Warum alle Welt „Tango & Cash“ immer noch als lustig-krachendes Buddy-Action-Movie feiert, entzieht sich ein wenig meiner Kenntnis; für mich handelt es sich um eins der flachsten und mißkonzeptioniertesten Buddy-Movies überhaupt.
Der Sinn der Buddy-Movies (die ja fast immer nur im Polizei- oder Actionfilmgenre vorkommen) liegt in der Gegensätzlich der beiden Protagonisten, deren Unterschiedlichkeit für die nötigen Reibungsflächen sorgt und die komischen Situationen durch eben diese Reibung fördert. Sei es nun „East meets West“ (Red Heat), „Cop meets Actor“ (Auf die harte Tour), „Hard-Boiled Privat Eye meets Sportie“ (Last Boy Scout) oder einfach nur psychisch angeknackster Nahkampfspezialist paart sich mit bejahrtem Familiencop (Lethal Weapon).
Kennzeichen dieser Filme war die Frische der Paarungen, doch leider kann „Tango & Cash“ in dieser Hinsicht nicht punkten.
Was wir hier haben, sind einfach nur zwei extrem erfolgreiche Cops, von denen einer so tut, als würde er nebenher Aktiengeschäfte machen und der andere Jeans und Vokuhila-Frisur trägt. Es gibt keinerlei Reibungsflächen, außer den monströsen Egos seiner beiden Hauptfiguren, nur leider entwickeln aus meiner Sicht beide keinerlei Chemie für den anderen.
Die angebliche Distanz zwischen den beiden beruht nur auf ihren Kostümen – und die sind auch noch falsch gewählt. Für Stallone war es vermutlich eine Erleichterung, mal den schnieken Businessmann zu spielen, doch da es mit seinen mimischen Fähigkeiten eh nie gut bestellt war, ist der Verlust einer omnipräsenten Physis schon das Todesurteil. Russell dagegen kultiviert wieder mal eine Happy-Variante aus Filmen wie „Escape from New York“ und „Overboard“ zusammen, die in ihrer Lässigkeit schwer zu ertragen ist.
Das Einzige, was an Amusement dabei erzeugt wird, sind starke Sprüche, die die beiden in einer Tour austauschen, was sich sonst noch auf der Leinwand abspielt, ist biederste Routine. Das Skript rumpelt hölzern über die Charaktere hinweg, läßt sie in einer albernen Charade als Mörder dastehen und in den Knast wandern (und dann wieder ausbrechen), um anschließend Rache zu nehmen. Nichts von diesen Elementen hat Pfiff.
Das liegt nicht zuletzt auch an der fehlenden Menschlichkeit der Figuren, weder Tango noch Cash haben einen persönlichen oder familiären Hintergrund, der das Publikum emotional stimulieren könnte und Teri Hatcher als Slys Schwester agiert mehr als möglicher Kleiderständer für ein Prince-Video. Ergo: die Figuren sind mir in so ziemlich allen Szenen relativ egal, das wirkt sich natürlich fatal aus, wenn ich weiß, daß sie sowieso überleben weden.
Da ist es nur logisch, wenn auch die Gegenseite nicht prominent genug besetzt ist. Nominell natürlich schon, aber ein halbgreiser Jack Palance wurde sogar in „Batman“ nach einem Drittel Film vorsichtshalber in die nächste Welt befördert und bietet auch hier kaum Hindernisse.
Der Rest des Films besteht aus Gefängniskloppe, einer furchtbar überflüssigen Drageinlage, ein paar soliden Stunts und den farblosesten Kampfgegnern, seit die bösen Gesichter erfunden wurden (dabei können Robert Z’Dar und Brion James das sonst besser).
Und wenn in einem solchen Film auch noch ein speziell entwickeltes und gepanzertes Automobil vorkommt, mit dem man sich eine feurige Off-Road-Material-Schlacht auf einem Firmengelände liefern kann (obwohl ein Vorfahren- und Aussteigenlassen bei nur 2 Mann viel effektiver gewesen wäre für die Bösen), dann weiß man, warum Andrej Konchalovsky mittendrin in der Produktion ausgestiegen ist.
Möglicherweise hat er gemerkt, daß er für ein Starvehikel mit der heißen Nadel verheizt wurde.
„Tango & Cash“ war erfolgreich, nich so sehr, um eine Fortsetzung zu spinnen, spielte aber genug ein. Stallones Abstieg beschleunigte er trotzdem um ein gutes Stück. (4/10)