Review

Nein, nein, nein, SO nicht!

Was machte die drei ersten Teile für mich zu Meisterwerken?
a) Eine Sigourney Weaver in Hochform.
b) Ausgefeilte Action- bzw Spannungsdramaturgie
c) Eine intelligente Story mit guter Verbindung zum Vorgänger (sofern vorhanden)

Aber was bleibt in diesem (Schrott-) Teil davon übrig? Nichts! Das fängt schon mit der Story an, bei der man gleich merkt, dass dieser Teil dem Fortsetzungswahn einiger geldgeiler Produzenten zu verdanken ist. Das Ende von Alien³ war so entgültig, dass bei einer Fortsetzung MIT Ripley von der Partie eigentlich nur Schwachsinn herauskommen konnte: Klonen ist das Zauberwort, das Ripley wie durch Zauberhand ins Reich der Lebenden zurückbefördert, mit Alien-Queen im Leib UND Erinnerungsvermögen, versteht sich! Und all dies mit ein paar Tropfen 200 Jahre alten Bluts. Was die Techniken von morgen (oder Drehbuchauthoren von heute) alles hergeben, ist schon erstaunlich...
So viel zur schwachsinnigen Story. Doch das wäre noch zu verschmerzen, wenn man den Zuschauer durch eine ordentliche Dramaturgie entschädigen würde. Doch auch das hat man versäumt. Die Vorgänger bezogen ihre Spannung nicht zuletzt daraus, dass man mit den Charakteren fieberte, weil sich zumindest einige als Sympathieträger herauskristallisierten. Aber wer fiebert schon mit einigen räudigen Weltraumpiraten, die Menschen als lebende Ware für barbarische Experimente verkaufen? Einzig der Lilliputaner im Rollstuhl zieht ein wenig Sympathie auf sich, ansonsten ist einem scheissegal, was mit diesen dreckigen Hunden geschieht. Ihr Schicksal wird auch bevorzugt in sehr genüsslich ausgewälzten Splatterszenen in Szene gesetzt, was die blasse Charakterzeichnung aber auch nicht auszugleichen vermag. Ach ja, Winona Rider sei noch zu erwähnen: Selten wurde sie dermaßen verheizt, denn was nützen darstellerische Fähigkeiten wenn die Rolle absolut unpassend ist. Als Android wirkt sie jedenfalls viel zu zart, um überzeugen zu können, geschweige denn sympathisch zu wirken.
Soweit die menschlichen Akteure, aber wie siehts mit meinen schleimtriefenden Lieblingen aus? Nun, ich muss gestehen, dass sie recht gut in Form sind, metzeln sie doch gewohnt souverän alles in Reichweite nieder, wobei sie selbst vergleichsweise geringe Verluste hinnehmen müssen. Auch tricktechnisch sind sie absolut auf Höhe der Zeit. Was mich persönlich etwas stört ist die Tatsache, dass mal wieder das Design der Aliens überarbeitet worden ist, aber das mag Geschmacksache sein. Hier liegt jedenfalls nicht der Knackpunkt. Störend ist, dass man man vom bewährten dramaturgischen Rezept der Vorgänger abgerückt ist. Hat man zuvor stets die Gestalt der Aliens geschickt verhüllt, um sie später nach und nach effektvoll zu enthüllen, sind sie hier von Anfang an komplett zu sehen. Das hat fatale Folgen für die Spannung, da man sich mit der Zeit einfach an das groteske Äußere dieser Kreaturen GEWÖHNT. Die Actionszenen werden somit zur handelsüblichen Monsterhatz degradiert, der Schrecken der von den Aliens ausgehen sollte, rückt völlig in den Hintergrund. Auch Handlungstechnisch dümpelt der Film eher vor sich hin, bietet der Plot doch zu wenige Überraschungen und zu viele Längen. Die Musik vermag ebenfalls nicht viel herauszureißen. Man hört zwar deutlich, dass sich John Frizzell bei seiner Untermalung der Actionszenen an James Horner's Score zu "Aliens" orientiert hat, schafft es jedoch zu keiner Zeit Horners Gespür für Tempo und Timing zu erreichen. Gelungen hingegen ist das Titelthema, welches zusammen mit dem wabernden fleischfarbenen Hintergrund im Vorspann fast schon verstörend wirkt, doch da Teile dieses Themas häufig im Film wiederverwendet werden, klingt es schnell monoton. Na gut, Story und Dramaturgie versagen also. Bleibt es wohl an der guten, alten Ripley, das Ruder herumzureißen. Doch leider Gottes lässt uns auch sie im Stich, handelt es sich doch nicht mehr die Ripley, die wir kennen und lieben. Präsentierte sich Sigourney Weaver in den Vorgängern als kantige Kämpferin mit ausgeprägtem Beschützerinstinkt, ist davon hier nicht mehr viel zu spüren. Die meiste Zeit des Filmes fragt sich der Zuschauer, auf wessen Seite sie eigentlich steht (Weil ihr Blut mit Alien-Genen angereichert ist; s.o. bei "schwachsinniger Story"), und wird somit der wohl wichtigsten Orientierungsfigur der Reihe beraubt. Bisher konnte man sich immer auf eines verlassen: Da ist Ripley, da ist das Alien. Ripley macht Alien fertig. Juhu! Doch was wir hier sehen, dürfte jedem eingefleischten Ripley-Fan den Magen umdrehen: Sie umarmt ein Alien! Spätestens hier wird klar, dass die alte Ripley für immer verloren ist, egal ob sie sich jetzt für oder gegen die Aliens entscheidet. Wenn man mit der Story schon so weit gegangen ist, Ripley mitsamt ihrem Erinnerungsvermögen zurückzuholen, hätte man ihr doch wenigstens ihr altes Charakterprofil lassen können, bei der Titelheldin sollte man schließlich wissen, woran man ist.

Okay, Zeit ein Fazit zu ziehen: Es bleibt wirklich nicht viel, was diesen Teil empfehlenwert macht. Es fehlt einfach an allem, was die Vorgänger ausgezeichnet hat. Ich mag ja ein wirklich eingefleischter Fan der Alien-Reihe sein, doch dieser Teil bildet eine unrühmliche Ausnahme. Bleibt nur zu hoffen, dass für den Fall eines fünften Teils nicht diese Schwachsinns-Story konsequent fortgesetzt wird!

Diese "Wiedergeburt" ist eine echte Fehlgeburt.

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