Review

Der vierte Teil einer Weltraumsaga, von dem man sagen muss, dass er eigentlich kaum bis gar keine Existenzberechtigung hat, wenn man sich die ersten drei Teile und ihr finales Szenario vor Augen führt. Man ist also geneigt zu fragen: Warum ein vierter Teil?

Die Antwort auf diese Frage ist simpel. Die Aliens bringen Geld. Sicher sogar. Da handelt die Filmindustrie nicht anders als Weyland-Yutani. Und deshalb musste ein weiterer Alien-Film her. Nach Zusage von Mrs. Weaver wurde der dann auch von Regisseur Jean-Piere Jeunet erschreckend klischeehaft in Szene gesetzt.

Was bleibt also nach Ripleys "unfreiwilligem Freitod" aus Teil 3? Die Idee, aus Ripleys eingefrorenem Blut von Fiorina 161 einen Klon herzustellen, der im Idealfall auch die DNA des Parasiten, sprich der ungeborenen Alien-Queen, enthält, um daraus die begehrte Biowaffe zu gewinnen, hinter der WY schon seit dem Ur-"Alien"-Film her ist.

Gut - WY gibt es in Teil 4 nicht mehr, da "Alien - Die Wiedergeburt" ca. 200 Jahre nach Teil 3 der Saga spielt, aber an den korrupten Machtverhältnissen und der Gier nach der ultimativen Biowaffe hat sich auch in 200 Jahren Menschheitsgeschichte nichts dramatisches geändert. Dieses Mal ist es jedoch die vorherrschende Regierung, die sich der Aliens bemächtigen will. Das Experiment gelingt, die Alien-Queen wird an Bord eines militärischen Forschungsschiffs erfolgreich reproduziert und als eine Art "Abfallprodukt" bleibt Ripley, die durch einen munteren Gen-Mix nun Teile der fremden Alien-DNA ihr Eigen nennen darf. Gleiches gilt übrigens auch für die Queen, die humane DNA erhält und hierdurch im Verlauf des Films die Möglichkeit erlangt, anstelle von Eiern nun lebend und nahezu vollentwickelt zu gebären. Aber zu dieser unsäglich schlechten Idee später mehr.

Die Geschichte nimmt ihren Lauf, die Queen legt in ihrem ersten Zyklus noch wie erwartet Eier, deren Inhalt natürlich nach den passenden Wirten verlangt. Diese werden von einer von den Militärs extra bestellten Schar Weltraumpiraten in Form von gekidnappten einfachen Arbeitern gegen Bares auch bereitwillig geliefert und zur Verfügung gestellt. Die armen Schweine wissen gar nicht, wie ihnen geschieht - aus dem Hyperschlaf erwacht, gefesselt und mit Blick in die sich bereits öffnenden Eier - ein schrecklicheres Aufwachen kann man sich wohl kaum vorstellen.

Es kommt, wie es kommen muss: Durch einen Trick können sich die bald vollständig entwickelten Alien-Warriors befreien und meucheln und metzeln nun lustig vor sich hin. Dies geschieht, wie sich in Teil 3 schon andeutete, auf erschreckend blutige Art und Weise. Bald findet sich nur noch die handvoll Weltraumpiraten, die ihrerseits überleben will und daher durch zahlreiche dunkle Gänge und Schächte zu ihrem eigenen Raumschiff fliehen muss. Unfreiwillige Hilfe erhalten sie dabei von Ripley, die ihrerseits auch nichts anderes als Flucht im Sinn hat.

Es folgt viel Gemetzel, viele unnötig coolen Sprüche der sich stetig verkleinernden Gruppe von Piratenhaudegen, viel Heldenpathos, das altbekannte 10-kleine-Negerlein-Spiel, bis schlussendlich wieder einmal alles auf einen finalen Kampf zwischen Ripley und dem Monster hinauslaufen muss. Wobei die Inszenierung Herrn Jeunets hier dem Fass gewissermaßen den Boden ausschlägt. Wer um Himmels Willen ist nur für dieses unsagbar schlechte Design der Lebendgeburt der Alien-Queen, dem Endgegner Ripleys, verantwortlich? Was soll das sein, dieser "Alien-Mensch-Mix mit Stummelnase"? Dieses absolut ekelhafte und abgrundtief bösartige Geschöft, welches Sekunden nach der Geburt die eigene Mutter niederstreckt, hat definitiv keinerlei Sympathien auf ihrer Seite, Dackelblick hin oder her. Ripley tut gut daran, diese groteske Neuschöpfung geradewegs zerhäckselt zurück in den Weltraum zu schiessen, auch wenn ihr Muttergefühl aus unerfindlichen Gründen diesem Scheusal die ein oder andere kleine Träne im Knopfloch nachweinen lässt. Liegt wohl daran, dass durch den eigenen Gen-Mix die nun tiefe Verbundenheit Ripleys zu den Aliens noch ein letztes Mal verdeutlicht werden soll...aber so bitte nicht. Denn immerhin haben wir es hier mit zwei Todfeinden zu tun, die sich über Jahrhunderte hinweg bekämpft haben. Da will man als Fan der Serie nicht sehen müssen, wie Ripley einem Alien, und sei es auch nur dieser, man möge mir verzeihen, "Mißgeburt",  hinterher weint. Eine Wendung der Ereignisse, die die gesamte Saga ad absurdum führt.

So gesehen findet die Alien-Saga ein eher zwiespältiges Ende. So gesehen hätte man es seinerzeit bei drei Teilen belassen sollen. Aber die Gier nach Profit sollte dem einen Strich durch die Rechnung machen. Und uns Fans auf einen Scherbenhaufen blicken lassen. Klar, ich bin über jeden Film mit Alien-Beteiligung glücklich. Ich habe AVP und AVP2 nicht gefeiert, aber immerhin ergab sich dadurch ein Wiedersehen mit meinen trotz allem liebgewonnenen Kreaturen. Deswegen gehe ich auch mit "Alien - Die Wiedergeburt" nicht so hart ins Gericht, wie der Film es eigentlich verdient gehabt hätte. Eben weil die Story hanebüchen ist, eben weil hier der Coolness-Faktor für meinen Geschmack zu hoch ist, eben weil Ripleys Verhältnis zu den Aliens hier so dermaßen eindeutig-zweideutig geschildert wird, eben weil man hier am Ende eine Kreatur einbaut, die in einem Alien-Film absolut rein gar nichts zu suchen hat - und trotzdem muss man sich als Fan darüber freuen, dass es nach "Alien 3" doch noch ein Wiedersehen geben durfte - von "AVP" und Ableger war 1997 ja noch keine Rede. Von daher halte ich sieben Punkte für durchaus gerechtfertigt. Wer ein Fan der ersten drei Teile ist, der kommt sowieso nicht um "Die Wiedergeburt" herum.

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