In gewisser Weise ist „Black Cobra“ fast schon das Rip-Off eines Rip-Offs; bereits der Name evoziert den Stallone-Filme „Cobra“ (hierzulande „Die City Cobra“), der sich wiederum an „Dirty Harry“ anlehnte.
Was „Cobra“ sein Supermarktauftakt, das ist „Black Cobra“ seine anfängliche Geiselnahme im Schwimmbad. Detective Robert Malone (Fred Williamson) walzt als Verhandlungsführer in den Bau hinein, doch handelt anstatt zu verhandeln, will meinen: Er knallt die drei Geiselnehmer kurzerhand über den Haufen. Nach dem obligatorischen Anschiss vom Chef ist klar: Das ist einer, der Resultate bringt, zur Not auch unter großzügiger Auslegung bzw. Umgehung der Vorschriften, ein moderner Nachfahr von Dirty Harry.
Gleichzeitig wird die Gegend von ein paar kriminellen Rockern heimgesucht und die tun Böses, weil... na ja, weil sie eben böse sind. Raubmorde und dergleichen halt, wer braucht da noch große Motivationen, man benötigt ja Gesocks, dass man später in Manier von „Death Wish“ und Co. entsorgen kann; deshalb sieht man der Bande zwecks Antipathiensteigerung lange beim Rumlungern, Rumfahren und Morden zu.
Als sie jedoch die Nachbarin der Fotographin Elys Trumbo (Eva Grimaldi) erstechen, kann Elys den Boss der Bande ablichten und schließlich fliehen. Malone wird zu ihrem Schutz abgestellt, denn vor diesen Strolchen kann sie eben nur der härteste Cop beschützen...
Ohne ein gewisses Faible für Italoaction sollte man „Black Cobra“ besser nicht schauen, denn hier geht es mal wieder vor allem um die preiswerte Unterhaltung. Man versucht kaum die USA zu doubeln (man achte auf Polizeiautos und Straßenschilder), am liebsten dreht man sowieso kostengünstig am Strand oder im Steinbruch und manch eine Szene (z.B. das Rumgurken der Rocker) zieht man gerne in die Länge, um die Story auf Spielfilmlaufzeit aufzubauschen, während man gern Szenen aus Vorbildern wie eben „Cobra“ oder „Dirty Harry“ kopiert.
Doch davon mal abgesehen ist „Black Cobra“ solide B-Unterhaltung mit Simpelplot, ebenso einfach wie geradlinig erzählt wird. Emsig reiht man Konfrontation an Konfrontation, in deren Verlauf die kleine Bande nach und nach dezimiert wird, sodass diese für den Showdown einfach ein paar Obdachlose mit Knarren als Unterstützung ausrüsten. „Black Cobra“ erzählt die Sache mit einigem Drive, selbst Subplots wie die angedeutete Liebesgeschichte von Cop und Zeugin oder Malones Trauma werden erfreulich schnell abgehandelt und ergänzen die dünne Geschichte teilweise sogar wirklich sinnvoll. Zudem kann man „Black Cobra“ stimmige Einzelmomente nicht absprechen, gerade der Überfall auf das Krankenhaus besitzt einiges an Flair.
Über die Maßen spektakulär sind dann die Keilereien, Shoot-Outs und Verfolgungsjagden nicht, doch gute Genreware liefert „Black Cobra“ schon. Teilweise etwas ungelenk inszeniert, teilweise dann wieder nett choreographiert (vor allem der Kampf im Haus der Fotographin), doch mit einer erfrischenden Rohheit. Natürlich mit einigen Logiklücken (eine über große Entfernungen effektive Schrotflinte) und der Extraportion Machotum (Malone crasht auch einfach mal die Karre, wenn er dadurch den Fiesling abserviert), aber gerade das macht auch den Charme dieser Italoproduktion aus.
Der nimmermüde Fred Williamson spielt die Hauptrolle als schwarzer Supercop dann auch mit dem nötigen Elan, um die Dummheit des Drehbuchs teilweise zu übertünchen. Bruno Bilotta als Fiesling ist zwar gespieltes Klischee pur, aber doch mit einer ziemlich fiesen Aura, Eva Grimaldi OK, aber austauschbar, und der Rest vom Cast hat eh wenig zu vermelden.
Was bleibt ist ein atmosphärisch stimmiger Actionkrimi italienischer Herkunft mit einigen rohen Schauwerten, auf dessen Billigcharme man sich allerdings einlassen muss, andrerseits stören Drehbuchmängel und mangelndes Budget zu sehr. 5,5 Punkte meinerseits.