannt" oder gepackt hat mich hier fast nichts.

Leigh Michaels Charakterentwicklung ist viel zu sprunghaft, von anfänglicher Beinahe-Desinteresse über Panik bin hin zu kurzfristig mutigen Einzelkämpferin, die gleich darauf wieder hysterisch wird. Angst und Panik konnte Sie mir darstellerisch oder mimisch leider nicht vermitteln, es gab Momente die muteten beinahe theatralisch übertrieben an, irgendwie wirkt ihr Schauspiel aufgesetzt. Gerade noch am Boden zerstört kommt sie Minuten später freudig und lachend aus der Kneipe. Die Dialoge auf überschaubarem Niveau, und wirkliche "Nervenzerrung" konnte der Psycho-Stalker bei mir nicht entfalten. Die ein oder andere gute Idee und Bezüge zu Hitchcocks "Fenster zum Hof" spreche ich dem Film sicher nicht ab, es blieb dann aber auch bei diesen Ansätzen. Der Sound ist für einen SUSPENSE-Film viel zu brachial und aufdringlich, teils sogar störend und komplett unpassend. Ich erwartete permanent Steve McQueen und Paul Newman die rußverdreckt aus 'nem brennenden Hochhaus rennen. Dabei ist doch nicht zuletzt genau Das eine der Stärken Carpenters, seine Filme mit einer intensiven und stimmigen Soundkulisse zu beglücken. Intensiv war der Score hier auch, nur irgendwie "im falschen Film". Mir hat die alle Räume einnehmende Musik meinen Filmgenuss fast komplett verhagelt.

Dazu gab es immer wieder kleinere Szenen die ich mehr unfreiwillig komisch als suspensig fand. Als Sie z.B. vorgebeugt, sich seltsam am Tisch festhaltend nach HINTEN umkippt. Die ganze Szene war auch beim zweiten Anschauen noch mehr als merkwürdig und leider eher unfreiwillig komisch. Auch der Sturz von "Ihm" aus dem Fenster sah in meinen Augen albern und unsinnig aus.

Klar hatte "das unsichtbare Auge" sicher keine großen Mittel zur Verfügung, aber galt Gleiches nicht auch für Halloween? Oder hinkt dieser Vergleich?

Ich liebe Carpenter, ich mag alte Filme, dieser gehört leider nicht dazu, sehr schade. Aber man kann nicht alles mögen.

Niemals für möglich gehaltende 4,5/10 meinerseits für einen CARPENTER Film, wenn auch "nur" TV-Produktion mit kleinen Mitteln.

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