Story/Inhalt:
Ein junger Mann, von Beruf Fotograf, lernt ein 14-jähriges Mädchen über einen Internet-Chat kennen. Beide verabreden und treffen sich in einem Café. Dort entwickeln sich die Unterhaltungen mehr und mehr zu einem Flirt. Obwohl sich das junge Mädchen scheinbar ziert, begleitet sie den Mann kurze Zeit später zu ihm nach Hause. Vor Ort ist die Stimmung offenbar sehr entspannt. Man unterhält sich angeregt, es wird getrunken und gelacht, und irgendwie scheint es mehr und mehr zu knistern.
Dann bricht der Fotograf betäubt zusammen, bevor er auf einem Bürostuhl gefesselt wieder zu sich kommt. Zunächst verwirrt und ungläubig wird dem Mann zunehmend bewusst, dass es sich hierbei nicht um ein Spiel handelt sondern dass er sich (spätestens jetzt) in der Gewalt des Mädchens befindet. Dessen Absichten werden relativ schnell klar: Die Anklage, Richtung und Bestrafung eines Kinderschänders.
Der Fotograf beteuert wiederholt seine Unschuld. Erfolglos. Er versucht verzweifelt, mit verschiedenen Methoden auf das Mädchen einzuwirken, damit sie ihn verschont und gehen lässt. Ebenfalls erfolglos. Das Mädchen sucht unterdessen Beweise für das Verbrechen des Pädophilen und findet mehr, als erwartet. Neben scheinbar eindeutigem Material (welches der Zuschauer nicht zu sehen bekommt) entdeckt sie in einem versteckten Tresor ein Foto eines als vermisst geltenden Mädchens. Sie glaubt, den Fotograf damit nicht nur als Kinderschänder sondern auch als Mörder überführt zu haben.
Die Strafe ist die Kastration des Täters, die das Mädchen selbst durchführt. Der Fotograf liegt gefesselt auf einem Tisch und ist lediglich örtlich betäubt, so dass er die OP mittels Videokamera live auf dem TV-Bildschirm verfolgen kann. Dem Mann ist seine ausweglose Situation absolut klar, und die Verzweifelung wächst. Er bittet, er fleht, er weint und schreit, aber die Prozedur nimmt ihren Lauf....
Die Geschichte scheint sich zu wenden, als sich der Fotograf endlich befreien kann, während seine Peinigerin kurze Zeit abwesend ist. Nachdem er feststellt, dass die Kastration eine Illusion war und niemals stattgefunden hat, entschließt sich der Mann, die Angelegenheit selbst „zu regeln" und wählt nach kurzem Zögern nicht den Notruf. Der Plan geht (natürlich) schief, und nach einer heftigen Auseinandersetzung mit dem Mädchen und diversen Elektroschocks kommt der Mann erneut gefesselt zu Bewusstsein, diesmal allerdings auf einem Stuhl stehend mit einer Schlinge um seinen Hals. Das Mädchen lässt ihm die Wahl: Entweder er springt und alle Beweise werden anschließend vernichtet, so dass es laut einem Abschiedsbrief, den das Mädchen verfasst hat, nach Freitod eines einsamen und traurigen Menschen aussieht, oder er wird von seiner großen, verflossenen Liebe, die das Mädchen mit einem fingierten Telefonat zum Haus des Fotografen gelockt hat und in kürze eintreffen wird, als Kinderschänder (und Mörder) entlarvt.
In einem kurzen aber dramatischen Moment gelingt es dem Mann erneut, sich aus seiner Lage zu befreien und den Spieß umzudrehen. Es folgt der Showdown auf dem Dach des Hauses. Beide Charaktere stehen sich bewaffnet gegenüber, doch das Mädchen behält dank einer Pistole die Oberhand und bietet dem Fotograf erneut an, mit „weißer Weste" in den Freitod zu gehen, während er bemerkt, dass sich der Wagen seiner Ex-Freundin seinem Haus nähert. Schließlich ergreift der Mann die Schlinge, deren Ende um den Schornstein gewickelt ist und streift sie sich über. Er beteuert noch immer, kein Mörder zu sein, wobei er jedoch zugibt, beim Tod des vermissten Mädchens zugesehen zu haben. Er bietet den Namen des wahren Täters im Tausch für sein Leben an, aber das Mädchen entgegnet nur, dass diese Person wiederum den Fotograf belastete, bevor sie durch ihre Hand starb.
Während das Mädchen ihm erneut verspricht, alle Beweise nach seinem Tod zu vernichten, tritt der Fotograf psychisch gebrochen an die Kante des Daches. Er lässt sich fallen, und der Strick spannt sich. In diesem Moment hechtet das Mädchen zur Dachkante. Sie ruft ihrem Opfer hinterher, dass alles gelogen war.
Hecktisch aber dennoch sichtlich zufrieden verlässt das Mädchen das Anwesen.
Kritik/Bewertung:
Dass bzw. wie „Hard Candy" mit dem sensiblen Thema Pädophilie umgeht, ist auf jeden Fall mutig und zudem recht originell. Allerdings ist die Story um einen mutmaßlichen Kinderschänder und dessen potenziellem Opfer ziemlich überzogen. So wird der weibliche Charakter, eine äußerlich zart und zerbrechlich wirkende Teenagerin, als skrupellose, unbarmherzige und ebenso eloquente wie intelligente Psychopathin dargestellt, die im Grunde genommen den ganzen Film über einem erwachsenen Mann gegenüber geistig und körperlich überlegen zu sein scheint. Es wirkt einfach wenig glaubhaft, dass ein solches „Persönchen" dazu in der Lage ist, einen dermaßen perfiden Folter- und Mordplan auszuhecken und diesen dann auch noch (fast) in Perfektion ohne fremde Hilfe umzusetzen.
Was bei einem schlechten Schocker immer wieder gerne vorkommt, passiert leider auch bei „Hard Candy": Der Zuschauer fasst sich verärgert an den Kopf , wenn der Protagonist (wiederholt) exakt das Falsche tut, um sich irgendwie zu retten. Mir hat das bei „Hard Candy" jedenfalls ziemlich die Spannung versaut, die mit völlig unerwarteten Wendungen und entsprechender Atmosphäre durch tolle Kameraarbeit sowie guten Schauspielern und Dialogen (oftmals) mühsam aufgebaut wurde.
Ein schlechter Film ist das Kammerspiel „Hard Candy" dennoch nicht. Der Streifen ist überaus intensiv sowie vielschichtig und bietet in meinen Augen darüber hinaus eine kontroverse Inszenierung von Schuld und Sühne. Auf jeden Fall ein Schauspiel, das bedrückende Botschaften liefert, über die man nachdenkt. Das Thema Pädophilie ist zwar allgegenwärtig, wurde jedoch insofern behutsam aufgegriffen, als dass weder Nackt- noch Sexszenen gezeigt werden.
7/10