Review

Stelvio Massi womöglich und wahrscheinlich als mit bester Regisseur für Fred Williamson in dessen Karriere insgesamt, neben Landsmann Castellari und Williamson selber natürlich, der sich genauso gerne in Szene setzte und als Actionheld in jeder Lebenslage präsentiert. Massi (und Castellari) konnte den Selbsternannten allerdings auch inszenieren, er verstand etwas von Schnitt und Montage und er hatte zum fraglichen Zeitraum auch noch entsprechendes Produktionsvolumen in der Hinterhand, was beim Williamson und dessen selbst gestemmten und gestreckten Erzeugnisse nicht wirklich vorhanden war und wo man mehr so tat als ob und fleißig improvisiert:

Die junge Modefotografin Elys Trumbo [ Eva Grimaldi ] wird eines Abends Zeugin eines grausamen Mordes und kann dabei auch den Täter Snake [ Bruno Bilotta ], den Anführer einer brutalen Rockerbande fotografieren, wodurch sie prompt in dessen Schusslinie läuft. Ein Anschlag auf ihr Leben noch im Krankenhaus wird nur durch den zufällig anwesenden Polizisten Det. Robert Malone [ Fred Williamson ] vereitelt, der sich auch folgend ihres Schutzes annimmt und nach einem weiteren Angriff, diesmal auch auf seinen Vorgesetzten Chief Max Walker [ Maurice Poli ] zusammen mit seinem Partner Purvis [ Vassili Karis ] zum Gegenschlag ausholt.

Die gute alte Geiselnahme dient hier wie oft als Einführung des Helden der Geschichte, der Titelfigur, welche natürlich an City Cobra angelehnt ist und wo der Film auch so und als kleiner schmieriger Bruder zum sowieso schon derben und eher unerfreulichen Original aus Hollywoods rauer Polizistenära ist. Ideen werden kopiert und variiert, die unwohle Stimmung beibehalten und reproduziert, der Kampf nicht nur gegen das Verbrechen, sondern fast gegen das Böse, gegen absolute Brutalität und Skrupellosigkeit, was ebenso und mit gleichen Mitteln beantwortet und darauf reagiert werden muss. Mit der einzigen Ausnahme, dass dieselbe Kaltschnäuzigkeit von einem Mann auf der Seite von Recht und Ordnung, wenn auch nicht innerhalb deren Regeln ausgeht.

Die Geiselnahme findet in einer Schwimmhalle statt, was ein sehr ungewöhnlicher Ort dafür und gleichzeitig mit den kalten Fliesen, dem fast nackten und noch mehr ungeschützten Körper und der klinischen Atmosphäre der denkbar bedrohlichste auch ist. Kurzer Prozess wird dort gemacht, ein Mann mit blutigem Leibe liegt schon auf den Fliesen, drei weitere werden folgen, nur dass es dann die 'Richtigen' erwischt und der Auslöser von Mord und Totschlag kein Terrorist, sondern der Gesetzeshüter ist. Bilder, die sich durchaus einprägen und ihre Wirkung nicht verfehlen. Bilder, die im Abschluss der Reihe, im zusammenpappten Detective Malone erneut genutzt und aufgearbeitet werden und so trotz anderer Anordnung immer noch funktionieren. Ein Verdienst, den die autark gedrehten Nachfolger hierzu übrigens nicht haben; was den Vorteil eines erfahrenen Regisseurs und dessen Kenntnis mit dem Genre aufzeigt und die Eminenz dessen erklärt.

Der italienische Polizeifilm und/oder auch Aktionsfilm war in den Achtzigern schon längst am Ende, lokale Ware und einstmals gelobte Filmemacher am Krauchen und am Straucheln, Massi eingeschlossen, der zuvor durch ein halbes Dutzend Mailand-Zusammenarbeiten mit Maurizio Merli aufgefallen ist und v.a. noch die Marc the Narc - Trilogie, diese Erfolge aber auch schon ein Jahrzehnt her waren und seitdem viel und nichts Positives passiert. Der Film hier Low Budget, nicht ganz so nieder wie noch die beiden offiziellen Fortsetzungen, in denen die Philippinen unsicher gemacht werden und bereits deutlich und auch ausgiebig die Trashgefilde inspiziert. Anders als dort wirkt man hier noch, mit einfachen Mitteln, mit dem Strudel der Gewalt, mit der Unberechenbarkeit oder doch der blutrünstigen Berechenbarkeit der Kriminellen, die die Gegend zu ihrem Hoheitsgebiet erklären und wo für einfache Zivilisten eine No-go-Area wie aus der Post Apokalypse errichtet wird. Zeitweise spielt man mit Motiven des Horrorfilmes, Angriffe auf wehrlose Strandtouristen ebenso wie die Home Invasion, Attacken selbst in Krankenhäusern, wo durch die trockene bis statische Platzierung der Schießerei weniger das Spektakel an sich gefeiert wird als vielmehr eine unerbittliche Panik ausbricht; einer der Mörder kriecht noch im blutigen Todeskampf auf die Zeugin zu, während der Cop durch den zweiten Rabauken hinter seiner Deckung gepinnt ist.

Details, die den Film interessanter machen, als er letztlich eigentlich ist; denn ansonsten ist das Geschehen eher klein bis auch zermürbend, der Held der Geschichte selber ein Menschenfeind, dem der gute Umgangston, die Empathie und die Manieren abgekommen sind, der sich auch nie für die zu beschützende Frau interessiert, sondern nur den Köder für die Bestie in ihr sieht. Schauwerte der trüb und gedrungen wirkenden Immagine S.r.l. Produktion reichen von der karierten Tischdecke des winzigen Küchentisches über die Nackedeiaufnahme einer namenlosen Bettgespielin bis hin zu Stock Footage einer amerikanischen Großstadt, die man nie selber besucht hat und auch nur aus dem Fernsehen und dem Archiv eben kennt. Größere Aktionen fehlen, der vermeintliche Showdown auf einer brachliegenden Baustelle gegen ein Dutzend Hobos ist solide, während eine noch folgende Attacke im Restaurant unter seinen Möglichkeiten bleibt und eine Autohatz in der alten Fabrik einfach nur angepinnt ist.

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