Hard Candy
Rache einmal etwas anders: Ein kleines 14-jähriges Mädchen verabredet sich mit einem gutaussehenden Fotografen, 18 Jahre älter als sie, und flirtet ein wenig mit ihm. Doch als die beiden dann bei ihm im Haus landen, wird deutlich, dass Madame nur einen ganz bestimmten Grund für dieses Treffen hatte. Interessant hierbei ist, dass die von Ellen Page gespielte Haley eigentlich kein Opfer irgendeines Verbrechens ist...ihre Taten scheinen einer tatsächlich zweifelhaften Vorstellung von Gerechtigkeit mit einer gesunden Portion psychischer Gestörtheit zu entspringen. Sie sieht sich berufen, Dinge stellvertretend für diejenigen, die es nicht mehr können, in die Hand zu nehmen und konfrontiert ihr Opfer (zugleich Täter) mit seiner Pädophilie. Kein einfaches Thema, dass hier zusammen mit Selbstjustiz ausgebreitet wird und über die wahren Gründe erfährt man bis zum Schluss recht wenig. Das psychologische, dialoglastige Katz-und-Maus Kammerspiel beider Hauptfiguren muss ein wenig mit Längen kämpfen, bleibt jedoch,trotz einiger Logiklücken, einigermaßen spannend. Vor allem was in der Mitte an suggestiver Gewalt aufgefahren wird, will man sich eigentlich gar nicht vorstellen und zerrt durchaus am eigenen Nervenkostüm. Ellen Page und Patrick Wilson liefern dabei sehr gute Leistungen ab und gerade Page wirkt aufgrund ihres absolut unschuldigen Äußeren und ihres eiskalten diabolischen Treibens verstörend.
"Hard Candy" ist manchmal ein wenig langatmig geraten und beantwortet die ein oder andere für die Logik vielleicht wertvolle Frage nicht, bügelt aber dieses Manko durch gute schauspielerische Leistungen, eine kühle und doch sehr gelungene Inszenierung, scharfe Dialoge und ein in letzter Instanz gelungenes Ende wieder glatt und bleibt schon deshalb zumindest einmal sehenswert. Doch darüberhinaus weiß er nicht sonderlich zu begeistern, geschweige denn nachhaltig zu wirken und bleibt deshalb am Ende des Tages zwar ein recht interessanter, aber letztendlich doch nur ein Genrebeitrag.
5/10