Review

Mit gemischten Gefühlen bin ich heut in "Ring 2" gegangen. Würde es eine würdige Fortsetzung werden oder nur ein müder Abklatsch? Die Meinungen dazu gehen ja auseinander. Einig sind sich aber wohl so ziemlich alle gewesen: An den ersten Teil reicht Ring 2 nicht heran. Eins vorweg: Stimmt. Aber das war mir eigentlich von vornherein klar!
-Vorsicht, leichte Spoiler:

Die Anfangssequenz lässt schon mal Erinnerungen an Teil 1 wach werden. 2 Teenager, diesmal männlich und weiblich, sitzen vor dem Fernseher. Da kommt schon mal ein erster Logikfehler: Das Mädchen möchte pimpern, der Junge möchte lieber seinen Piephahn in der Hose lassen, und bittet sie, sich doch lieber ein Horrorvideo anzusehen. :-) Ist aber auch verständlich, denn bei dem Video handelt es sich um den "In 7 Tagen komm ich aus dem Fernseher und mach dich tot"-Streifen. Und da Männer nun mal Schweine sind, hat sich der Herr das Video kopiert und möchte natürlich, dass der Kelch nun an ihm vorübergeht, indem er es seiner Freundin vorspielen möchte. Lange Rede, kurzer Sinn: Klappt leider nicht so wirklich.
Rachel und Sohn Aidan sind mittlerweile in ein beschauliches Küstenstädtchen gezogen, dass leider nicht mehr ganz so toll für die beiden ist, nachdem die Frau Mutter entdeckt, dass das Video auch hier aufgetaucht ist. Und was noch schlimmer ist: Das nachtragende Geistermädchen will Besitz von Aidan nehmen, damit es durch ihn weiterleben kann. Wie man sieht: Hier ist die Kacke am Dampfen!

Soso, das also hat sich Hideo Nakata, der Regisseur des Original Ringfilms einfallen lassen, um unseren Arsch auf Grundeis laufen zu lassen. Und das macht er eigentlich auch ganz gut: Es gibt einige nette Schockeffekte und die Story an sich ist für eine Fortsetzung auch O.k. Jedenfalls finde ich es gut, dass er nicht bloß eine Kopie seines japanischen 2. Teils gedreht hat, sondern sich eine neue Story einfallen lässt.

Woran hapert es? Zuerst einmal an der Atmosphäre. Die war in Teil eins einfach unheimlich dicht. Da muss das Sequel schon mal einige Federn lassen. Dann zum eigentlich logischsten Kritikpunkt: War es im ersten Teil noch spannend, als Samara aufgetaucht ist, verpufft dieser Effekt im Nachfolger doch ziemlich im Wind. Richtig schocken kann es jedenfalls nicht mehr. Und drittens: Nakata konnte sich anscheinend manchmal nicht entscheiden, ob er einen Horrorfilm mit Dramaelementen oder ein Drama mit Horrorelementen drehen wollte. Die Mutter-Sohn Beziehung nimmt einfach oft ein bisschen überhand, was ich allerdings nur als kleinen Kritikpunkt sehe, denn Naomi Watts als Rachel und David Dorfman als Aidan verkörpern ihre Figuren sehr intensiv. Das Finale reicht ebenfalls nicht an Teil eins ran, was auch zugegebenermaßen verdammt schwierig ist.

Fazit: Gute Fortsetzung, auch, wenn die meisten im Kino das wohl anders gesehen haben. 7 Punkte hat der Film meiner Meinung nach absolut verdient! Und trotzdem überlege ich mir: Wie wäre die Fortsetzung ausgefallen, wenn Gore Verbinski, der Regisseur des amerikanischen Rings, sie gedreht hätte? Vielleicht wäre er die bessere wahl gewesen, vielleicht hätte er ihn auch versiebt. Man weiß es nicht. Interessant wär`s trotzdem gewesen....

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