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Legendärer oder auch berühmt-berüchtigter Katastrophenfilm von Irwin Allen, der Anfang des Jahrzehntes die entsprechende Welle erst ins Rollen brachte, dann (unverständlicherweise) vorübergehend wieder in das Fernsehgeschäft zurückkehrte und dann viel zu spät noch einmal sein Glück mit der gleichen Methodik von viel Stars und viele Effekttechnik im Genre des Desasterfilmes probiert. Ein Drei-Filme-Deal mit Warner Bros. hat dem Produzenten und zuweilen auch Regisseur die Aufsicht über die geplanten Blockbuster verschafft und dem Studio anschließend heftige Miese und viel Häme beschert – der unabhängig von ihm gestemmte, aber die gleiche Methodik ausübende Meteor war auch ein Verlustgeschäft – , wobei gerade Der Tödliche Schwarm nicht nur im Nachhinein viele heimliche Fans (des schlechten Geschmacks) hat, sondern auch durch seine Kreuzung mit dem Horror- bzw. dem Tierhorrorfilm und einigen brutaleren bis geschmacksneutralen Szenen gesondert zu sehen ist. Das Budget von 15 Mio. USD klingt dabei höher, als es ist, allein Michael Caine hat schon fast 1 Mio. USD Gage eingestrichen, und war sogar willig bis gar begierig, den Film zu drehen:

Als auf einer amerikanischen Raketenbasis fast alle Anwesenden und kurz darauf bei einem Picknick in der Nähe auch die Eltern des einzig davonkommenden 14jährigen Paul Durant [ Christian Juttner ] getötet werden, schaltet sich das Militär unter Aufsicht von Major General Thalius Slater [ Richard Widmark ] in die Angelegenheit ein; erste Hinweise erhalten sie allerdings durch den britischen Insektenforscher Dr. Bradford Crane [ Michael Caine ], der sie auf die Spur der afrikanischen Killerbienen und ihrer bereits stattgefundenen Invasion in die einheimischen Bereiche bringt. Crane, der durch Fürsprechen des präsidialen Beraters auch die Leitung des Expertenteams übernimmt, lässt seine Kollegen wie den väterlichen Dr. Walter Krim [ Henry Fonda ] und Dr. Hubbard [ Richard Chamberlain ] einfliegen und arbeitet auch mit der lokalen Capt. Helena Anderson [ Katharine Ross ] eng zusammen, was vor allem der von Slater auf ihn angesetzte skeptische Major Baker [ Bradford Dillman ] nicht so gern sieht. Während die Experten eifrig, aber ergebnislos an der Lösung arbeiten, nehmen die Bienen einen ersten Angriff auf das kleine Städtchen Marysville vor, welches bis dato an dem alljährlichen Blumenfest interessiert und dem Ausgang des Liebesspieles zwischen dem betagten Bürgermeister Clarence Tuttle [ Fred MacMurray ], der Schulleiterin Maureen Schuster [ Olivia de Havilland ] und des neu hinzugezogenen Mechanikers Felix [ Ben Johnson ].

One of my co-stars on the movie was Henry Fonda and it was an enormous privilege to work alongside a screen legend like him (...) Hank actually kept bees and was always handing out small pots with the modest legend ‘Hank’s Honey’written on the sides. Unfortunately, his expert knowledge didn’t extend to the lavatorial habits of bees, and he was as surprised as (...) I were (we were all playing scientists) when the bees were released from their boxes and took their revenge on us by immediately crapping all over our white coats.
I should have taken it as an omen: when it was eventually released, the critics followed suit.
“ ~ Michael Caine

Allen, der zuvor, währenddessen und danach die Regie selber auch gerne mal anderen Leuten, darunter vielen aus dem Verbund seiner Fernsehproduktionen überlässt, greift hier erneut wieder ans Ruder und arbeitet dabei zumindest anfänglich auch martialischer als bspw. James Goldstone bei Der Tag, an dem die Welt unterging und natürlich die TV-Movies von Earl Bellamy; wird hier zu Beginn schon dräuenden bis auftreibenden Klängen von Jerry Goldsmith auch sofort die Armee aufgefahren und mit schweren Geschützen und mehreren Männern auf die potenzielle Gefährdung angespielt. Ein Sturmtrupp auf Erkundung in die eigentlich eigene Kommandozentrale, die allerdings vollständig ausgestorben, da nur noch mit den Leichen der anwesenden Mannschaft und diese an Ort und Stelle von jetzt auf gleich dahingeschieden bestückt. Der Alarm ist noch losgegangen, die Chance auf Rettung oder gar Gegenwehr war da schon nicht mehr vorhanden; etwas, dass noch mehrere Male im Film vorkommen soll und wo das Grauen nicht erst am Ende, sondern schon beizeiten losbricht.

Zwei Hubschrauberabstürze sind das nächste, dann ein fatales Picknick, ein Spiel zwischen Sensationslust und Ekel, dass in diesen einzelnen Szenen durchaus effektvoll formuliert und auch wissend um diese Bedeutung und seine Herbeiführung ist. Die Geschichte selber ist lang, aber einfach, quasi das Opus Magnum des Katastrophenfilmers, der mittlerweile nicht bloß mit der Konkurrenz wie (den ähnlich scheiternden Meteor) zum Kämpfen hatte, sondern vor allem mit dem Neuen Hollywood, dessen Struktur man hier schon in der Besetzung mit im Grunde alles Betagten von früher widerspricht; sogar Desaster-Fonda im quietschenden Rollstuhl wird eingeflogen, und die Szenen mit der Dreiecksbeziehung im späten Frühling zwischen DeHavilland, MacMurray und Johnson kommen quasi 20 oder vielleicht auch 40 Jahre zu spät. Ortswechsel sind vorhanden, aber in kleiner Vielfalt, wird zumeist zwischen dem Hauptquartier und dem typisch provinziellen Kulissen-Städtchen als Identifikationspunkt für die angepeilten Zuschauer gesprungen und das Mittelfeld dazwischen zum Tatort, zum Kriegsschauplatz und auch zum Forschungszentrum, je nach Beteiligten, mit den Wissenschaftlern und den Zivilisten eindeutig als die Sympathiefiguren erklärt.

Um das herauszustellen werden über den Zeitraum verteilt Methoden und vor allem auch Dialoge zwischen den Männern in Uniform und denen im Doktorkittel angelegt; Sprechszenen, bei denen der viel gescholtene Caine übrigens eine gute Figur macht, seitens der Jüngeren aber nur von Chamberlain unterstützt wird. Der Rest der Darsteller ist wie die gesamte eher altbackene Inszenierung schon nahe der Rente oder sogar drüber, vergaloppiert sich wie Widmark mit seinem Grimassieren Marke Apoplex etwas oder spielt sich eher wie Cameos in einem (Mid)Western-Szenario auf und drüber, mit der anonyme Horde der Bienen als Analogie der Indianer, die sowas wie Brandanschläge per Molotowcocktail gar nicht mögen und die hier wie die Rothäute von Früher sogar den (Spielzeug)Zug überfallen und zum Umstürzen und später noch die Miniaturausgabe eines Nuklearkraftwerkes zum Explodieren bringen. Tatsächliche Stunts und Eindrücklichkeit und Eindringlichkeiten sind leider enttäuschend rar ausgefallen, die Evakuierung von Marysville ist etwas größer, zudem werden in dieser Gelegenheit auch einige Glasstunts hinein in Fenster oder gleich ganz hindurch gebracht, sowie bei der Belagerung von Houston eine hitzige Gegenwehr mit Flammenwerfern und der Verkehrsunfall eines darauf auch explodierenden Kranken- und ungünstig in der Gegend stehenden Tanklastwagens. Das ist als Kurzfassung vom Flammendes Inferno teilweise durchaus eindrucksvoll und wird in Zeitlupen zelebriert, das ist aber alles und angesichts von 155min Laufzeit ist das auch zu wenig.

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