Review

Der Komet „Rhea M“ streift eines Tages die Umlaufbahn der Erde und hüllt den Planeten vollständig in seinen grünen Schweif ein, wodurch bald schon einige mysteriöse Ereignisse in Gang gesetzt werden: Lastwagen, Haushaltsgeräte und andere elektronische Gebrauchsgegenstände entwickeln nämlich spontan ein mörderisches Eigenleben und beginnen mit der systematischen Ausrottung der Menschheit. Der Ex-Sträfling Bill, der zusammen mit einigen Gästen und seinen Kollegen in dem "Dixie Boy"-Truck Stop seines Chefs Hendershot festsitzt, tut sein Möglichstes, um sich gegen die Trucks, die das Gebäude inzwischen umstellt haben, zur Wehr zur setzen. Das Waffen-Arsenal im Keller (inklusive Panzerfaust, yeah!) kommt da gerade recht... Unter der Aufsicht von Stephen King höchstselbst ist aus seiner eigenen, ziemlich inhaltsleeren Kurzgeschichte "Lastwagen" (im Original: "Trucks") ein ebenso inhaltsleerer Streifen mit B-Movie-Appeal geworden, der sich einigermaßen gut in das sinnbefreite 80er Jahre-Actiongülle-Kino einfügt, aber dennoch, was den Zuschauer-Zuspruch anbelangt, damals weitestgehend am Box-Office gescheitert ist und sich in Folge allenfalls noch einen Ruf als veritables Trash-Filmchen erarbeiten konnte. Nicht gänzlich zu Unrecht, denn das nicht ausformulierte, aber dafür recht bedrückende Szenario der nur wenige Seiten starken Vorlage wird hier nämlich tatsächlich mittels belämmerter Einfälle fast schon mit Gewalt auf ein abendfüllendes Format geprügelt und strotzt demnach auch geradezu vor abstrusen Details und Plotholes. Okay, zugegeben... so schlecht, wie er seit jeher gerne gemacht wird, ist der im wahrsten Wortsinn als filmischer Auffahrunfall verschriene "Rhea M... Es begann ohne Warnung" jetzt zwar nicht unbedingt, aber dennoch ist schon hochgradig auffällig, wie King hier merklich versucht, seinen ihm eigenen Schreibstil in eine Inszenierung umzumünzen und dabei permanent Szenen baut, die eventuell auf dem Papier noch funktioniert haben mögen, in ihrer Umsetzung auf die Leinwand aber reihum auf eine bisweilen recht peinliche Art und Weise scheitern. Bereits der Beginn stimmt einen da schon auf den zu erwartenden Blödsinn ein, wenn King seinen Cameo-Auftritt vor der Kamera absolviert und sich von einem Geldautomaten als Arschloch beschimpfen lassen muss, bevor dann als ziemlicher tonaler Fauxpas die Titel-Credits von dröhnendem AC/DC-Hard Rock untermalt werden ("Who Made Who" hat sich nun zugegeben zwar ein wenig gediegener gehalten als der dazugehörige Film, verbreitet aber nun nicht unbedingt 'ne gruselige Atmo). Wenn man sich zudem nochmal vor Augen hält, dass Kings gut aufgearbeitete Alkohol- und Drogen-Sucht dem Vernehmen nach während der Dreharbeiten wohl ihren Höhepunkt erreicht hatte (und in jener Phase sind ja auch mehrere Bücher entstanden, bei denen er sich anschließend nicht mehr erinnern konnte, sie geschrieben zu haben), könnte man durchaus auf den Gedanken kommen, dass es sich bei ihm - mal ganz unabhängig von einem Mangel an Erfahrung per se, was das Filmemachen anbelangt - generell wohl nicht um die beste Wahl für den Regie-Posten gehandelt haben dürfte. Dummerweise ist Produzent Dino De Laurentiis dann auch noch einer von der Sorte gewesen, der seinen Regisseuren viel zu viel Leine gelassen und jeden noch so bescheuerten Einfall abgenickt hat, wie man an bizarren, megalomanischen Produktionen wie dem 1976er-"King Kong"-Remake oder David Lynchs "Dune"-Adaption ja feststellen konnte... und dessen primärer Ansatz zur Problemlösung es wohl gewesen ist, schlechtem Geld noch ein wenig mehr gutes Geld nachzuschmeissen. Alleine schon der AC/DC-Soundtrack und die Lizenz-Zahlungen an Marvel, um das Konterfei des Green Goblin nutzen zu können und dem bösen Ober-LKW auf die Art ein wenig mehr dämonischen Charakter zu verpassen (was ja eindeutig die Sorte von Einfall ist, die in irgendeinem Rausch geboren wurde!), können nicht billig gewesen sein, und dann kommt die Kohle für Stunts und Pyrotechnik nochmal obendrauf. Mit Emilio Estevez hat man sich dann sogar noch einen damals ziemlich angesagten Jung-Darsteller gegönnt, um die Kids zu ködern, der schauspielerisch innerhalb des veranstalteten Tohuwabohus allerdings auch keine Akzente setzen kann. Der Originaltitel "Maximum Overdrive" ist übrigens ein ziemlicher Hohn, denn innerhalb der Geschichte überschlagen sich zwar schon fast die Ereignisse, dennoch kommt die Inszenierung zumeist doch nur mit 'nem gedrosselten Erzähl-Tempo und angezogener Handbremse daher. So kann man Stephen King unterm Strich also lediglich attestieren, die alte Hollywood'sche Cowboy-und-Indianer-Nummer ziemlich verklausuliert zur Awechslung mal in ein Genre-Korsett verpackt zu haben... nun ja, das hat mir bei John Carpenter und seinem "Assault - Anschlag bei Nacht" aber doch wesentlich besser gefallen. Aber dafür lassen einige ziemlich verrückte Momente, die die Prämisse halt so mit sich bringt, das Schundfilm-Herz höher schlagen, wenn da ein Getränke-Automat zum Berserker mutiert und Kinder mit Dosen-Gesöff beschießt oder die Gören von einer wild gewordenen Dampfwalze zermatscht werden. Kameramann Armando Nannuzzi schafft es zudem, den ganzen Schwachsinn ziemlich opulent zu bebildern und den Streifen dadurch wesentlich besser aussehen zu lassen, als es ihm eigentlich zustünde. So bleibt einem dann letztendlich nur die Option, sich an "Rhea M... Es begann ohne Warnung" als oberflächliches Krawall-Spektakel, das mit ein paar splatterigen Einlagen gespickt ist, zu erfreuen... und aus dieser Perspektive betrachtet sorgt die Chose immerhin doch für wesentlich besseres Entertainment, als das 1997 nachgeschobene, ziemlich lasche TV-Remake "Trucks - Out of Control", das nun wirklich niemand mehr gebraucht hat. Es empfiehlt sich aber dennoch, beim Ansehen ebenso betüdelt zu sein, wie es King selbst vermutlich während der Dreharbeiten gewesen ist, der hiermit wohl auf Lebenszeit das Recht verwirkt hat, sich über andere, als vermeintlich minderwertig empfundene Leinwand-Umsetzungen seiner Stoffe zu echauffieren.

6/10

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