Ein weiterer Beweis dafür, daß man in den USA nicht ins Hinterland fahren darf
Lange Zeit war das Genre des Horrorfilms, im speziellen des Slasher-Genres, im Kino nur noch stiefmütterlich behandelt worden. Man setzte wenn überhaupt auf psychologischen Horror nach Art von „Ring“, die blutigen Effektmeucheleien der Achtziger Jahre waren von der Leinwand verschwunden. Seit einiger Zeit jedoch weht frische Luft durch das muffige Gruselkino, zuerst mit „Wrong Turn“ danach mit Remakes alter Horrorklassiker wie „Amityville Horror“. Demnächst sehen wir „The Fog“, doch davor kam zunächst noch die Neuverfilmung des legendären „House of Wax“, gedreht von einem Franzosen ganz nach den Konventionen des uramerikanischen Teenieslashers. Sie sind am Kommen, die Franzosen, nicht nur im Actionbereich, sondern jetzt auch im Horrorfilm. Es ist ja im Grunde auch ganz leicht: man nehme eine Gruppe junger Menschen, lasse sie sich im dunklen Tann verirren und dann von einem oder mehreren degenerierten Hinterwäldlern möglichst blutig meucheln, damit sich im Kino die Mädchen ganz eng an ihre männlichen Begleiter schmiegen...
Und genau das kriegen wir hier zu sehen. Sechs junge Menschen befinden sich auf der Fahrt zu einem Footballmatch, biegen von der Hauptstraße ab und landen, zunächst getrennt voneinander, in einem kleinen Kaff im Niemandsland. Dort erhofft man sich Hilfe, doch weit gefehlt: die Attraktion des Dorfes, das „House of Wax“, ist nicht das einzige, was im Dörfchen aus Wachs besteht, denn zwei ganz aus der Art geratene Brüder haben nach und nach das ganze Dorf inklusive dessen Bewohner zu einem Wachsfigurenkabinett umgestaltet. Und ein solches braucht von Zeit zu Zeit neue Figuren – wie passend, daß man ein paar Teenies auf der Durchreise zu Gast hat. Eine um den anderen werden blutig gemeuchelt, bis sich die letzten aufmachen, dem Brüderpaar das Handwerk zu legen. Und danach, wenn die Autoritäten den Ort des Geschehens endlich betreten, hat niemand etwas vom Treiben der Mörder mitbekommen...über Jahre...da sollte man das Land doch meiden, oder?
Es ist sicher verständlich, daß die darstellerischen Leistungen in diesem Streifen nicht gut sind, aber auch nicht wirklich von Bedeutung. Paris Hilton schießt den Vogel dabei ab, selten untalentiert und auch nicht hübsch anzusehen, ihr Filmtod dafür um so drastischer. Es geht insgesamt recht heftig zur Sache, wenn gemeuchelt wird, dann schön frontal, und die Wachseffekte sind meisterlich hingetrickst. Die Story ist zwar ziemlich ausgelutscht, dient aber auch nur als Aufhänger für das barbarische Treiben. Nach Logik fragt man besser nicht, denn die Erklärung dafür, wie man alle Bewohner des Dorfes zu Wachsfiguren hat verarbeiten können, würde den Zuseher sicher interessieren. Aber wer fragt schon nach Logik, wenn zur rechten Zeit ein Fingerchen mit einer Kneifzange abgeschnitten wird. Es dauert ein Weilchen, bis der Film Fahrt aufnimmt, dann aber rollt ein gruseliger Horrorexpress voran und fesselt den Zuschauer bis zum letzten großen Gefecht. Gerne mehr davon...8/10