Die alternde Schauspielerin Lee Qing [ Miriam Yeung ] sucht die ausserhalb lebende Mei [ Bai Ling ] auf, deren Dumplings einen wundervollen Effekt haben sollen. Als sie hinter das Geheimnis kommt, ist sie zwar äusserst verstört und abgeschreckt, der Erfolg des unheilvollen Essens treibt sie aber wieder zurück und letztlich noch viel weiter...
Ein zwar edel fotografiertes, aber dafür nicht unbedingt leckeres Menü, dass Fruit Chan mit der Spielfilmerweiterung seiner Episode der Horror-Anthologie Three... Extremes da geschaffen hat; je nach Gusto kann einem das Gericht auch schmecken. Oder nicht.
Das Ergebnis ist eine detaillierte Mischung aus Horrorfilm der Marke Untold Story und gesellschaftlichem Drama, quasi also die Arthouse – Variante des ersteren. Durch einen gewissen märchenhaften Ansatz abseits von einigen wirklich schockierenden Szenen wird aber ein Teil der Wirkung verschenkt, die Anklage an die Strukturen und Trends von Schönheitswahn und dem Traum von ewiger Jugend kommt zumeist in eher lyrischer Weise herüber und bricht dann in kurzen Szenen nur hervor, um sich schnell wieder in Surrealismus aufzulösen. Der Fantasyaspekt verwischt eine konkrete Herangehensweise; Mei erscheint wie eine Hexe, ihr Heim als abgeschottetes Reich, dass in der Vergangenheit festsitzt und von aussen nicht wirklich zugänglich erscheint. Sowieso ist Mei und ihre Wohnung in einer Atmosphäre skizziert, die sie von der profanen Welt abgrenzen. So auch von Zoll und Polizei fast unbehelligt importiert die frühere Ärztin abgetriebene Föten über die Grenze, um sie nach schmackhafter Zubereitung ihren schwerzahlenden dekandenten Kunden zu präsentieren. Sie selber ist die beste Werbung, geht sie doch stramm auf die 65 zu, sieht aber aus wie eine Endzwanzigerin und verhält sich auch so.
Qing will das auch erreichen, der langsame Erfolg der Schönheitskur reicht ihr nicht aus, ihr Ehemann Sije [ Tony Leung Kar fai ] treibt sich immer noch mit deutlich Jüngeren durch die Betten. Sie drängt auf „Mehr“ und „schneller“; das Allheilmittel ist zwar äußerst selten, aber wird auch zufällig gerade angeboten: Ein 15jähriges Schulmädchen wurde von ihrem Vater vergewaltigt, Mei nimmt die Abtreibung vor und behält den 5 Monate alten Fetus für sich und ihre Kundin. Promt ist Sije auch wieder auf sie spitz, ihre Freundinnen beneiden sie, doch die ersten Nebenwirkungen treten auch auf.
Der Film ist zumeist auf eine ästhetische Art unbehaglich, verstörende Szenen sind knapp an der Zahl und werden auch dann nur angedeutet, dafür arbeitet die Phantasie des Zuschauers umso mehr. Besonders bei den Essgeräuschen Kauen und Schmatzen und dem in einer Reihenfolge präsentierten mehrmaligen Verschlingens der langsam auf den Geschmack kommenden Qing kann einem schon einmal leicht unwohl werden. Am schauerlichsten ist aber nicht das Treiben der Mei, sondern die Praxis von Sije, dessen Frühstückseier schon weitab von roh sind und aus dem dann schon mal ein blutverschmiertes Küken herausschlüpft, was in seiner vorstellbaren Alltäglichkeit viel beängstigender als das Embryo ist.
Ansonsten wird aber ein durchweg ruhiger Ton anschlagen, der Film entwickelt seine eigene Form der Spannung aus langsamen Szenenaufbau und dem Interesse für den Fortgang. Dabei ist das Ende weder genau erklärend noch auf diese Art befriedigend, der Kreis schliesst sich nur. Das moralische Handeln der Protagonisten wird dabei nicht kommentiert; dass die ethischen Grenzen zugunsten von sozialdarwinistischem Denken komplett fallen, wird mit unbeteiligtem Blick registriert. Dabei bleiben einem auch die Darsteller kalt und fern, zudem die Interaktionen zwischen den drei Hauptpersonen trotz scheinbarer und auch mal sehr intensiver Nähe ebenso abgetrennt erscheint.
Als ein sehr makaberes und trotzdem ungeheuer stilvolles Horrormärchen kann der Film ebenso überzeugen wie als eine neue Variante des Kannibalenfilmes. Die gekünstelte Erscheinung ist aber trotz einiger realistisch – grimmiger Sequenzen [ Abtreibung ] zu stark, um abseits der 90min neue Denkweisen zu erschliessen oder gar zum Nachdenken anzuregen; die Verlängerung der ursprünglichen 45min dient auch allein der intensiveren Zeichnung der Umstände.
Sicherlich inhaltlich nicht jedermanns Geschmack und da auch am meisten angreifbar.