„Geisterstunde“ (Alternativtitel: „Todesvisionen“) ist eine Kompilation aus vier Kurzfilmen von Studenten der Münchener Hochschule für Film und Fernsehen. Er ist also keiner der üblichen Omnibusstreifen, die ihre Geschichten mittels einer Rahmenhandlung zusammenhalten, sondern eine ungewollte Zusammenstellung für einen Film, der so nie konzipiert worden ist. Es handelt sich im einzelnen um folgende Kurzfilme: 1) „Malum“ (Regie: Volker Morlok, 12 Min.). Die Katze einer alleinstehenden Frau wird von einer afrikanischen Gottheit besessen und greift ihre Herrin an.— Kleiner, blutiger Einpersonen-Thriller, dessen Experimentalcharakter daran zu erkennen ist, daß extreme Kamerapositionen regelrecht gesucht werden und die Handlung in ein ständiges Blau getaucht wird. Mit Angelika Bender. 2) „Julia“ (Regie: Susanne Aernecke, 16 Min.). Die gelangweilte Julia entdeckt beim Einkaufen eine Frau, die ihr bis aufs Haar gleicht. Diese Doppelgängerin übernimmt sogar Julias Leben. In der Küche der „gemeinsamen“ Wohnung kommt es zum tödlichen Duell…— Nettes Mystery-Picture, dessen Inhalt weit hinter der Form zurücksteht. Auch hier zeigt sich, daß Farbspielerei an der o.g. Hochschule wohl zum Unterricht gehört. Diesmal ist die Farbe Rot dominierend. Mit Isabell Emminger, Claus Ringer u.a. 3) „Kristalltod“ (Regie: Pascal Hoffmann, 25 Min.). Zwei junge Mädchen stehlen in einem mysteriösen Laden eine Kristallstatue, ohne jedoch zu ahnen, daß sie dabei zu den Schachfiguren eines teuflischen Spiels werden. Ein geheimnisvoller Killer setzt den beiden Mädchen nach…— „Kristalltod“ ist eindeutig der Höhepunkt von „Geisterstunde“, denn bei den sorgsam inszenierten Morden fühlt man sich sofort an die stilistischen Bluttaten Dario Argentos erinnert. Auch sonst hat Pascal Hoffmanns Kurzfilm ungemein viel mit –sagen wir– „Horror Infernal“ zu tun, denn hier wie dort geht es um Täter, die eindeutig nicht irdischen Ursprungs sind. Die unheimliche Atmosphäre von „Kristalltod“ ist beachtlich, so auch die Spannung dieses Newcomerprodukts. Mit Stella Adorf, Judith Rossmair u.a. 4) „Bis daß der Tod uns scheidet“ (Regie: Dirk Eickhoff, 40 Min.). Kathleen kommt in das Haus zurück, in dem vor einem Monat ihr Mann David ermordet wurde. Doch plötzlich scheint alles wie damals zu sein. Ein Messer funkelt auf– David ist zurück…
Dieser Beitrag ist der enttäuschendste von allen. Gerade wegen der Nähe zu amerikanischen Vorbildern (gelackte Bildsprache, Soapopera-Figurenkonstellation) geht diesem Kurzfilm die Frische ab, die man bei den anderen so gut fand.
© Selbstverlag Frank Trebbin