Manchmal möchte man einfach nur noch weinend irgendjemandem, der in der Nähe ist, um den Hals fallen und seinem Verdruss und seiner Hoffnungslosigkeit hemmungslos freien Lauf lassen. Mir ging es so, als ich den Kinosaal nach der Vorstellung des Films „Der Clown“ verließ. Da sich allerdings niemand für diese Art der Abreaktion fand, muss ich es nun hier loswerden. Aber erst einmal zum Film. 1996 ging auf RTL zum ersten Mal eine Actionserie um einen Spezialagenten mit einer Clownsmaske, der ganz viele Bösewichte möglichst spektakulär fängt oder gleich über den Jordan schickt, auf Sendung. Und das hat sich seit nunmehr neun Jahren nicht geändert. Um den „Film“ in seiner ganzen bedeutungsschwangeren Existenz nun auch verstehen zu können, ist Vorwissen durchaus nicht unangebracht. Max Zander (Sven Martinek) ist also besagter Clown, besser gesagt Clown a.D., denn seit seine Freundin Claudia (Eva Habermann) von dem Fiesling Sorbek (Götz Otto) erschossen wurde, fristet er als Kaufhauspolizist sein Dasein und wartet verbittert auf eine Gelegenheit, sie zu rächen. Prompt und ganz zufällig taucht ebenjener Sorbek wieder auf, um ein Goldreservoire in einer Militärbasis auszuräumen. Das kann Max, äh, Der Clown natürlich nicht zulassen und so macht er sich, zusammen mit der Zwillingsschwester von Claudia, Lea (Eva Habermann), und seinem trotteligen, helikopterfliegenden Kumpel Dobs (Thomas Anzenhofer) auf die gefährliche Mission, Sorbek und seine Schergen zu stoppen.
WOMIT hat das deutsche Kinopublikum DAS verdient? Eine künstlich auf 90 Minuten aufgeblasene Serienfolge, die eigentlich schon nach 5 Minuten stumpfster Action schon zerplatzen müsste. Tut sie aber nicht. Denn der geneigte Serienfan will selbstredend unterhalten werden. Mit hübschen Explosionen, markigen Sprüchen, kunstvollen Plottwists und einer guten Story. Doch bekommt er das? Nein! Die Story ist dermaßen seicht und durchlöchert von Logikfehlern, dass es schon fast wehtut (s.o.). Die Darsteller sind so unglaublich dilettantisch, dass es schwer fällt, den Film nicht für eine Satire zu halten. Da wäre Götz Otto, der Bösewicht aus „James Bond – Der Morgen stirbt nie“, der den gerissenen Waffenhelden und Smartass gibt und gaaanz böse guckt, und zwar den ganzen Film lang; dann das Playboy-Titelgirl Xenia Seeberg, die nicht nur die Lippen von Angelina Jolie kopiert hat, sondern alles andere auch, nur 10mal schlechter; und zum Schluss der „Held“ des Films, Sven Martinek, der, angesichts des gesamten Trauerspiels, in dem er sich befindet, eigentlich ganz okay spielt und sein Bestes gibt….und trotzdem auf ganzer Linie versagt.
Der große Koordinator und Obersprengmeister, der Verantwortliche für dieses auf Zelluloid gebannte Desaster ist Producer Hermann Joha. Der Stuntprofi setzt die Actionszenen recht passabel um, obwohl man immer das Gefühl der Inszenierung spürt. Die Leistung des Regisseurs hingegen schlägt dem Fass jedoch völlig den Boden aus. Charakterzeichung? Nie gehört! Dramaturgie? Dra…was? Spannungsaufbau? Unwichtig!
Das alles bekommt den ultimativen Todesstoß durch die wirre Kameraführung. Bewusst auf „hip“ gestylt, sprich: 360° Moves, Geschwindigkeitswechsel, Splitscreens, und und und, sodass jeder Epileptiker in höchster Lebensgefahr schwebt, wenn er sich diesen filmgewordenen Alptraum anguckt.
Also, ich fühle mich jetzt schon viieel besser…
Fazit: 1 von 10 Clownsmasken
Dialoghighlight: „Warum hast Du mir nie gesagt, dass ich so scheiße aussehe?“
- „Ach komm, schließlich hast Du doch ne Maske drüber!“