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Jeff und Hayley haben sich über das Internet kennen gelernt, sich verabredet und treffen dann schließlich in Jeffs Wohnung ein. Jeff steht im vollen Saft seines Lebens, während Hayley gerade mal 14 ist. Doch in ihr schlummert die Ausgeburt von Rachegelüsten und kreativer Diabolität. Demnach beginnen für Jeff nun sehr unangenehme Stunden.

Soviel zur Story von "Hard Candy". Der Film ist sehr dialoglastig, weshalb richtige Actionszenen rar sind. Trotzdem sind sie vorhanden und werden dabei von einer absichtlich sehr hektischen Kamera visualisiert. Das ist zwar eine gute Idee, wirkt aber doch ein wenig deplaziert. Da hat die hektische Darstellung bei "Domino", an der ja auch sehr viel herumgemeckert wird, sehr viel besser gepasst.

Ansonsten lebt der Film natürlich von den Dialogen, auch wenn sie nicht immer ganz rund sind. Es wird immer viel Spannung aufgebaut, was nicht nur an der Wortwahl liegt, sondern neben den vielen Perspektiven, die verwendet werden, vor allem an den Dartsellern. Anfangs gibt zwar eher Ellen Page den Ton an, die sich wirklich sehr viel Mühe gibt, aber gegen Ende dreht Patrick Wilson auf. Er liefert eine ganz beeindruckende Leistung ab und stellt Ellen Page knapp in den Schatten.

Auch die Intensität einiger Szenen ist atemberaubend. Bei der Kastrationsszene leidet man(n) als Zuschauer ungemein mit. und der Schluss ist selbst ein Feuerwerk, bei dem Wilson zeigt, was er kann. Am Anfang jedoch wird diese Intensität ignoriert, es ist beinahe zu viel der Ruhe. Die Farbfilter hätten auch nicht unbedingt sein müssen. Man weiß auch ohne den Blaustich an einigen Stellen, dass Jeffs Wohnung kühl und steril erscheinen soll, also oberflächlich "unbefleckt".

Wirklich schaden tut dem Film aber ein anderer Punkt: Man will einfach nicht glauben, dass Jeff Dreck am stecken hat und neigt dazu, sich eher mit ihm zu identifizieren. Stellenweise scheint wirklich er der Protagonist zu sein. Deshalb gehen vielleicht einige Aspekte des Films ein bisschen unter. Der Schluss ist dann auch doppelt unbefriedigend, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen. Jedenfalls wäre der Film stimmiger gewesen, wenn man Jeff ein paar Nuancen eines bösen Charakters gegeben hätte. Ein böses Grinsen hier und ein zweideutiger Satz dort hätten Wunder bewirkt. Aber so mutiert Hayley zur Hassperson und man wünscht ihr zunehmend, dass sie mit ihrem Vorhaben scheitert. Was denkt sich denn schließlich ein 14-jähriges Mädchen dabei, eine Kastration vorzunehmen bzw. -täuschen? Das stellt sie wirklich als sehr diabolisch dar.

Ansonsten ist der Film spannend und deshalb echt empfehlenswert. Das verdankt er eigentlich hauptsächlich den Darstellern. Als kleine Notiz am Rande kann man erwähnen, dass sich "Hard Candy" sich ja auch ganz gut im Duel Project neben "Aragami" und "2LDK" gemacht hätte, da es ja den Prinzipien des Projekts entspricht. Der Film hätte aber meiner Meinung nach den "Kampf" verloren...

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