Review

„...denn hier... gibt es FLEISCH!“

Wähnte man die 1979 von Regisseur Ridley Scott ins Leben gerufene „Alien“-Science-Fiction-Horror-Reihe mit Teil III eigentlich abgeschlossen, musste 1997 vermutlich aus kommerziellen Überlegungen heraus doch noch ein vierter Teil her, für den die Wahl der US-Produzenten auf den französischen Regisseur Jean-Pierre Jeunet („Delicatessen“, „Die fabelhafte Welt der Amelie“) fiel. Um die eigentlich den Märtyrertod gestorbene Ripley (Sigourney Weaver) zu reanimieren, zog man eine Geschichte um 200 Jahre später stattfindende Klonexperimente an den Haaren herbei, was aber immer noch besser ist, als sich eines lauen Aufgusses ohne die charakteristische Hauptdarstellerin zu erdreisten. Überhaupt macht der vierte Teil einen überraschend hochwertigen Eindruck und präsentiert sich als eine Art innovative „Best of“ der vorausgegangen drei Teile, insbesondere aus den beiden Fortsetzungen. So ist „Alien – Die Wiedergeburt“ bisweilen ein furioses Action- und Kreaturenspektakel, das Erinnerungen an James Camerons Beitrag hervorruft, während mich die Stimmung häufig an David Finchers dritten Teil denken lässt, dessen pessimistische Ausrichtung auch hier Einzug hielt. Der Großteil der Charaktere, die kantigen bis freakigen Weltraumpiraten, ist ähnlich ausgestattet wie Camerons Militärtruppe und fast so unsympathisch wie Finchers Orbit-Knackis. Eine erneut bestens aufgelegte Sigourney Weaver ist in ihrer Klongestalt zu einer Art verhärteten Super-Ripley geworden, die sich einmal mehr innerhalb optisch imposanter, edel chromglänzender Raumschiffkulissen gegen raubeinige, leider etwas häufig dämlich flapsige Sprüche reißende Kerle gleichwohl wie gegen die neueste Generation der Alienbrut zu behaupten hat. Für das, was man sich gemeinhin eher unter dem Begriff Feminität vorstellt als unseren Ripleyklon, ist diesmal die süße Winona Ryder zuständig, wobei es ein geglückter, bedeutungsschwangerer Kniff des Drehbuchs ist, ironischerweise ausgerechnet den von ihr gemimten Androiden fast als einzige Figur für „Soft Skills“ und Menschlichkeit sorgen zu lassen. Zudem matscht es bei Herrn Jeunet ganz ordentlich und einige verdammt fiese Ideen für Mensch und Alien wurden grafisch explizit umgesetzt. Die nach alter Schule manuell angefertigten Spezialeffekte sind prima, die anscheinend unvermeidlichen CGI – wie auch schon im Vorgänger – leider weniger. Die storytechnischen Innovationen um die Erschaffung eines Hybridwesens, an denen sich die Handlung versucht, spalten das Fanlager, für die konservativen Scott-Jünger ist das nichts. Ich hingegen empfinde diesen Aspekt als fast schon konsequent, denn offensichtlich sind Ripley und Alienköniginnen einfach füreinander bestimmt, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis es zu einer gemeinsamen Frucht der Hassliebe kommt... äh, oder so. Für einen vierten Teil einer Reihe jedenfalls angemessen erfrischend und zudem neue Möglichkeiten in Sachen Creature Design eröffnend, die aus meiner Monsterfan-Sicht durchaus befriedigend genutzt wurden. Die musikalische Begleitung des Rauminfernos fiel hingegen etwas nichtssagend aus und die Identifikationsfiguren muss der Zuschauer mit der Lupe suchen, zumindest sind sie nicht mehr so eindeutig gesetzt wie zuvor. Dennoch bügelt „Alien – Die Wiedergeburt“ derlei Schwächen, wobei letztgenannter Umstand nicht unbedingt einer ist und evtl. etwas wohlwollend als Facettenreichtum bezeichnet werden kann, mit seinem hohem Unterhaltungswert ebenso wie den stellenweise etwas holprigen Handlungsverlauf (vermutlich x-mal umgeschrieben Drehbüchern von auf Nummer sicher gehen wollenden „Script Doctors“ geschuldet) einfach weg, so dass ich Jeunets Abschluss der Tetralogie in etwa auf gleicher Augenhöhe mit Camerons Actionfuriosum sehe – auch, wenn manch beinharter Teil-2-Fan mir dafür mit einem Kopfschütteln begegnen mag.

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