Review

Mit Jean-Pierre Jeunet durfte sich nun ein vierter Regisseur am Alienstoff versuchen.

In der Tradition James Camerons versucht Jeunet, auch im vierten Teil alles anders als bei seinen Vorgängern zu machen. Den Versuch allein will ich ihm zu Gute halten, in der Umsetzung liegen indes sowohl die Stärke nals auch die Schwächen des vierten Teils.

Alien 4 spielt auf einem militärischen Raumkreuzer, auf dem eine Horde von Wissenschaftlern genetische Experimente mit eingesperrten Aliens anstellt. Ripley, die im dritten Teil von den Aliens infiziert wurde und starb, wurde geklont und ist ebenfalls Teil dieser Experimente. Ripley ist nun eine Mutation aus Alien und Mensch, was sich weniger in ihrer Erscheinung niederschlägt, als vielemrh in ihren Fähigkeiten. Sie ist nun stärker und zäher und verfügt über eine zugegeben erotische raubtierhafte Ausstrahlung. Wie die Aliens wird sie innerhalb des Raumschiffs in einer Zelle gefangen gehalten. All das ändert sich, als eine Bande Weltraumganoven zu einem Zwischenstopp auf dem Kreuzer andockt, um eine illegale Lieferung an die Wissenschaftler zu übergeben. Wem dieser Raumkreuzer gehört bzw. Rechenschaft schuldig ist, bleibt jedoch verborgen.

Die Charaktere sind diesmal ganz andere: Sie scheinen sowohl von ihrem Aussehen her als auch von ihrer Handlungsweise eher einem Comicheft entsprungen denn einem Horrofilm. Die Figuren ähneln eher Karikaturen von Menschen als ernsthaften Charakteren. Das ist einerseits neu und gewöhnungsbedürftig, hätte jedoch durchaus funktionieren können, hätte man mehr Wert auf eine Charakterstudie gelegt. So bleiben die Figuren in Alien 4 ähnlich dem dritten Teil insgesamt farblos und oberflächlich. Mit Winona Ryder hat man einen angesagten Hollywood-Namen ins Boot geholt, was ebenfalls neu ist. Der Qualität des Films kommt das leider nicht zu Gute. Man hat eher den Eindruck, dass hier mit einem bekannten Namen neue Zuschauerschichten erschlossen werden sollten. Auch Sigorney Weaver haucht ihrer "neuen" Ripley kaum Leben ein. Die Story bleibt bei allen Charakteren insgesamt weit hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Was man über Alien 4 auf jeden Fall sagen kann: Er ist wiederum ganz anders als seine Vorgänger, am ehesten vielleicht mit dem dritten Teil der Serie zu vergleichen. Mit ihm teilt er sich allerdings auch so ziemlich sämtliche Schwächen: Die Dialoge sind belanglos, die Charaktere wie bereits erwähnt oberflächlich, lediglich die Spannungskurve ist besser gelungen. Im vierten Teil gibt es auch keine großen Gefechte mit den Aliens, allenfalls kleinere Scharmützel. Die gelungenste Szene ist sicherlich eine Unterwasserverfolgung, die jedoch den Filmplot auch nicht zu retten vermag. Zum Ende greift der Film Elemente seines Vorgängers auf, wenn es um die Beziehung zwischen der nunmehr mutierten Ripley und den Aliens geht, jedoch obsiegt auch hier der Ekelfaktor über die inhaltlichen Möglichkeiten der Geschichte. Überhaupt scheint Joss Wheardon, der für das Drehbuch zum vierten Teil verantwortlich zeichnet, sein Augenmerk mehr auf sein eigenes (junges) Publikum denn auf die "alten" Alienfans gelegt zu haben: Erstmalig gibt es in einem Alienfilm Splatterszenen, und der Ekelfaktor wird allgemein recht hoch gehalten. Die Charaktere sind ähnlich wie in seinen eigenen Serien eher durchgeknallte Superhelden denn von Panik ergriffene Opfer. Selbst in den übelsten Situationen haben seine Figuren noch einen coolen Spruch auf den Lippen, was die Horrorstimmung alles andere als zu steigern vermag. So kommt Alien 4 denn auch mehr als Science Fiction Spektakel für Buffy-Fans daher, denn als gänsehautverursachender Horroschocker.

Das Ende des vorerst letzten Teils scheint absichtlich derart gestaltet, dass eine weitere Fortsetzung problemlos möglich ist. Als Fan der Serie (und vor allem der ersten beiden Teile) kann man jedoch nur hoffen, dass man uns eine weitere hingestückelte Vergewaltigung des Stoffes ersparen möge. Die großen Tugenden der Alien-Filme wie unaushaltbare Spannung, Schreckmomente, oder genreprägende Innovationen im visuellen und erzählerischen Stil, sind mit den letzten beiden Teilen vollends über Bord gegangen. Und es würde mich wundern, wenn es nach diesen beiden Fortsetzungen besser würde.

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