Review

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin kein großer Fan von Hermann Johas TV-Humbug, doch sein Kinogehversuch „Der Clown – Payday“ ist für den Actionfreund eine recht ordentliche Angelegenheit.
Max Hecker (Sven Martinek) ist der Clown, besser gesagt war es. Seit dem Tod seiner Freundin Claudia Diehl (Diana Frank) hat er mit der privaten Verbrechensverkämpfung aufgehört und arbeitet als Sicherheitsmann in einem Einkaufszentrum, wo er auf Claudias Mörder wartet. Die paar Rückblicke geben dem Serienunkundigen eben das nötige Wissen an die Hand, um in die Geschichte einzusteigen. Der Killer ist Zorbek (Götz Otto), der gerade seine alte Truppe für einen neuen Coup zusammentrommelt.
Es beginnt mit einem Überfall auf einen Geldtransport, bei dem er auch Claudias Schwester, die TV-Reporterin Leah (Eva Habermann), entführt. Max und sein alter Kumpan, der Hubschrauberpilot Tobias 'Dobbs' Steiger (Thomas Anzenhofer), machen sich an die Rettung der Schwester – um zu merken, dass auch dies zu Zorbeks Plan gehört…

Hermann Joha und seiner Truppe ging es hier nicht um Kunst für Intellektuelle, das merkt man schon an der Schauspielerwahl. Eva Habermann ist ja schon keine tolle Schauspielerin, aber Xenia Seeberg als überkandidelte Killerin ist ein Totalausfall und komplett talentfrei. Auch Sven Martinek (ausgerechnet der Hauptdarsteller) agiert mimisch auch eher auf Chuck Norris Niveau, während immerhin Thomas Anzenhofer als Sidekick mit der nötigen Ironie spielt. Ebenso Götz Otto als Oberfiesling, der hier zwar etwas klischeehaft agiert, aber definitiv die beste Leistung abliefert.
Auch im Bereich Drehbuch gewinnt „Der Clown“ keine Preise, aber das Ganze ist nicht so schlimm erdacht, wie man anfangs denken mag. Einige Zusammenhänge sind recht ordentlich konstruiert, wenngleich sich hier die Logikfehler häufen. Wie findet man ein Fieslingsversteck? Ganz klar, man horcht einfach alle Fast Food Lieferanten in der Gegend nach verdächtigen Lieferungen aus. Derartige Klöpse gibt es in großer Menge, aber dank des leicht ironischen Tons fällt dies nicht allzu störend auf. Einige Ideen wie die deutsche Variante von Fort Knox sind zudem gar nicht mal so unglaubwürdig und zeigen auch, dass sich Hermann Joha an US-Vorbildern orientiert.

An diese reicht er dann nicht heran, auch wenn die Stunts hier echt Klasse haben („Der Clown“ wurde auch bei den World Stunt Awards ausgezeichnet). Zwar unglaubwürdig wie in PM-Filmen Marke „The Stuntdriver“, aber top inszeniert: Da fliegen die Polizeiautos im Mehrpack durch die Luft und dabei knapp an einem Helikopter vorbei oder ein Flugzeug geht in einer echt imposanten Explosion in die Luft. Leider sind die Szenen oft nicht so packend abgefilmt wie in den US-Vorbildern (nur gelegentlich etwas Zeitlupe ist nicht immer ausreichend), was den Spaß geringfügig schmälert. An Logik denkt man besser nicht, denn neben „Der Clown“ sind die meisten B-Actionfilme Ausbünde an Realismus: Autos explodieren bei der kleinsten Berührung, die Heldenkarre fährt aber selbst nach einem Überschlag noch weiter und ein Flugzeug explodiert, wenn man ein paar Goldbarren drauf wirft.
Doch neben den Stunts und der Tatsache, dass sich „Der Clown“ selbst nicht ernst nimmt, ist die Sache trotz des mäßigen Plots überraschend kurzweilig. Ehe man sich über die Logiklücken aufregt, kracht es mal wieder irgendwo und der häufige Einsatz von Splitscreen ist zwar übertrieben, aber wirkt durchaus dynamisch. Wirklich gut ist allerdings die Musikauswahl: Bei den Rückblenden ertönt „Kein Zurück“ von Wolfsheim, in diversen Actionszenen rocken Exilia im Hintergrund. Da hat Hermann Joha bei den US-Vorbildern gut aufgepasst, denn mit der richtigen Mucke kann man Action noch aufwerten.

Fairerweise muss man zugeben, dass sich „Der Clown“ nur an die Actionpuristen richtet, da das Drehbuch wohl kurz zwischen Frühstück und Mittagessen verfasst wurde. Doch die Stunts beeindrucken, ein paar nette Oneliner (meist von Dobbs) gibt’s auch und kurzweilig ist das Teil schon. Keine ernsthafte Konkurrenz für Jerry Bruckheimer und Joel Silver (dafür hapert es noch an Script und Inszenierung), aber der erste ernstzunehmende Kinoactioner aus deutschen Landen (im Gegensatz zu Bullshit wie „Straight Shooter“). Trotz aller Blödheit wohlwollende 6,5 Punkte von mir.

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