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1987 kann man gut und gerne und mit Fug und Recht als höchst attraktives Jahr für das Genre des Thrillers und seine Kundschaft bezeichnen, haben sich Regisseure wie Curtis Hanson, Roger Donaldson, Joseph Ruben, Peter Yates, Adrian Lyne, John Flynn, Ridley Scott, Martin Ritt und Wayne Wang für eine Belebung bis hin zum Höhepunkt der Gattung und dies in all seinen Facetten und schwankend zwischen Hitchcock-Verehrung und mo(r)dernen Zeitgeist verantwortlich gezeigt. Hinzu kommt hier als erfahrener Mann für Set und Setzung noch Bob Rafelson ins Spiel, wobei er auch der Einzige ist, der die Männer als Spielball der oder auch als die Bedrohung fast außen vor und seinen Film den Frauen und ihrem ganz speziellen Kampf überlässt. Eine Geschichte über Die Schwarze Witwe und der Gesetzeshüterin, die hinter ihr her ist:

Nach dem Tod des Verlagsmagnaten Sam Peterson aus Manhattan durch Atemstillstand im Schlaf erbt seine nunmehrige Witwe Catharine [ Theresa Russell ] sein Anwesen und das gesamte Vermögen. Kurz darauf verführt sie in Dallas Ben Dumers [ Dennis Hopper ], den Besitzer einer Spielzeugfirma, und vergiftet ihn; eine vergebliche Testamentsanfechtung durch dessen Schwester Etta [ Diane Ladd ] wird mit Schweigegeld versüßt. Als vermögende Kurator William McCrory [ Nicol Williamson ] und den französischen Hotelier Paul Nuytten [ Sami Frey ] ins Visier nimmt, ist ihr längst Alexandra [ Debra Winger ] auf der Fährte, eine Agentin des Justizministeriums, die von ihrem Vorgesetzten Bruce [ Terry O'Quinn ] entsprechende Unterstützung bekommt.

Getreu des Umfeldes und des Nutzens, der mit dem Erlangen des jeweiligen Erbes hier angestrebt wird, ist der Film (mit einem Budget von 10,5 Mio. USD) auch lukrativ und aufwändig selbst in nebensächlichen Szenen hin angelegt. Privatflugzeuge und Helikopter, Limousinen und Schiffe, zentral gelegene edle Appartements und ehrwürdige Chalets am See, dazu großflächige Büros, mit teils Schnickschnack aus grauer Vorzeit befüllt und die Personen mit teuren Kleidern oder Maßanzügen bestückt. Die Ermittlerin ist da bisschen außen vor, ist eher im pre-Grunge Look gekleidet und schwimmt auch sowieso gegen den Strom und trotz der Tätigkeit für den staatlichen Dienst (zumindest anfänglich) auch gegen das Establishment.

Auffällig ist auch, dass die Riege der Herren der Gesellschaft, obwohl eben hinter den beiden Hauptdarstellerinnen stehend und Unterstützung nur leistend, hier mit ausgesprochenen Charakterschauspielern besetzt ist und als Würdigung des Drehbuchs und der weiblichen Lead-in mit kantiger Präsenz. Von einer Bewährungsprobe weit entfernt und sowohl im Film die Rollen als auch beim Dreh die Besetzung wissend um ihre Funktion und wissend um ihr Talent wird auch zugleich an den Start gegangen und der erste Tote noch im Off erwähnt. Der Umgang damit ist bei der einen Dame strenge Vorbereitung und bei der anderen Gespür und Instinkt. Die Eine hat ganz viele Identitäten. Die andere so wirklich keine, bzw. ist es nur die Arbeit, die bei ihr zählt. (Dass sie quasi sexuell enthaltsam lebt, wird dabei mehr oder minder von allen Anwesenden hier kommentiert: Der eine Kollege hatte mal ein Date und wird danach gefragt und hat auch nichts zu erzählen. Der andere hätte gerne eines, wird aber auf freundschaftlichen Abstand gehalten. Und der Chef ist eher väterlicher Freund, versucht bei einer Nackenmassage im Büro aber auch weiterzugehen. Die Schwarze Witwe dagegen weiß, was die jeweiligen Männer wollen und dazu gehört auch ihr Körper bzw. eher ihre Attraktivität, welche sie entsprechend, aber dennoch zurückhaltend einsetzt.)

Parallel wird dies betrachtet, ist der Zuschauer auf beiden Seiten der Medaille, auf beiden Spuren, die sich irgendwann kreuzen werden und spätestens beim zweiten Giftmord auch in dieselbe Richtung führen. Bis dahin ist noch Zeit, wird sich zwar ausgiebig unterhalten und bewegt, die Montage aber 'altmodisch', gediegen auch, in Ruhe durch die überragende Kamera von Conrad L. Hall betrachtet und mit vielen kleinen Details und Sorgfalt und Vielfältigkeit verzögert und mit spontanen Auffälligkeiten, plötzlich imposanten Landschafts- und Naturaufnahmen oder einem abrupten Hochschnellen der Lautstärke nur verziert. Mittig ist es dann so weit, das Aufeinandertreffen, nachdem man die halbe Welt bereist hat und Amerika komplett durchquert, nachdem Alex ihre eigene Identität aufgegeben hat und ihre Ersparnisse gleich mit, nachdem ihre Obsession sie zu der gleichen Spionin und Jägerin ausgebildet hat, welche auch ihr Zielobjekt beim Fangen ihrer Männer ist. Ein 'Stelldichein' in Hawaii, im Pool des Hotels, beim Üben eines Tauchganges und beim Trainieren einer Mund-zu-Mund-Beatmung, bei Abhängigkeiten und teils lebensbedrohlichen, teils lebensrettenden Tätigkeiten wird Kontakt aufgenommen und das Netz von der Jägerin in die Richtung der anderen Jägerin gelegt.





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