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Sam Foster ist Psychiater in New York und übernimmt einen Fall seiner erkrankten Kollegin. Henry Letha leidet unter Wahnvorstellungen und Amnesie. Zuerst behandelt ihn Foster wie jeden anderen seiner Patienten, stellt aber schnell fest, dass hier wesentlich mehr dahinter steckt. Henry besitzt z.B. die Gabe einige Dinge aus der Zukunft vorherzusagen, wie einen nicht abzusehenden Hagelschauer. Als der junge Mann ankündigt sich in drei Tagen umzubringen, forscht der Psychiater in der Vergangenheit nach, besucht dessen Mutter und führt ein längeres Gespräch mit dessen geistig leicht verwirrten Frau. Kurze Zeit später erfährt er jedoch, dass diese gar nicht mehr am Leben ist. Als sich noch weitere merkwürdige Dinge ereignen und sich manche Ereignisse plötzlich mehrmals haargenau wiederholen, beginnt er an seinem eigenen Verstand zu zweifeln.

Als ich mir die Bewertungen bei ofdb für diesen Film ansah, ging es mir zuerst übrigens wie dem Psychiater, denn ich begann an meinem Verstand zu zweifeln. Wie ist es bitte möglich diesem Film eine Note im Bereich 1-3 zu verteilen? Dem versuche ich hier (auch) auf den Grund zu gehen.

Ich denke, dass viele dieser Bewertungen wieder einmal aus einem ungeschickten Trailer entstanden sind. Dort wird STAY nämlich als reinrassiger Thriller verkauft und werden somit wieder vollkommen andere Erwartungen des Zuschauers geweckt, dessen Enttäuschung ich dann durchaus nachempfinden kann. Der Film lebt fast ausschließlich von seiner außergewöhnlichen Bildersprache, denn was Regisseur Foster hier an optischen Leckerbissen einbaut, ist einfach phänomenal. Insbesondere die Übergänge zur nächsten Szene erfolgen nicht einfach über eine normale Abblende, nein, die Kamera schwenkt auf einen Gegenstand, der sich in der nächsten Einstellung dann in einen neuen Schauplatz verändert. Das habe ich in dieser Form noch nie gesehen und hat mich selbst in der fünften Wiederholung noch beeindruckt.

Das Problem hierbei ist aber, dass Foster eben mit dieser Bildersprache nicht jedermann anspricht und eigentlich sämtliche klassischen Suspense-Stifter von Telefon über Internet bis zum maskierten Mörder usw. fehlen, was manche dazu veranlassen wird, STAY als langweilig zu bezeichnen. Wenn man sich auf Fosters visuelle Kunststücke nicht einlassen will oder kann, ist das für mich sogar auf eine gewissen Weise nachvollziehbar, ich gehöre dann aber wohl zu der Spezies, die genau auf dieses Stilmittel abfährt.

Schauspielerisch gibt es hier eh nichts auszusetzen. Ryan Gosling fiel mir bisher nur positiv auf und beweist abermals ein Gespür für interessante Rollen, seine Performance hier ist einfach erstklassig. Dem stehen aber Naomi Watts und Ewan McGregor kaum nach, und auch Bob Hoskins' Kurzauftritte sind selten, dafür aber umso intensiver.

Am Ende bleiben auf den ersten Blick viele Fragen offen. Wenn man sich aber nach dem Abspann noch weiter mit STAY beschäftigt, fügen sich dann doch einige Dinge zusammen, und genau diese Art Wirkung ist es doch auch, die dieses Medium so reizvoll macht. Nicht einfach nur 90 Minuten schauen, vergessen und den Nächsten reinschieben. Ich habe danach sogar einen Freund angerufen und ihn gefragt wie er denn den Ausgang des Filmes interpretiert und genau so etwas soll ein guter Film doch auch bewirken. Wenn es ihm gelingt, nachhaltig Eindruck zu hinterlassen und den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen, hat er sein Ziel meiner Meinung nach erreicht (bei reinem Unterhaltungskino ist das natürlich nebensächlich, aber ich glaube kaum, dass es jemanden gibt, der STAY als solches bezeichnen wird).

Fazit: Foster kreierte mit STAY ein visuelles Meisterwerk, das den Zuschauer aber in zwei Lager spaltet. Lässt man sich auf die gewaltige Bilderkraft ein, bekommt man ein kleines Meisterwerk geboten, tendiert man eher zum klassischen Thriller, ist es durchaus möglich, dass man enttäuscht wird. Oft habe ich mittlerweile gelesen das STAY mit David Lynchs Filmen verglichen wird. Und die mag ich eigentlich gar nicht, ein weiterer Beleg dafür, wie einzigartig Fosters Film ist und wie schwierig man ihn mit anderen Werken vergleichen kann.

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