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Ellen Ripley erwacht auf dem militärischen Weltraumkreuzer Auriga. Wobei es nicht wirklich sie ist, denn wie man sich erinnern mag, hat sie ihren letzten Auftritt nicht überlebt. Dass sie wie ein Versuchskaninchen behandelt wird verwundert nicht, schließlich geht ihre nicht ganz natürliche Existenz mit dem Erhalt eines altbekannten Aliens einher, das ihr entnommen und auf dem Schiff gehalten wird. Mehr noch, denn bald gibt es eine ganze Reihe dieser tödlichen Kreaturen an Bord. Mit einer zwielichtigen Truppe Weltraumpiraten geht es dann alsbald ums nackte Überleben.

Der Vorspann wirkt mit seiner verzerrten Filmerei über entstellte Kreaturen und der reingeworfenen Titeleinblendung schon auf einen Schlag weniger episch als die Vorgänger und versprüht den Charme von Videothekenware. Zwar kommt kurz ein heimeliges Gefühl auf, wenn beim Betreten des Schiffs bekannte Klänge aus dem Score zu hören sind, aber schnell wird klar, dass das hier stilistisch wieder einmal einen eigenen Weg einschlägt. Vierter Film, vierter Regisseur, dieses mal Jean-Pierre Jeunet. Und der Franzose, der zuvor „Die Stadt der verlorenen Kinder“ (1995) inszenierte, transportiert diesen Stil auch in die Alien-Reihe, wo er einfach nicht so recht hineinpassen will.
So ändert der Stil auch die generelle Tonalität und wirkt losgelöst von den Vorgängern. Bei diesen basierte trotz stilistischer Wechsel beispielsweise das Design auf einer Art Zweckdienlichkeit. „Alien: Resurrection“ fokussiert sich auf Design selbst, jeder Raum wirkt eher künstlerisch denn funktional durchdacht, was gerade auf einem Militärschiff merkwürdig anmutet. Aber so bekommt der vierte Teil der Reihe eben seine eigene Note. Visuell ist das alles etwas verspielter, die Kamera wirbelt herum und zoomt auf die Gestalten. Das hat was von Kirmes und verhindert jegliche Suspense, gruselige Szenen findet man hier auch mit der Lupe nicht. Gegen Ende gleitet er auch in anstrengende Effekthascherei mit viel Geschrei ab, bis dahin verdingt er sich noch mit manch albernem Einfall wie dem Mechanismus zum Entsperren von Türen.

Ohne Effektarbeit geht es natürlich nicht und insgesamt ist diese schon in Ordnung, insbesondere die praktischen FX sind gelungen. Wobei Außenaufnahmen zwanzig Jahre vorher ohne ein Budget von 70 Millionen Dollar schon besser aussahen. Doch gibt es hier und da etwas Gekröse und das ein oder andere (abgeschnitten wirkende) Ableben. Allzu explizit wird es nicht, dafür zeigt man einige der Aliens und haben diese auch grob gesehen das bekannte Design, so wirken sie merkwürdig nass und literweise sabbernd. Hier ist einfach alles etwas anders, was einerseits Abwechslung in die Reihe bringt, aber eben auch nicht immer gut aussieht. Letzteres gilt nicht für das geklonte Gruselkabinett, diese Sequenz ist eine der wenigen, die im Gedächtnis bleiben. Vielleicht auch, weil der Film sich hier mal eine Minute lang ernst nimmt.

Auf das Personal trifft das nicht immer zu. Klar, Sigourney Weaver ist wieder mit an Bord. Doch im Gegensatz zu früher ist hier nicht so leicht, sich an Ripley (bzw. dieser Inkarnation) zu binden. Es erklärt sich mit dem Hybrid-Gedanken, der sich durch den Film zieht, aber ihre übersteigerte Coolness und Abgeklärtheit wirkt fremd. Als emotionaler Anker bricht die Figur einfach weg. Fremd bleibt einem auch der überwiegende Rest der Truppe, mit der sie sich auf den Weg vom Schiff macht. Trotz Namen wie Ron Perlman, Dominique Pinon, Brad Dourif, Winona Ryder oder Michael Wincott bleiben die meisten Figuren konturlos und wenig sympathisch, ernst nehmen kann die Gruppe auch nur selten.

Das passt auch auf den Hybrid gegen Ende, der das Grundthema hier auf die (eklige und ebenso überzogene) Spitze treibt. Zwar ist die Idee letztlich nur konsequent, Jeunets Eintrag in die Reihe bleibt aber eben eine Art Kirmes. Hat sich der Film schon sehr früh vom Stil der vorangegangenen Trilogie verabschiedet, untermauert er hier noch einmal seinen Außenseiterstatus. Visuell interessant (in beide Richtungen), darstellerisch durchwachsen. Trotz des anzuerkennenden Mutes zur Veränderung eher so semi-gelungen.

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