Nicht selten kommt es vor, dass das Drehen von Fortsetzungen erfolgreicher Filme in die Hände von Ausnahmeregisseuren fällt. Im Falle von Alien 4 – Die Wiedergeburt versuchte sich der französische Sonderling Jean-Pierre Jeunet, der bis dato mit bizarren Genialitäten wie „Delicatessen“ oder „Die Stadt der verloren Kinder“ auf sich aufmerksam gemacht hatte. Mit ihm wird eine bisweilen extravagante Schauspielerriege ins Rennen geschickt, mit denen er auch schon in früheren Werken erfolgreich zusammengearbeitet hatte – so glänzen in Teil 4 unter anderem Dominique Pignon als rollstuhlfahrender Techniker oder Ron Perlman als roher Weltraumpirat.
Die Story von Alien 4 ist allzu üblich für ein weiteres Sequel, in dessen Vorgänger die maßgebliche Rolle eigentlich bereits das Zeitliche segnete – in noch weiterer Zukunft gelingt es Wissenschaftlern auf einer Forschungsstation im Weltall Ripley zu klonen, um aus ihr einen Alienembryo zu entnehmen, der zur Forschung an biologischen Waffen herhalten soll. Dabei kam es jedoch zum bizarren Ergebnis, dass Ripley (die langen Haare sind ungewöhnlich: Sigourney Weaver) nun ein Mischwesen aus Mensch und Alien ist. Den Forschern gelingt es, durch das Einfliegen von menschlichen Körpern als Wirte für weitere Alien, sich zahlreiche Exemplare heranzuzüchten. Doch sie können die erwachsenen Organismen nicht besonders lange kontrollieren, und gerade während sich ein Schmugglerteam von Weltraumpiraten (u.a. Winona Ryder, die Fehlbesetzung schlechthin) an Bord der riesigen Station befindet, schaffen es die Biester, aus ihrem Käfig zu entfliehen...
...und wieder einmal wird ein effektreiches Survivalspektakel der Spitzenklasse auf den Zuschauer losgelassen. Die Effekte sind zeitgemäß auf neuestem Stand und im Vergleich zu den Vorgängern natürlich die besten bisher zu sehenden (allein schon die schwimmenden Aliens sind eine Wucht). Die Schauspieler sind super, gerade das Team um den Schmuggler Elgium (schneller tot als in The Crow: Michael Wincott) besteht aus sympathischen, mitunter sehr abgefahrenen Charakteren, die nicht nur ein Garant für sauber inszenierte Actionszenen sind, sondern auch für die ungewöhnlich hohe Prise an Humor, die man in keinem anderen Alienfilm bisher überhaupt vorgefunden hatte und auch dafür sorgt, dass das dritte Sequel auch nicht mehr den nötigen Ernst vermittelt. Der Splattergehalt ist trotz der erneuten 16er Freigabe enorm hoch – es gibt durchaus Filme, die mit gleichem Niveau an Gore ab 18 freigegeben wurden oder sogar indiziert wurden; so ist beispielsweise „Predator“ nicht unbedingt brutaler als Alien 4.
Relativ weit am Ende wird der Zuschauer dann Zeuge der eigentlichen Innovation des Films – nämlich einem körperlichen Hybriden aus Alien und Mensch. Über dessen Design und Verhalten lässt sich sicherlich streiten, ich finde, dass „Ripleys Sohn“ eine extrem verstörende Wirkung erzielt, auch wenn das Mutter-Sohn Gehabe einem doch ziemlich schnell auf den Zeiger geht.
Ich gebe 9/10 Punkten – der Unterhaltungswert des Films ist nämlich zugegebenermaßen weit höher als der vergleichbarer SciFi-Filme, und der Stil des Regisseurs sowie die teilweise sehr kreativen Einfälle runden das Gesamtbild nochmals ab.