Es gibt im Leben zum Glück einige wenige Situationen in denen man eindeutige Entscheidungen treffen muss, man muss Stellung beziehen und es gibt nur schwarz oder weiss, nur ja oder nein. Keiner ist blos ein wenig schwanger und keiner kann auch blos ein wenig ein Kind bekommen bzw. ein bisschen abtreiben.
Man ist schwanger oder nicht und man kann sich für ein Kind entscheiden oder dagegen, zwischen diesen Entscheidungen gibt es keine Grauzonen und sie sind ebenso eindeutig wie endgültig. Diese Tatsachen führen dazu, diese Entscheidungen nur reifen und erwachsenen Menschen zutrauen zu wollen, die moderne Familienplanung und die Aufklärung der jungen Erwachsenen wird notwendig. Was aber wenn es trotz aller Aufklärung und trotz aller Fürsorge dennoch zu einem Unfall kommt? Wenn Kinder plötzlich Kinder bekommen und trotz ihres kindlichen Alters sehr schnell erwachsen werden wollen bzw. müssen?
"Jenny, Juno" ist in Südkorea ein kontroverser und umstrittener Film gewesen, er wurde nicht nur vom Rating heraufgesetzt und floppte dadurch an der Kinokasse, er wurde auch heftig kritisiert. Natürlich sexualisiert er wie auch andere Filme vor ihm Teenager, aber er ist keinesfalls pädophil wie viele seiner Vorgänger es waren. Auch Regisseur Kim Ho-joon hat mit "My Little Bride" einen pädophilen Erstling gedreht, doch mit "Jenny, Juno" ist im jetzt ein Film gelungen, der für mich in vielen Punkten den richtigen Ton trifft. "Jenny, Juno" ist keinesfalls perfekt und ich werde auch im dritten Abschnitt deutliche Kritik üben, doch die Grundausrichtung des Films stimmt und die Kritik einer hilflosen und verzweifelten Generation eines reichen Industrielandes empfinde ich schon beinahe als beschämend.
Der Inhalt ist recht schnell erzählt. Die beiden Teenager Jenny ( gespielt von Park Min-ji ) und Juno ( gespielt von Kim Hye-sung ) gehen auf die gleiche Schule. Sie sind beide noch minderjährig aber schon ein festes Paar. In der Schule wird Jenny um ihren Freund beneidet und Juno von den anderen Mädchen umschwärmt. Beide wohnen natürlich noch bei den Eltern, verbringen aber sehr viel Zeit miteinander.
Zu Beginn des Films macht Jenny einen Schwangerschaftstest und muss schlucken. Dem Test nach ist sie schwanger und erklärbar ist ihr Zustand auch. Sie weiht ihren Juno sofort ein und der reagiert so wie alle Jungen wohl reagieren. Er zieht sich zuerst zurück, droht seine Freundin mit dem Problem alleinzulassen, stellt sich dann aber der Situation und versucht sie gemeinsam mit ihr zu meistern.
Die zwei sehen einen Film über die Durchführung einer Abtreibung und entscheiden sich daraufhin sehr entschieden für ihr Kind. Sie wollen es, da sie befürchten von den Eltern zum Abbruch gezwungen zu werden, möglichst lang geheimhalten. Juno beginnt mit seinen dürftigen Mitteln für seine Jenny sorgen zu wollen, er kümmert sich um gesundes Essen und trägt Zeitschriften aus und will schnell erwachsen werden um ihr ein guter Mann zu sein. Dennoch lässt sich ihr Zustand nicht ewig verheimlichen und natürlich erfahren die Eltern von der Schwangerschaft. Die Reaktionen reichen von Schock und Beschämung bis hin zur Trennung des jungen Paars. Doch längst schon scheinen Jenny und Juno ihre Zukunft selber bestimmen zu wollen und setzen sich gegen die Eltern zur Wehr.
Dann wollen wir den Tatsachen mal ins Auge sehen.
Teenagerschwangerschaften gibt es in allen Gesellschaftsschichten und sie haben in diesem Fall nichts mit Pädophilie zutun. Die Diskussion über das pro und contra zu Abtreibungen gibt es ebenfalls und der Film entscheidet sich konsequent für das ungeborene Leben. Die beiden betroffenen Teenager entscheiden sich aber nicht nur für das Leben, sie entscheiden sich gleichzeitig für ihre Liebe. Ist das nicht alles zu schön um wahr zu sein?
Leider ist es alles zu schön um wahr zu sein und der Film beschreibt einen kaum anzutreffenden Glücksfall. Diese romantische Verklärung und die vielen bunten Luftballons lenken viel zu unverschämt von der Realität ab. Der Film muss sich somit den Vorwurf gefallen lassen, eigentlich extrem realitätsfern zu sein und einen absolut perfekten Glücksfall vorzuspielen. Daneben habe ich über die gesamte Spielzeit nicht ein Kondom im Film gesehen. Es wurde auch keine Packung mit Kontrazeptiva gezeigt, ebenso wenig wurde vernünftig aufgeklärt. Die furchtbar cool vorgetragene Propagierung der Selbstbefriedigung ist da wirklich vergleichsweise armselig.
Dennoch fand ich "Jenny, Juno" über weite Phasen einfach extrem angenehm anzuschauen. Der Film ist auch durch die gelungene Darstellung beider Teenager sehr positiv und absolut lebensbejahend. Er muss sich natürlich entscheiden ; zeigt er ein weiteres düsteres und hoffnungsloses Schicksal zweier Teenager, die sich ihre Zukunft durch einen Fehler zerstören, oder stellt er den angeblichen Fehler als etwas ungewolltes aber positives dar. Ich fühlte mich mit dieser positiven Grundstimmung deutlich wohler und habe es förmlich genossen, endlich einmal kein depressives Ende zu sehen.
Somit halten wir fest ; mit Sicherheit war und ist dieser Film für die sehr junge Altersklasse zu rosarot und blendet die auftretenden Probleme grösstenteils aus. Dem gegenüber entscheidet er sich für das Leben und für die das Leben auslösende Liebe. Er lässt Prävention schmerzlich vermissen und gibt leider auch keine Antworten auf die gesellschaftlichen Fragen. Wenn auch die bittere Realität anders aussieht, so sollte es in einer reichen Industrienation doch möglich sein, auch eine ungewollte Teenagerschwangerschaft auszutragen und trotzdem identische Lebensmöglichkeiten danach zu besitzen.
Somit ist der Film wirklich zu schön um wahr zu sein, oder ist unsere Realität schon zu düster und vernebelt um das Licht noch zu sehen?
Obwohl ich mich den ganzen Film über gefragt habe, wie die zwei in all ihrer Unschuld wohl gemeinsamen Sex hatten, gibt es hier angenehme aber nicht unkritische 7 Punkte.